[241] Coehornsche Befestigungsmanier (Coehornsche Manier). Wenn auch Coehorn in seinen Befestigungsmanieren einzelne seiner wichtigsten Grundsätze aus Speckle entlehnte, so war dennoch in seinen Anlagen zum großen Theil eigene Erfindung, denn die Grundsätze Freitags, des Begründers der Altniederländischen Manier, befolgte er nur insofern, als auch er seine Befestigungsweise auf die Bodenbeschaffenheit seines Vaterlandes basirte. Coehorn ging von folgenden Grundsätzen aus: alles Mauer, werk muß möglichst dem Auge des Feindes entzogen sein; der gedeckte Weg u. trockene Gräben müssen bis auf den Wasserhorizont vertieft werden, damit der Feind sich schwer zu logiren vermag; man muß die Vortheile nasser u. trockener Gräben zu verbinden suchen; es muß bei der Vertheidigung eine kräftige Offensive möglich sein; die Außenwerke müssen abgesondert u. so angelegt sein, daß der Verlust des einen nicht den Verlust der andern zur Folge hat; die Außenwerke müssen die Flanken decken, u. da letztere die hauptsächlichste Vertheidigung gewähren, so ist es besser große Flanken als große Facen zu haben; die Werke müssen überall gut bestrichen sein, der Feind muß überall zwischen zwei Feuer kommen; die Gräben können zur Verringerung der Kosten von verschiedener Tiefe sein. Nach diesen Grundsätzen hat Coehorn 3 Befestigungsmanieren aufgestellt, die sämmtlich dem Bastionärsystem angehören u. von denen die 1. auf ein Sechseck, u. zwar in einem Terrain, dessen Wasserhorizont 4 Fuß tief liegt, berechnetist; die 2. nimmt ein Siebeneck u. den Wasserhorizont 3 Fuß tief an; die 3. Manier endlich ist auf ein Achteck angewandt u. setzt ein Terrain voraus, wo das Wasser 5 Fuß tief liegt. Besonders wichtige Einrichtungen Coehorns sind: der vertiefte u. sehr breite gedeckte Weg, welcher mit seinen großen, eingehenden Waffenplätzen den Ausfallkrieg sehr erleichtert, die Anlage der Faussebraie vor den Bastionen u. Ravelinen, u. durch einen trockenen Graben von denselben getrennt, ferner große, dreifache u. zu den Defenslinien senkrecht gestellte Flanken, von denen die beiden unteren durch ein sogenanntes Orillon vollständig gegen den Ricochettschuß gesichert sind. Das größte Verdienst aber liegt in der gleichzeitigen Anwendung der trockenen u. nassen Gräben, welche dem Ausfallkriege im Innern der Befestigung eine Mannigfaltigkeit u. Ausdauer verleihen, wie sie kein anderes Befestigungssystem aufzuweisen hat. Als Fehler der Coehornschen Manieren werden angesehen: die zu schwachen Mauern der Caponieren u. Gallerien, die große Höhe des gemauerten Orilions, der Mangel von Abschnitten im Bastion.
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