Elektromagnetische Uhr

[623] Elektromagnetische Uhr, eine Erfindung Wheatstone's, vermittelst deren eine einzige Uhr benutzt werden kann, um an den verschiedensten u. entferntesten Stellen übereinstimmende Zeitangaben zu erhalten. Auf einer Sternwarte läßt sich in dieser Weise in jedem Zimmer ein in seinem Bau einfaches Instrument anbringen, das die Secunden mit eben solcher Genauigkeit anzeigt, als die astronomische Normaluhr, mit der es in Verbindung steht, so daß man der Nothwendigkeit überhoben ist, verschiedene Uhren zu haben u. bes. zu reguliren. Eben so reicht in großen Gebäuden eine einzige Uhr hin, um in allen Theilen desselben die Tageszeit mit einer Genauigkeit anzugeben, die durch besondere Uhren nicht zu erzielen ist. Das Princip der E-n u. ist dasselbe, welches in der elektromagnetischen Telegraphie zur Anwendung kommt. An der metallenen Pendelstange der Normaluhr ist eine Feder befestigt, welche am Ende jeder Schwingung ein Metallstück berührt, zu welchem der Poldraht einer galvanischen Batterie führt. Von dem Zapfenlager des Pendels aus führt ein Draht weiter nach den Orten der verschiedenen Uhren, u. zwar an jedem solchen durch die Windungen eines Elektromagneten, endlich zu dem anderen Pole der galvanischen Batterie. Sonach ist am Ende jeder Schwingung der Normaluhr die Kette einen Augenblick geschlossen, die Elektromagneten ziehen einen Anker an, welcher mittelst eines daran befestigten Hakens ein gezahntes Rad u. somit den Zeiger der Uhren bewegt. Sobald aber die Feder des Normalpendels das Metallstück verläßt, ist die Kette geöffnet, die Elektromagnete werden unmagnetisch u. die Anker durch eine Feder zurückgezogen; das Zurückgehen des Rades aber dabei durch einen Sperrhaken verhindert. E. U-en, welche in einer ganzen Stadt vertheilt sind u. mit einer Normaluhr in Verbindung stehen, sind zuerst von Stöhrer eingerichtet worden; solche Einrichtungen bestehen u.a. in Leipzig u. Brüssel Bain in Edburg hat auch E. U-en erfunden, in denen der Elektromagnetismus statt der Gewichte od. statt der Elasticität der Feder ursprünglich die Triebkraft bildet; doch haben sie vor den gewöhnlichen Uhren keinen Vorzug.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 623.
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