Jordān

[39] Jordān (spr. Schordang), 1) Charles Etienne, geb. 1700 in Berlin, war erst Prediger in der Uckermark, wurde unter Friedrich II. Geh. Rath, Curator der Universitäten u. Vicepräsident der Akademie der Wissenschaften in Berlin u. starb 1745; er sehr: Hist. d'un voyage lit., Haag 1735; Recueil de littérat. de philos. et d'hist., Amsterd. 1730; Vie de Lacroze, ebd. 1741, 2 Thle. 2) Camille de J., geb. 1769 in Lyon, focht in Lyon gegen den Convent, wurde besiegt u. floh nach der Schweiz, dann nach London; er kehrte 1794 nach Frankreich zurück u. wurde 1797 Deputirter des Rhonedepartements im Rath der Fünfhundert. Als zur royalistischen Partei gehörig u. mit Pichegru u. And. verbunden, wurde er am 18. Fructidor zur Deportation verurtheilt, floh aber u. hielt sich in der Schweiz u. Deutschland auf, bis er 1799 von Bonaparte die Erlaubniß zur Rückkehr erhielt; er lebte wegen seiner Schrift: Vrai sens du vote national pour le consulat à vie, Par. 1802, bis 1814 ohne Anstellung, wo er sich für die Bourbons erklärte; 1815 wurde er geadelt u. in die Kammer gewählt, wo er eins der gemäßigten royalistischen Mitglieder war. Er st. 1821 u. schr. mehrere politische Schriften über die Ereignisse seiner Zest; auch gab er französische Übersetzungen mehrerer Bruchstücke aus Schiller u. Klopstock heraus; seine wichtigsten Reden erschienen Par. 1826. 3) Jean Louis von I., geb. 1773 in Berlin, Enkel eines französischen Refugiés u. Bijouteriehändlers, studirte die Rechte, wurde Auscultator beim Stadtgericht in Berlin, 1796 Assessor, trat 1799 als Hülfsarbeiter in das Departement der auswärtigen Angelegenheiten, wurde Kriegsrath, dann Expedient der Staatskanzlei u. ging 1808 mit nach Ansbach, als dieses Land gegen Hannover abgetreten wurde. Im Kriege 1806 wurde er Mitglied des Comité administratif u. benahm sich immer im Interesse Preußens so gewandt, daß er sich sämmtliche französische Commandanten in Berlin zu Freunden machte u. viel zur Erleichterung der Kriegslasten der Provinz thun konnte. Er wurde Geh. Kriegsrath u. 1810 Generalinspector aller Häfen an der Ostsee, welchen wegen des Verhältnisses zu Frankreich gefährlichen Posten er mit Gewandtheit u. Muth verwaltete. Dann unterhandelte er mit Davoust in Magdeburg u. wurde nach Beendigung auch dieses Geschäfts vortragender Rath im Bureau des Staatskanzlers. Während der Feldzüge 1813 u. 14 war er dem Staatskanzler stets nahe, ging mit nach London, wurde wirklicher Geh. Legationsrath, ging mit zum Congreß nach Wien u. 1815 nach Paris, wurde geadelt, führte 1816 das Grenzberichtigungsgeschäft in Warschau u. die Regulirung der Contributionsgelder u. der Reclamationen in Paris, wurde Chef der zweiten u. dritten Section des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten u. ging, um das Theilungsgeschäft zu Ende zu bringen, 1818 nach Dresden, folgte dem Staatskanzler nach Aachen zum Congreß u. wurde 1819 Gesandter in Dresden, brachte die definitive Theilungsacte u. die Regulirung der Elbschifffahrt zu Stande u. starb den 4. Septbr. 1848 in Dresden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 39.
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