Cherokesische Sprache

[912] Cherokesische Sprache, Sprache zu den floridischen Sprachen in Nordamerika gehörig, ist die einzige amerikanische Sprache, welche der Erfindung eines Eingeborenen, Sequoyah (Georg Gueß) seit 1824 ein eigenes Alphabet od. Syllabar verdankt, wovon Typen gegossen sind, mit denen die in Neu-Echota erschienene Cherokesische Zeitung, Phönix, gedruckt ist. Dieses Syllabar besteht aus 85 Zeichen. Alle Wörter endigen auf Vocale. Die[912] Ch. Spr. hat keinen Artikel, sondern gebraucht dafür, wo es nöthig, das Zahlwort eins, od. die demonstrativen Pronomina. Die Haupt- u. Fürwörter haben 3 Zahlen: Singularis, Dualis u. Pluralis. Relative Fürwörter fehlen. Die Adjectiva sind ihrer Form nach meistens Verba, indem dieser letztere Redetheil im Cherokesischen wie in den meisten amerikanischen Sprachen bes. ausgebildet ist. Das Verbum hat ebenfalls 3 Zahlen u. unterscheidet noch in der 1. Person Dualis (wir beide) der Form nach, ob ich u. du, od. ich u. er gemeint ist, z.B.: inalüiha, du u. ich binden es, awstalüiha, er u. ich binden es. Das Verbum hat besondere Formen, um die Beziehung auf eine Mehrheit u. die Fortsetzung od. Wiederholung einer Handlung auszudrücken, z.B.: tsigawwati ich sehe (ein Ding), testigawwati ich sehe (mehrere Dinge), galüiha ich binde, galüihawi ich pflege zu binden. Ferner hat das Verbum 5 Modi: Indicativ, Imperativ, Subjunctiv, Potential u. Infinitiv; mehrere Tempora, von denen bes. ein doppeltes Perfectum, je nachdem der Sprechende als Augenzeuge erzählt od. nicht, bemerklich zu machen ist. Durch die Beziehung des Verbum auf Pronominalobjecte wird die Conjugation noch mannigfaltiger, so wie auch das Verbum fähig ist, selbst Nomina in sich aufzunehmen, od. durch verschiedene Wurzeln die Beziehung auf verschiedene Gegenstände auszudrücken. So gibt es 13 verschiedene Ausdrücke für waschen, je nachdem man vom Waschen des Körpers, Gesichts, der Hände, Füße, Kleider etc. spricht. Eben so verhält es sich mit den Wörtern: lieben, nehmen u.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 912-913.
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