Krähenhütte

[755] Krähenhütte, Vorrichtung, Krähen u. Raubvögel herbeizulocken u, zu schießen. Auf einer freien Anhöhe, womöglich in der Nähe eines Feldholzes gräbt man eine vier- bis achtseitige, 12 Fuß weite u. 6 Fuß tiefe (auch nur 3 Fuß tiefe, 3 Fuß über der Erde gebaute, mit Erde überdeckte) Grube u. bedeckt dieselbe mit Erde n. Rasen. Die Thüre kommt gegen Abend u. wird mit Moos od. Heidekraut bekleidet. In der Decke ist ein mit Holz ausgefüttertes Loch, in welches die Krücke (eine Stange, oben mit einer Scheibe) gesteckt wird, auf ihr wird ein Uhu an den Füßen so kurz angebunden, daß er nicht von der Scheibe heruntertreten kann. Um[755] die Hütte sind ungefähr 4 dürre Bäume (Fallbäume), jeder wenigstens mit einem starken Seitenaste (Hakreis), in der Erde befestigt, auf die sich die Krähen setzen, ehe sie den Uhu necken. Aus dem Innern der Hütte geht nach jedem Fallbaume eine Schießscharte. An manchen Orten hat man aber auch Jule (künstliche Erhöhungen von Erde, 20–30 Fuß vor der Thüre), durch die eine hölzerne Röhre geht, in welche die Krücke mit dem Uhu gesteckt wird, u. welche mittelst der Julenleine über Rollen mit der Hütte in Verbindung steht, um den Uhu bisweilen zu regen, d.h. zu schütteln, damit er flattert u. von den Krähen gesehen wird. Neben der Jule stehen 2 Fallbäume. Durch die Thüre geht ein Loch, um den Uhu zu beobachten; über der Thüre gehen durch das Dach 2 Schießscharten nach den Hakreisern. Außerdem ist in jeder Seite der Hütte ein Loch, um sich nach allen Himmelsgegenden umsehen zu können. Dieser Jagdbetrieb geht am besten früh, ehe die Hitze zu groß wird, u. gegen Abend.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 755-756.
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