Litzmann

[623] Litzmann, 1) Karl, preuß. General, geb. 22. Jan. 1850 in Neu-Globsow (Kreis Ruppin), trat 1867 in das Gardepionierbataillon, wurde 1868 Leutnant, besuchte 1868–70 die vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin, war im Feldzug 1870/71 Pionieroffizier beim Gardekorps, beteiligte sich an den Schlachten von Gravelotte und St.-Privat, an der Einschließung von Metz und der Belagerung von Paris. Nach dem Frieden trat L. zur Infanterie über, besuchte 1872–75 die Kriegsakademie und erhielt beim Abschluß seiner Studien von Kaiser Wilhelm I. einen Ehrendegen. 1876–78 als Oberleutnant zur Dienstleistung beim Großen Generalstabe kommandiert, ward L. 1880 Adjutant der 24. Infanteriebrigade in Neiße, 1881 Kompaniechef, 1883 Lehrer an der Kriegsschule in Metz, kam 1886 in den Generalstab und wurde 1887 Major. 1891 ward er Bataillonskommandeur im Infanterieregiment Nr. 62, 1892 Oberstleutnant im Infanterieregiment Nr. 15, wirkte 1893–96 (seit 1895 Oberst) als erstes Direktionsmitglied der Kriegsakademie, 1896–98 als Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 49, wurde dann Generalmajor und Kommandeur der 74. Brigade in Stettin, 1899 Landwehrinspekteur in Berlin, 1901 Generalleutnant und Kommandeur der 38. Division in Kolmar und war Oktober 1902 bis März 1905 Direktor der Kriegsakademie in Berlin. Er schrieb: »Beiträge zur taktischen Ausbildung unserer Offiziere« (Berl. 1893–1905, 4 Tle. in wiederholten Auflagen).

2) Bertold, Literarhistoriker, geb. 18. April 1857 in Kiel, studierte 1875–80 in Bonn, Kiel, Leipzig und Berlin zuerst Rechtswissenschaft und Geschichte, später deutsche Sprache und Literatur, habilitierte sich 1883 als Privatdozent für deutsche Literaturgeschichte in Kiel, siedelte 1884 in gleicher Eigenschaft nach Jena über, wurde hier 1885 zum außerordentlichen Professor ernannt und 1892 als solcher nach Bonn berufen, wo er 1896 zum Ordinarius befördert wurde. Sein Hauptarbeitsgebiet ist die Geschichte des deutschen Theaters, für die er 1890 das Sammelorgan »Theatergeschichtliche Forschungen« begründete (bisher 19 Bde., Hamb. 1891–1902). Sein Hauptwerk ist die noch unvollendete Biographie »Friedrich Ludwig Schröder« (Hamb. 1890–94, Bd. 1–2); daneben verfaßte er eine Reihe von Schriften, die sich dem Verständnis weiterer Kreise anzupassen suchten: »Das deutsche Drama in den literarischen Bewegungen der Gegenwart« (Hamb. 1894, 4. Aufl 1897), »Ibsens Dramen« (das. 1901), »Goethes Lyrik« (Berl. 1903), »Goethes Faust, eine Einführung« (das. 1904). Ferner schrieb er: »Zur Textkritik und Biographie Johann Christian Günthers« (Frankf. 1880); »Chr. L. Liscow in seiner literarischen Laufbahn« (Hamb. 1883);[623] »Schröder und Gotter« (Hamb. 1887); »Schiller in Jena« (Jena 1889); »Der große Schröder« (Berl. 1904) und »Clara Schumann. Ein Künstlerleben nach Tagebüchern und Briefen« (Leipz. 1902–05, Bd. 1 u. 2). Auch besorgte er eine Ausgabe von J. C. Günthers Gedichten (in Reclams Universal-Bibliothek), von Goethes »Iphigenie« (im 10. Bande der Weimarischen Goethe-Ausgabe) und von Hölderlins »Gesammelten Dichtungen« (Stuttg. 1897, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 623-624.
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