Vēnen

[19] Vēnen (Venae, Blutadern), im weitern Sinne schlechtweg gleich Adern, im engern Sinne dünnhäutige Röhren, in denen das Blut nach dem Herzen zurückfließt. Bei den Wirbeltieren entspringen sie aus den Kapillargefäßnetzen der Organe als kleine Gefäßchen (Venenwurzeln), die nach und nach zu größern Zweigen, Ästen und Stämmen zusammentreten Da sie den Druck des Herzens nicht mehr unmittelbar, wie die Arterien, auszuhalten haben, so sind ihre Wände dünner, schlaffer und ausgedehnter als die Arterienwände, im allgemeinen aber von derselben Zusammensetzung wie diese. Ihre innere Haut bildet an vielen Stellen (beim Menschen meist in Abständen von 5–8 cm) taschenähnliche Falten oder Klappen, deren je zwei einander gegenüberstehen und so an der Innenfläche der V. angebracht sind, daß sich das Blut in ihnen fangen muß, sobald es in rückläufige Bewegung gerät, während es in der Richtung nach dem Herzen zu ungehindert zwischen ihnen hindurchstießen kann. Sie wirken also wie Ventile. In den V. fließt das Blut kontinuierlich, nicht stoßweise, weit langsamer als in den Arterien, aber schneller als in den Kapillaren. Über ihre Anordnung und Verteilung im Körper s. Art. »Blutgefäße« (mit Tafel, auf der die V. mit blauer Farbe eingedruckt sind). Erkrankungen der V. kommen häufig vor, doch meist nur neben Erkrankungen benachbarter Gewebe und Organe. Die häufigste Venenkrankheit ist die Erweiterung derselben (Phlebektasie), namentlich an den untern Extremitäten solcher Leute, die anhaltend stehen müssen. Sie ist entweder gleichmäßig zylindrisch, oder besteht in ungleichmäßigen buchtigen Erweiterungen des Venenrohrs (Varikosität, s. Krampfadern). In den erweiterten V., die eine verdickte Wand besitzen, kommt es leicht zur Gerinnung des Blutes (Thrombose). Solche Blutgerinnsel können nachträglich zu Venensteinen (phlebolithi) verkalken. Die Entzündung der Venenwand (Phlebitis) tritt meist infolge einer vorausgegangenen Verletzung ein und geht mit dumpfen oder lebhaften Schmerzen einher; die Haut über der entzündeten Vene selbst fühlt sich gespannt und hart an, die Haut in der Umgebung ist entzündlich geschwollen. Mit der Venenentzündung ist stets die Gefahr einer Eitervergiftung des Blutes (Pyämie) verbunden. Die Behandlung besteht in Anwendung von Kälte bei größter Ruhe des erkrankten Gliedes.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 19.
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