[275] Milzkrankheiten. Die Krankheiten der Milz sind schwer zu erkennen, da nur in manchen Fällen eine ficht- u. fühlbare Anschwellung in der Gegend der linken untersten falschen Rippen od. eine unter ihnen hervortretende Geschwulst od. Härte od. ein örtlicher Schmerz (Milzstechen), od. durch Druck daselbst wahrzunehmen ist. Am sichersten führt noch die Percussion durch Nachweis der veränderten [275] Größe, Form, Lage u. Resistenz des Organs zur Ermittelung der M. Oft geräth der Magen in Mitleidenschaft durch Katarrh, Magensäure, Erbrechen u. Blutungen, die Därme durch Verstopfung, Gasansammlung, Blutanhäufung u. Abgang von Blut, die Leber durch gleichzeitige Anschwellung od. Entartung, das Zwerchfell durch Schlucksen, die Gekrösdrüsen u. das Bauchfell. Zuweilen sind die M. Folge od. Ursache allgemeiner Blutentmischung, daher von schmutziger, graulicher, gelblicher od. blasser Hautfärbung, von Mund- u. Zahnfleischaffectionen begleitet. Auch hat man häufig bei Milzkranken hypochondrische Gemüthsstimmung (daher der Name Spleen, Spleenetisch, milzsüchtig), beobachtet. Ursachen der M. sind Scorbut, Faulfieber, Typhus, Säuferdyskrasie, acute Tuberkulose, Eiter- u. Harnvergiftung des Blutes u. andere Blutentartungen; ferner Krankheiten der Leber, der Pfortader, Wechselfieber. Der Verlauf der M. ist meist chronisch u. nicht unbedingt lebensgefährlich. Die Behandlung hat sich nach den begleitenden zumeist viel wichtigeren Krankheiten zu richten. Von selbständigen M. ist die wichtigste die Milzentzündung (Inflammatiolienis, Splenitis), jedoch sehr schwer erkennbar, weil die Function des Organes nur mangelhaft bekannt ist u. mit den Functionen vieler anderer Organe in sehr naher Beziehung steht. Die schleichendere Form der Milzentzündung ist kaum scharf zu trennen von der bloßen Anschoppung (Milztumor, Physconia lienis). In den heftigeren Fällen wird ein bleibender Schmerz od. Druck in der Milzgegend, zuweilen nach der linken Schulter sich hinausziehend, vorhanden sein, ferner verschiedene Verdauungssymptome, Abgang von Blutdurch Brechen u. Stuhlgang u. entzündliches, wohl auch typhöses Fieber. Die Milzentzündung endigt zumeist in Zertheilung od. in Vereiterung (Milzschwindsucht, Phthisis splenica), selten in Milzbrand od. Milzverhärtung, welche mit Vergrößerung der M. (Milzhypertrophie) od. Verkleinerung (Milzatrophie) einhergehen kann. Im Gefolge können Bauchwassersucht, Lendenabscesse, Abzehrung eintreten. Die Behandlung erfordert zertheilende Umschläge, Einreibungen u. allgemeine Bäder. Ferner kommen vor tuberkulöse Ablagerungen in der M. (Milztuberkel) u. eigenthümliche, von der Milzhülle keilförmig in die Tiefe gehende Eiterablagerungen bei Pyämie (Pyämische Milzabscesse). Vgl. Giesler, Splenologie, Zürich 1835; Quittenbaum, De splenis hypertrophia, Rostock 1836; Piorry, Sur les splénopathies, Par. 1845.