Philon

[794] Philon (Philo), 1) griech. Architekt zur Zeit Alexanders d. Gr., erbaute das Arsenal im Piräeus zu Athen, über das er auch eine Schrift verfaßt hat, und versah den eleusinischen Weihetempel mit einer zwölfsäuligen Vorhalle.

2) P. von Byzanz, Mathematiker, um 250 v. Chr., schrieb ein großes Werk über die gesamte MechanikMechanica syntaxis«). Erhalten ist das 4. Buch vom Geschützbau (hrsg. und übers. in Köchly-Rüstows »Griechischen Kriegsschriftstellern«, Bd. 1, Leipz. 1853), ein Auszug aus dem Teil über Festungsbau und Festungskrieg (beides hrsg. von Schöne, Berl. 1893) und von dem Teil über die Luftdruckwerke ein Bruchstück in lateinischer Übersetzung einer arabischen Übertragung (hrsg. in Roses »Anecdota graeca et graecolatina«, Bd. 2, Berl. 1870). Das seinen Namen tragende Schriftchen: »Die sieben Weltwunder« (hrsg. von Hercher, Par. 1858) stammt aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. (s. Sieben Wunder der Welt).

3) P. Judäos, jüdisch-hellen. Philosoph, geb. um 20 v. Chr., gest. gegen 54 n. Chr., begleitete 42 eine Mission der alexandrinischen Juden an den Kaiser Caligula, um gegen die Bedrückungen Abhilfe zu erbitten, denen sie ausgesetzt waren, weil sie das Bild des Imperators in ihren Synagogen aufzustellen sich weigerten. Als die Gesandtschaft vom Kaiser schnöde abgewiesen worden, verfaßte P. eine Rechtfertigungsschrift der Juden, die nach Caligulas Tod im Senat vorgelesen wurde. Seine auf allegorischer Deutung des Alten Testaments ruhende Philosophie braucht wesentlich stoische und Platonische Gedanken und betrachtet als Endzweck des Lebens das unmittelbare Schauen Gottes. Zwischen dem rein geistigen Gott und der irdischen Welt, die zu verschieden sind, als daß sie sich berühren könnten, fungieren Mittelwesen, die ebensosehr den Platonischen Ideen als den jüdischen Engeln entsprechen. Als ihre Zusammenfassung gilt der Logos, durch dessen Einführung Philons Lehre die Grundlage der Theologie der alexandrinischen Schule wurde, wie sie auch sonst auf viele christliche Schriftsteller Einfluß ausgeübt hat. Philons in griechischer Sprache geschriebene Werke sind von Tauchnitz (Leipz. 1851–54, 8 Bde.), neuerdings von Cohn und Wendland (Berl. 1896–1906, 5 Bde.; auch Textausgabe). enige neu aufgefundene von TischendorfPhilonea inedita«, das. 1868) herausgegeben worden. Über seine Philosophie schrieben: Gfrörer (Stuttgart 1835), Dähne (»Geschichtliche Darstellung der jüdisch-alexandrinischen Religionsphilosophie«, Halle 1834–35, 2 Bde.), Delaunay (2. Aufl., Par. 1870), Siegfried (»P. von Alexandria als Ausleger des Alten Testaments«, Jena 1875), Drummond (Lond. 1888, 2 Bde.), Freudenthal (»Die Erkenntnislehre Philons von Alexandria«, Berl. 1891), Wendland (»Philons Schrift über die Vorsehung«, das. 1892) und Herriot (»P. le Juif«, Par. 1898).

4) Herennios P. aus Byblos in Phönikien, Grammatiker, um 64–141 n. Chr., verfaßte außer einem berühmten literarhistorischen Werke: »Über Städte und die berühmten Männer aus denselben« in 30 Büchern, einer Hauptquelle der spätern Grammatiker, und anderm eine Übersetzung des angeblichen Sanchuniathon (s. d.), von der sich einige Bruchstücke erhalten haben (hrsg. in Müllers »Fragmenta historicorum Graecorum«, Bd. 3).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 794.
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