[838] Schleier, Stück des weiblichen Putzes, gewöhnlich ein seines, florartiges, oft mit Spitzen verziertes Gewebe zur Verhüllung des Gesichts, des Kopfes oder noch andrer Teile des Körpers. Der Gebrauch des Schleiers ist im Orient seit uralter Zeit heimisch, und noch gegenwärtig legt die herrschende Sitte den dortigen Frauen die Verpflichtung auf, sowohl auf der Straße als auch im Haus in Gegenwart von Fremden das Gesicht verschleiert zu tragen. Bei den griechischen und namentlich bei den römischen Frauen der Kaiserzeit war der S. mehr ein Putzstück. Ihre Art, ihn zu tragen, ähnelte der heutigen der Nonnen, für deren Stand er symbolische Bedeutung hat, daher den S. nehmen, soviel wie ins Kloster gehen. Im Mittelalter gewann er besonders seit dem 14. Jahrh. an Bedeutung und wurde seitdem bald länger, bald kürzer getragen, am meisten und am elegantesten ausgestattet von den Italienerinnen, so namentlich noch jetzt in Genua, Mailand und Venedig. Die flandrischen Frauen des 14. Jahrh. trugen lange S., die von den Spitzen ihrer zuckerhutförmigen Hauben herabfielen (s. Tafel »Kostüme II«, Fig. 3). Als Symbol des Unerforschlichen galt er in den Mysterien der Alten. Vgl. auch Flinder und Brautschleier. In der Botanik bezeichnet S. die an den jungen Fruchtkörpern mancher Hymenomyzeten vom Hutrand aus nach dem Stiel über das Hymenium ausgespannte Haut (s. Pilze, S. 885); auch das sogen. Indusium auf den Fruchthäuschen der Farne (s. Farne, S. 336).