Herwegh

[294] Herwegh, Georg, geb. den 31. Mai 1817 in Stuttgart, studirte in Tübingen Theologie, arbeitete dann in Stuttgart an Lewald's Zeitschrift Europa, erhielt, als er conscriptionspslichtig war, aus Rücksicht auf seine bedeutenden geistigen Anlagen, auf unbestimmte Zeit Urlaub, verwickelte sich in Streit mit einem Offizier u. flüchtete deshalb nach der Schweiz, lebte in Emmishofen im Canton Thurgau, arbeitete dort mit an der von Wirth herausgegebenen Volkshalle u. schr. freisinnige politische Lieder (Gedichte eines Lebendigen, Zürich u. Winterthur 1841, n. A. 1848), welche großes Aufsehen erregten u. in kurzer Zeit 7 Auflagen erlebten. 1842 reiste er nach Preußen u. fand allenthalben die ausgezeichnetste Aufnahme, wurde in Berlin selbst dem König Friedrich Wilhelm IV. vorgestellt; in Folge eines von Königsberg aus an den König geschriebenen Briefes, in dem er sich mit Verletzung aller Form in sehr bittern Ausdrücken über die Maßregeln der dortigen Polizei gegen ihn beschwerte u. welcher gegen H-s Wissen veröffentlicht erschien, wurde er aus den preußischen Staaten verwiesen u. auch in Zürich, wo er sich fixiren wollte, nicht aufgenommen; doch erhielt er vom König von Württemberg für seine Flucht vom Militär Verzeihung u. die Erlaubniß in sein Vaterland zurückzukehren. Er erwarb nun das Bürgerrecht im Canton Baselland. Später wählte er Paris zu seinem Wohnsitz, trat dort in Verbindung mit der revolutionären Propaganda u. erschien im April[294] 1848 mit seiner Frau u. Bornstedt an der Spitze der Deutsch-französischen Arbeiterlegion in Baden, wurde jedoch am 27. April bei Schopfheim von den württembergischen Truppen geschlagen, floh in die Schweiz zurück u. lebt jetzt in Zürich. Er schr. noch: Die Deutsche Flotte, Zür. 1841; übersetzte Lamartines sämmtliche Werke, Stuttg. 1842, 12 Bde.; Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz, Zür. 1843; Zwei Preußenlieder, Lpz. 1848.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 294-295.
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