Taubenvögel

[345] Taubenvögel (Tauben, Girrvögel, Columbae, Gyrantes), Ordnung der Vögel, umfaßt Vögel von mittlerer Größe mit kleinem Kopf, kurzem Hals, schwachem Schnabel, mittellangen Flügeln und kurzen Spaltfüßen. Die T. stehen den Hühnern in vieler Beziehung sehr nahe, unterscheiden sich jedoch äußerlich durch die Form der Flügel und des Schnabels, innerlich durch den paaren Kropf und andre Merkmale von ihnen. Im Gefieder fehlen zwischen den Konturfedern die Daunen; die Flügel sind (mit Ausnahme der Dronten) ziemlich lang und zugespitzt. Das Brustbein hat einen sehr hohen Kamm. Der Schnabel ist am Grunde weichhäutig. Der Magen hat eine sehr starke Muskelschicht, die Gallenblase fehlt; die Blindsäcke des Darmes sind sehr kurz. – Die T. sind gute, zum Teil ausgezeichnete Flieger, aber schlechte Läufer. Zur Brütezeit leben sie paarweise zusammen und ziehen dann zuweilen in ungeheuern Scharen umher (Wandertaube). Das Weibchen legt gewöhnlich 2, selten 1 oder 3 Eier in ein kunstloses Nest; die Jungen schlüpfen fast ganz nackt aus und werden durch eine milchartige Absonderung aus dem Kropf der Mutter in den ersten Tagen ernährt. Die T. sind fast auf der ganzen Erde zu finden, haben indessen ihre größte Verbreitung auf den Inseln der Südsee und den Antillen, wo ihre Eier den Nachstellungen der Vierfüßer und Raubvögel wenig ausgesetzt sind. Fossil kennt man sie aus Frankreich und England; in historischer Zeit ausgestorben ist der Dodo. Man unterscheidet drei Familien: 1) Dodos oder Dronten (Dididae) mit 2 Gattungen: Didus (Dronte von Mauritius) und Pezophaps (Solitaire, von Rodriguez), noch im 17. Jahrh. lebend und auf den genannten Inseln sehr zahlreich. Flügel und Schwanz verkümmert. 2) Erdtauben (Didunculidae) mit der einzigen Art Didunculus strigirostris von den Samoainseln, mit gezahntem Unterschnabel, kurzem Schwanz, mäßig langen Flügeln, starken Läufen und langen Krallen. 3) Tauben (Columbidae) mit stets ungezahntem Schnabel, etwa 50 Gattungen mit über 350 Arten; diese bringt man in die Unterfamilie Gourinae (von Hühnergröße, auf dem Kopf eine Federkrone; nur die Gattung Goura, auf Neuguinea, Java und den Bandainseln), Caloenadinae (Lauf lang; nur die Gattung Caloenas; Nikobaren, Philippinen, Neuguinea), Columbinae (Lauf kurz, Schwanz mit 12 Steuerfedern) und Treroninae (Lauf kurz, Schwanz mit 14 Steuerfedern). Die beiden letztgenannten Gruppen sind die Hauptvertreter der Familie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 345.
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