Eller [2]

[649] Eller, 1) Joh. Theodor, geb. 1689 zu Plötzkau in Anhalt, wurde 1735 königlich preußischer Leibarzt, später unter Friedrich II. Geheimer Rath u. Director des Collegium medicum in Berlin, wirkte hauptsächlich zur Begründung der Charité u. starb 1760; er schr.: Physiologia et pathol. med., Schneeb. 1748, 2 Thle., 3. Aufl. Altenb. 1770; O bserv. de cognoscendis et cur. morbis, Königsb. 1762, Amsterd. 1766; Physikalisch-chemischmedicinische Abhandlungen der königlichen Akademie, herausgeg. von Gerhard, Berl. 1764. 2) Elias, geb. 1690 zu Ronsdorf im Bergischen, war Bandweber u. Bürgermeister daselbst u. Agent der Reformirten Kirchen im Bergischen; ein kluger Mann, aber durch die Lectüre schwärmerischer Religionsschriften zum ausschweifenden Schwärmer geworden; er starb 16. Mai 1760. Seine Anhänger hießen nach ihm Ellersche od. Ellerianische Secte, auch nach E-s Geburtsort Ronsdorfer Secte, u. Zioniten, weil E. seine andere Frau, Anna v. Büchel, für eine vom Heiligen Geist getriebene Frau u. (nach Apokal. 12,1) die Zionsmutter ausgab, sich selbst dazu den Zionsvater nannte u. für einen außerordentlichen Boten Gottes hielt, der höher als Christus selbst wäre; seine 4 mit jener gezeugten Kinder hielt er von Gott unmittelbar gezeugt, einen 5., der ihm 1734 geboren wurde, gab er für Gottes Sohn aus, aber derselbe starb schon nach einem Jahre. Die Glieder dieser Secte waren in 3 Klassen getheilt, in die des Vorhofs, der Schwelle u. des Tempels. In ihren Versammlungen sollen sehr grobsinnliche Ausschweifungen vorgekommen sein. Erst 1730, nach vierjährigem Bestehen, wurde etwas von der Existenz dieser Secte ruchbar, allein da E. Alles sehr geheim hielt, so wurde die ganze Gesellschaft erst 1760, nach E-s plötzlichem Tode, entdeckt u. solche Enthüllungen gemacht, daß einer der Hauptanhänger, der Prediger Peter Wülsingh, auf das Zuchthaus kam. Das heilige Buch dieser Secte hieß die Hirtentasche, in der die Deutungen der Bibel, die göttlichen Reden der Zionsmutter, die Liebesmahle, die Copulationsacte etc. standen. Vgl. Krevel, Geheimnisse der Bosheit der Ellerianischen Secte zu Ronsdorf, Marb.1751, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 649.
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