[716] Arkadĭa (Gesch.). Die Arkadier (Arkades) galten für das älteste Volk der Griechen, ja die Sage machte sie zu Proseleni (d.i. älter als der Mond) u. führte sie zurück bis über die Deukalionische Fluth. A-s erster König soll Pelasgos gewesen sein (d. h. zu den Ureinwohnern kamen Pelasger); er lehrte dies Volk Hütten bauen u. Kleider von Häuten verfertigen. Sein Sohn Lykaon baute die erste Stadt in A., Lykosura; seine 50 Söhne gingen theils außer Land, theils gründeten sie in A. Städte, der herrschende war Nyktimos. Nach ihm folgte sein Neffe Arkas, von welchem Land u. Volk seinen Namen bekam, er lehrte sein Volk die Wolle ihrer Heerden zu Kleidern benutzen u. Brod statt der Eichelkost essen. Der erste Einfall der Dorer im Peloponnes verunglückte besonders durch Arkadier, indem Echemos, König von Tegea, den dorischen Anführer Hyllos[716] erschlug. Bei der späteren Rückkehr derselben regierte Kypselos, welcher dem Dorerführer Kresphontes seine Tochter vermählte u. sein Land frei von den Einwanderern hielt. Einer seiner Nachkommen war Ächmis, der 11. u. letzte war Aristokrates zur Zeit des Messenischen Kriegs. Weil er in diesem Kriege die Messenier verlassen hatte u. zu den Spartanern übergegangen war, so wurde er von seinen Unterthanen gesteinigt, und A. zerfiel nun in mehrere Republiken. Im Peloponnesischen Kriege dienten Arkadier als Miethstruppen beiden kriegführenden Parteien. Vorzüglich angefeindet wurden die arkadischen Staaten von Sparta wegen ihrer Verfassung, u. es gelang den Lacedämoniern endlich, die Freiheit des Landes zu untergraben, indem sie wechselsweise eine der beiden Hauptstaaten, Mantinea u. Tegea, die einander Feind waren, unterstützten. Mantinea hatten sie bereits erobert, von der Einnahme des ganzen Landes hielt sie die Niederlage bei Leuktra ab. Darauf bauten sie, auf den Rath des Epaminondas, gegen Spartas fernere Eingriffe an ihre Grenze die Stadt Megalopolis und vereinigten sich zu einem engern Bunde. 10,000 Bürger aus allen Städten des Landes sollten sich versammeln u. die Intressen des Bundes besprechen; ein stehendes Heer von 5000 M. sollte die Beschlüsse der Abgeordneten unterstützen. Der Bund kam zu Stande, hatte aber kein Gewicht. Im Kriege mit den Feldherren Alexanders des Großen litt A. sehr, nur die größeren Städte, wo sich wieder Tyrannen aufgeworfen hatten, erhielten sich im Wohlstande. Die Theilnahme am Achäischen Bunde brachte vollends das letzte Unglück über A.; Anfangs stritten sich Spartaner u. Achäer um A-s Städte, nachher besetzten u. zerstörten die Macedonier dieselben, u. was aus dieser Schreckenszeit gerettet war, verfiel unter der römischen Herrschaft. Im Mittelalter wanderten Albaner u. Bulgaren zu den ursprünglichen Einwohnern.
Pierer-1857: Arkadĭa [1] · Arkadia