Rodenberg [2]

[46] Rodenberg, Julius, Dichter und Schriftsteller, geb. 26. Juni 1831 in Rodenberg (Hessen), studierte auf den Universitäten Heidelberg, Göttingen, Berlin und Marburg Rechtswissenschaft, widmete sich aber früh der Literatur, in die er mit lyrischen und lyrischepischen Dichtungen: »Sonette für Schleswig-Holstein« (Hamb. 1851), »Dornröschen« (Brem. 1852), »König Haralds Totenfeier« (Marb. 1853, 3. Aufl. 1856), eintrat. Zum Doctor juris promoviert, begab er sich auf Reisen, ließ aber noch, bevor er aus der Heimat schied, ein Bändchen »Lieder« (Hannov. 1853, 3. Aufl. 1860) erscheinen, die beifällig aufgenommen wurden, und die, mit spätern Dichtungen vermehrt, den Kern seiner »Lieder und Gedichte« (6. Aufl., Berl. 1901) bildeten. Doch trat die Lyrik bald in den Hintergrund vor einer vorzugsweise auf Wandereindrücke gestützten Feuilletonberichterstattung, die um ihrer frischen Lebendigkeit und ihres poetischen Hauches willen großen Anklang beim Publikum fand. Diese Feuilletons bildeten die Grundlage seiner zahlreichen Wander- und Skizzenbücher, wie: »Pariser Bilderbuch« (Braunschw. 1856); »Ein Herbst in Wales« (Hannov. 1857); »Kleine Wanderchronik« (das. 1858); »Alltagsleben in London« (Berl. 1859); »Die Insel der Heiligen« (das. 1860, 2. Ausg. 1863); »Verschollene Inseln« (das. 1861; daraus einzeln: »Stilleben auf Sylt«, 3. Aufl. 1876); »Die Harfe von Erin« (Leipz. 1862, 2. Aufl. 1863); »Tag und Nacht in London« (Berl. 1862, 4. Aufl. 1864), welch letzterm Werk der Roman »Die Straßensängerin von London« (das. 1862, 3 Bde.) folgte: Nach Deutschland zurückgekehrt, begründete R. ein »Deutsches Magazin«, das jedoch nach dreijährigem Bestehen wieder einging; dafür erlangte er mit seinem zweiten Roman: »Die neue Sündflut« (Berl. 1865, 4 Bde.), beim Publikum einen um so größern Erfolg. 1863 ließ er sich dauernd in Berlin nieder, wo er sich zuerst an der Redaktion des »Bazar« beteiligte, dann (1867) eine größere Monatsschrift: »Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft«, ins Leben rief und bis 1874 (zuerst gemeinsam mit Dohm) leitete, worauf er die Monatsschrift »Deutsche Rundschau« gründete, die sich unter seiner Leitung bald zu einer Zeitschrift von führender Bedeutung gestaltete. Als Feuilletonist veröffentlichte er noch: »Diesseits und jenseits der Alpen« (Berl. 1865); »Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht« (2. Aufl., Leipz. 1867); »Aus aller Herren Ländern« (Berl. 1868); »Studienreisen in England« (das. 1873); »In deutschen Landen«, Skizzen und Ferienreisen (Leipz. 1873); »Wiener Sommertage« (das. 1875); »Ferien in England« (Berl. 1876); »Belgien und die Belgier«, Studien (das. 1881); »Heimaterinnerungen an Franz Dingelstedt und Friedrich Ötker« (das. 1882); »Bilder aus dem Berliner Leben« (das. 1885–88, 3 Bde.; 3. Ausg. 1890); »Eine Frühlingsfahrt nach Malta« (das. 1893). Als Poet ließ er noch eine Übertragung von Bérangers »Letzten Liedern« (Hannov. 1858), das Idyll »Die Myrte von Killarney« (Berl. 1867), den historischen Roman »Von Gottes Gnaden« (das. 1870, 5 Bde.), »Kriegs- und Friedenslieder« (das. 1870), »Lorbeer und Palme«, zwei Festspiele zur Heimkehr der Truppen aus Frankreich (das. 1872), den Familienroman »Die Grandidiers« (Stuttg. 1878, 3 Bde.; 2. Aufl. 1890), die humoristischen Erzählungen: »Herrn Schellbogens Abenteuer« (das. 1890), »Klostermanns Grundstück« (das. 1891, 2. Aufl. 1892) und das Festspiel »Friedrich Schiller« (Berl. 1884) erscheinen. Außerdem veröffentlichte R. die Biographie: »Franz Dingelstedt. Blätter aus seinem Nachlaß« (Berl. 1891, 2 Bde.) und »Erinnerungen aus der Jugendzeit« (das. 1899, 2 Bde.). An seinem 70. Geburtstag wurde ihm der Professortitel verliehen; in der Festschrift »Julius R.« (Berl. 1901), mit Beiträgen bekannter Schriftsteller, ist auch eine genaue Bibliographie seiner Schriften enthalten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 46.
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