[275] Milzbrand 1) Brand der Milz nach vorheriger Entzündung; s.u. Milzkrankheiten. 2) (Anthrax), Krankheit der nutzbaren Hausthiere, bei Pferden nur selten, bei Rindvieh u. Schweinen (bei letztern Rankkorn, Hinterbrand) namentlich in heißen Sommertagen häufiger vorkommend, herrscht zu manchen Zeiten epidemisch u. entsteht durch Sumpfluft, zu große Dünstung, Wärme der Ställe, Fütterung mit verdorbenem Futter, Tränken mit unreinem Wasser, Weiden auf moorigen Plätzen, ist ansteckend u. wird nicht blos auf Thiere, sondern auch auf Menschen übertragen. Das Erkranken der Thiere tritt sehr plötzlich ein, u. der Tod erfolgt schon nach wenigen Stunden, selten erst nach 810 Tagen. Kennzeichen des M-es: Das Thier hört plötzlich auf zu fressen u. wiederzukauen, steht wie betrübt da, dreht den Kopf heftig, ächzt, brüllt, stöhnt, die Augen schwimmen im Wasser, sind starr u. glotzend, das Weiße des Augapfels ist geröthet, die Extremitäten abwechselnd heiß u. kalt, aus dem Maule läuft zäher Schleim, das Athmen geschieht schnell u. ängstlich, es findet Flankenschlagen u. kurzer Husten statt, die Ausleerungen sind entweder unterdrückt od. hart. Beim Streichen mit der Hand entlang der Seiten hört man ein eigenthümliches Knistern, das Haar ist glanzlos, meist struppig. Bei einzelnen Thieren bilden sich nach der beseitigten Gefahr Beulen, Milzbrandbeulen od. Anthraxcarbunkeln, auf Rücken, Bauch, Euter; drückt man mit der Hand auf das Rückgrath, so stöhnt das Thier. Bei dem tuberkulosen M. brechen am Hals, Vorderrist, Weichen, Schenkel, Schlauch große unempfindliche, kühle Geschwülste hervor. Eine andere Form des M-es ist der Zungenkrebs (s.d.). Bei der Öffnung der crepirten Thiere findet man gewöhnlich die Milz dunkelbraun, vergrößert, mürbe, innerlich schwarz, mit ebenfalls schwarzem, schäumendem Blute erfüllt u. überhaupt die Andeutungen einer brandigen Verderbniß dieses Organs; auch die Lungen zeigen sich meist entzündet u. brandig u. auch andere Eingeweide Spuren einer zum Brand sich hinneigenden Entzündung; das Zellgewebe ist mit gelber wässeriger Feuchtigkeit erfüllt, u. auch hier finden sich oft an mehren Stellen schwarze Brandflecke. Der Genuß des Fleisches von Schlachtvieh, welches milzkrank befunden wurde, selbst die Milch von mit M. befallenen Kühen erzeugt typhöse Fieber, mit Hinneigung zu brandigen Localaffectionen. Es ist daher Gegenstand der Gesundheitspolizei, überall, wo M. ausbricht, nicht nur die Absonderung der gefunden Thiere von den erkrankten zu veranstalten, sondern auch das unverzügliche tiefe Vergraben der crepirten Thiere, ohne dieselben abzuziehen, anzubefehlen, am wenigsten das Schlachten derselben vor dem Tode u. den Verkauf od. die Benutzung des Fleisches zu gestatten. Alle zur Vorbauung des M-s beim Vieh vorgeschlagene Mittel sind unsicher. Am besten ist, bei ausbrechendem M. für lustige Ställe für das noch gesunde Vieh, öfteres Austreiben des Viehs auf gute u. beschattete Weideplätze, gutes Futter, reines Wasser zum Sausen etc. zu sorgen.