[130] Gemeingefühl (gr. Cönästhesis, Lebensgefühl, Lebenssinn), Wahrnehmung der Seele von dem Zustande des eigenen Körpers, unabhängig von den Sinnen, so daß man eine dunkele Vorstellung hat, die nicht unter einem bestimmten Begriff gefaßt werden kann, daher auch nicht mittheilbar ist. Das G. hat seinen Sitz in dem durch den ganzen Körper verbreiteten Nervensystem, bes. aber ist es in dem Gangliensystem ausgebildet. Es ist normal als Gesundheitsgefühl, das sich durch die Wahrnehmung der Ungestörtheit der körperlichen Verrichtungen andeutet; abnorm ist es als Krankheitsgefühl, hier aber auf bestimmte Weise in Empfindungen hervortretend, die, wenn auch nicht klar dargestellt, doch durch Vergleichungen charakterisirt werden können, wie das Gefühl von Schwere od. Zerschlagensein der Glieder, von Angst, von Übligkeit etc. Auch die Gefühle von Hunger u. Durst u. mehrere, welche den Charakter haben, eines äußeren Objects für die aufgeregte Vorstellung zu entrathen, können hieher gezogen werden; eben so aber auch die höheren Anregungen des Lebens in Befriedigung sinnlicher Genüsse aller Art, ja auch schon das Wohlbehagen, welches die bloße Beseitigung eines belästigenden Gefühls erregt.