[260] Munitionsergänzung, Ersatz der im Felde verbrauchten Munition, und zwar zunächst auf dem Gefechtsfelde, weiterhin durch Nachschub aus dem Etappengebiet und der Heimat. Mit der Vervollkommnung der Feuerwaffen in bezug auf Wirkungsweite und Feuergeschwindigkeit hat der rechtzeitige Ersatz der verbrauchten Munition immer mehr an Bedeutung zugenommen. Heutzutage ist eine Truppe, die Mangel an Munition leidet, als nahezu wehrlos zu bezeichnen. Für die Führer aller Grade erwächst daraus die wichtige Verpflichtung, den sachgemäßen Verbrauch und das dringend gebotene Haushalten mit der Munition dauernd zu überwachen und den Munitionsersatz mit allen Mitteln sicherzustellen, besonders, da die modernen Rohrrücklaufgeschütze zu sehr großer Feuergeschwindigkeit befähigt sind. Der deutsche Infanterist trägt 120 Patronen als Taschenmunition; jede Kompanie hat außerdem in dem zweispännigen Kompaniepatronenwagen rund 15,000 Patronen, die die Mannschaft, wenn möglich vor Eintritt in das Gefecht, erhält. Die neue S- (Spitzgeschoß-) Munition gestattet die Mitnahme größerer Patronenmengen (s. Patrone). Entleerte Patronenwagen fahren zur Wiederfüllung den Infanteriemunitionskolonnen (s. unten) entgegen; Patronenwagen, die nicht sogleich entleert werden konnten (wie dies im Begegnungsgefecht der Fall sein kann), sowie wiedergefüllte Patronenwagen nehmen tunlichst nahe ihrem Truppenteil verdeckte Aufstellung. Ihre Führer sind gehalten, auf Anfordern auch fremden Truppenteilen Munition abzugeben. In der Verteidigung wird im allgemeinen wohl auf die geregelte Durchführung des Munitionsersatzes bei der Infanterie gerechnet werden können. Anders im Angriff; hier wird, da das Vorbringen von Munition zur Feuerlinie durch einzelne Mannschaften nur in den seltensten Fällen ausführbar ist, meist nichts übrigbleiben, als den in die vorderste Linie einrückenden Verstärkungen möglichst viel Munition mitzugeben, die vorn alsdann zu verteilen ist. Verwundeten und Toten ist grundsätzlich die Munition abzunehmen. Jedes Armeekorps verfügt über 4 Infanteriemunitionskolonnen, bis zu deren Eintreffen auf dem Gefechtsfelde die höhern Führer in den Patronenwagen der noch zurückgehaltenen Truppenteile sich zweckmäßig eine bereite Munitionsreserve sichern. Die Infanteriemunitionskolonnen ergänzen sich ihrerseits aus den den Etappenbehörden unterstehenden Feldmunitionsparken, die aus heimatlichen Beständen ausgefüllt werden, und den Hauptmunitionsdepots (meist in Grenzfestungen etc.). Maschinengewehre führen reichlich Munition mit und ergänzen dieselbe aus den Infanteriemunitionskolonnen. Die übrigen Fußtruppen (Pioniere etc.) sind auf den nächsten Infanterietruppenteil angewiesen; ebenso die Divisionskavallerie (s. d.), während die Kavalleriedivisionen (s. d.) 6 Kavalleriepatronenwagen dauernd zugewiesen haben. Die Taschenmunition des deutschen Kavalleristen beträgt 45 Karabinerpatronen (Gewehrpatronen). Die Feldartillerie zählt bei jeder Batterie in Gefechtsbatterie und Staffel je 3 Munitionswagen; außerdem hat jede Infanteriedivision 23, jede Kavalierledivision eine »leichte Munitionskolonne« (gegliedert in 2 Schrapnell- und eine Granatsektion). Das Generalkommando verfügt noch über 8 Artilleriemunitionskolonnen; Ausfüllung dieser wie bei den Infanteriemunitionskolonnen. Bei der Fußartillerie werden mit der Mobilmachung zahlreiche Munitionskolonnen planmäßig aufgestellt, die sich im Feldkrieg aus Etappenanstalten, im Festungskrieg aus den Belagerungsparken (s. d.), bez. den Beständen der armierten Festung ergänzen. In Österreich hat der Infanterist 100 Patronen bei sich. Im Kompaniemunitionswagen (Verwendung wie in Deutschland), dessen Ausstellung bei Tag durch rote Fahne, bei Nacht durch grüne Laterne bezeichnet ist, sind 9450 Patronen (42 pro Gewehr) und 8 Zutragsäcke. Der Divisionspark enthält 57, Korpsmunitionspark 18, Armeemunitionspark 26, Armeemunitionsfelddepot 25, insgesamt 268 Patronen pro Gewehr. Die Neuausrüstung der Infanterie mit 120 Patronen Kriegstaschenmunition ist im Versuch. Für die bei Kavallerietruppendivisionen eingeteilten Infanteriebataillone sind in der Kavalleriemunitionskolonne 9 Patronen pro Gewehr. Der Kavallerist hat 50 Karabinerpatronen. In der Munitionskolonne (Park, Depot) sind weitere 78 Karabiner- und 41 Revolverpatronen pro Waffe. Bei der Artillerie führt die fahrende Batterie 50 Granaten, 70 Schrapnells, 4 Kartätschschrapnells, insgesamt 124 Schuß. Die reitende Batterie 50 Granaten, 60 Schrapnells, 8 Kartätschschrapnells, zusammen 118 Schuß. Pro Geschütz der Batterie sind in Park und Depot weitere 485, bez. 271 Schuß. Vgl. Kovařik, Versuch eines kriegsbrauchbaren Systems für den Munitionsersatz im Infanteriekampfe (Leipz. 1903); Loebells »Jahresberichte« (Berl.).