Salomoninseln

[478] Salomoninseln, Inselgruppe im Stillen Ozean, zu Melanesien gehörig (s. Karte »Bismarck-Archipel«), erstreckt sich östlich von der Südspitze Neuguineas, südöstlich vom Bismarck-Archipel, zwischen 5° und 11° südl. Br. und 154°40´ und 162°30´ östl. L., mit 43,900 qkm Fläche. Der aus sieben großen und vielen kleinen Inseln bestehende Archipel zieht sich vom Südende Neumecklenburgs in zwei parallelen Reihen nach OSO. In der nördlichen Reihe sind die größten Inseln: Bougainville (mit Buka), 10,000 qkm, Choiseul, 5850 qkm; durch die Manningstraße von ihr getrennt Isabella, 5840 qkm, Florida (Anuda), 440 qkm, Malaita mit Maramasiki, 6200 qkm. Die südliche Reihe beginnt südlich von Choiseul mit der Gruppe Neugeorgia, 3220 qkm, zu der man außer der 763 m hohen Hauptinsel Neugeorgia die kleinern Inseln Mono, Vella Lavella (Vela la Velha), Giso, Ronongo, Narowo, die Hammondinseln Montgomery und Rendova, den erloschenen Vulkan Kulambangra (1500 m), die Bangunninsel u.a. rechnet. Dann folgen das vulkanische Buraku (Murray), die Pawuwu- oder Russellinseln 400 qkm, Guadalcanar, 6500 qkm, das noch 1567 rauchende vulkanische Savo, San Cristoval, 3050 qkm. Daran schließt sich die südliche Seitengruppe mit der 770 qkm großen Rennelinsel, im NO. werden die S. von einer Reihe kleiner Laguneninseln: Nissaninseln, Carteretinseln, Marqueen-, Palowi-, Tasman-Atoll, Lord Howe, Candelariariff, Stewart-Atoll begleitet. Die S. sind teils vulkanischen, teils korallinischen Ursprungs. Zur ersten Kategorie gehören alle großen Inseln, aber auch mehrere kleinere, wie Eddystone, Savo, Murray. Erdbeben sind häufig, tätige Vulkane kennt man aber nur auf der Insel Bougainville. Die höchsten Erhebungen überschreiten 2400 m. Korallenkalk überlagert vielfach einen vulkanischen Kern. Die Küsten sind meist von Korallenriffen umgeben, durch die aber Kanäle zu geräumigen und sichern Häfen führen. Der Boden ist fruchtbar, gut bewässert u. mit dichtem Urwald (Sandel-, Ebenholz) bedeckt. Von ursprünglich einheimischen Säugetieren sind nur Fledermäuse vorhanden, Schweine, Hunde und eine kleine Ratte sind eingeführt; außerdem gibt es Krokodile, Scharen von Tauben, Papageien, Honigsauger, Eisvögel, Kuckucke, prachtvolle Insekten, aber in wenigen Arten. Das Klima ist heiß, sehr feucht und ungesund; das Thermometer schwankt an der Küste zwischen 24 und 30°. Der Nordwestmonsun weht von November bis März, der Südostmonsun von April bis Oktober. Die Bewohner (s. Tafel »Australier und Ozeanische Völker I«, Fig. 7; Tafel »Australisch-ozeanische Kultur II«, Fig. 5, und Tafel »Kunst der Naturvölker I«, Fig. 5), deren Zahl man auf nur 200,000 schätzt, sind Melanesier, wohnen in Dörfern (s. Tafel »Wohnungen der Naturvölker I«, Fig. 6), treiben Ackerbau, stehen unter Häuptlingen, sind aber dem Kannibalismus ergeben und bekriegen sich fortwährend untereinander. Auf einigen der Koralleninseln im NO. (Marqueen, Lord Howe, Tasman, Stewart) wohnen Polynesier. Die Lage der Frauen ist sehr traurig, besser die der überall gehaltenen Sklaven. Seit 1861 wirkt hier die englische melanesische Mission, seit 1888 auch die rheinische Mission. Die Feindseligkeit der Eingebornen machte diese Inseln lange Zeit ganz unzugänglich; in neuester Zeit haben sich die Bewohner der deutschen Inseln (s. unten) zur Arbeit auf den Pflanzungen in Kaiser Wilhelms-Land anwerben lassen. Die S. liefern Kopra, Schildkrötenschalen, Trepang, Perlmutterschalen, Steinnüsse in den Handel. Buka und die Westseite von Bougainville gelten als reich an Kokospalmen. Im britischen Anteil, der mit Australien in regelmäßiger Dampferverbindung steht, waren 1904 schon 2748 Äcker von weißen Pflanzern mit Kokospalmen besetzt, die Ausfuhr nach Sydney betrug 1903/04 etwa 38,000, die Einfuhr über 50,000 Pf. Sterl., während die deutschen S. wirtschaftlich noch als ein verschlossenes Land gelten müssen. Der Archipel wurde 1567 von dem spanischen Seefahrer Mendaña entdeckt und S. benannt (dessen Reisebeschreibung von der Hakluyt-Gesellschaft neu herausgegeben durch Amherst und Thomson, Lond. 1901, 2 Bde.). Aber erst nach zwei Jahrhunderten fanden Franzosen einzelne Inseln wieder: 1767 Carteret, 1768 Bougainville und 1769 Surville. Durch ein Abkommen vom 17. Mai 1885 erhielt Deutschland die Inseln Buka, Bougainville, Choiseul, Isabella, St. George, Shortland u.a., dagegen England Neugeorgia, Guadalcanar, Malaita, San Cristoval u.a., 1899 aber trat Deutschland Shortland, Choiseul und Isabella an England ab, so daß der deutsche Anteil jetzt etwa 10,000 qkm mit 60,000 Einw. beträgt. Anfangs von der Neuguinea-Kompanie verwaltet, stehen die deutschen S. jetzt unter der Hoheit des Deutschen Reiches und sind dem Bismarck-Archipel des Schutzgebietes Deutsch-Neuguinea angegliedert. 1905 wurde auf den deutschen S. die Regierungsstation Kieta errichtet. Der britische Anteil (Solomon Islands) umfaßt 33,900 qkm mit 140,000 Einw., darunter (1903) 78 Europäer, und außer den schon genannten Inseln (seit 1898) auch die Santa Cruz- und Tucopiainseln (s. d.). Vgl. Guppy, The Solomon Islands etc. (Lond. 1887, 2 Bde.); Parkinson, Zur Ethnographie der nordwestlichen S. (Berl. 1899); Ribbe, Zwei Jahre unter den Kannibalen der Salomo-Inseln (Dresd. 1903); »Annual Reports on the British Solomon Islands«; Wegener, Deutschland im Stillen Ozean (Bielef. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 478.
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