Port Royal des Champs

[369] Port Royal des Champs (spr. P. Roïal de Schang), Cistercienserkloster bei Cheuvreuse, 3 Meilen von Versailles, zu Anfang des 13. Jahrb. gestiftet, von bischöflicher Jurisdiction eximirt u. 1223 vom Papste mit dem Rechte begabt auch eine Zufluchtsstätte für lebensmüde Laien zu werden. Unter der Äbtissin Angelica Arnauld (seit 1602) wurde von hier aus in der Vorstadt St. Jacques in Paris ein Tochterkloster gegründet, welches P. R. de Paris hieß u. bald die Hauptanstalt wurde, indem hier die Äbtissin, dort nur eine Priorin an der Spitze stand. Die Nonnen bekannten sich bald unter der Leitung St. Cyrans zu den Ansichten des Jansenismus, u. seit 1638 sammelte sich um P. R. d. C. ein jansenistischer Männerverein von streng ascetischem Leben, zu welchem Lemaitre, S. Sericourt, Sacy, Rob. u. Ant. Arnauld u.a. geistreiche u. fromme Männer gehörten u. durch welchen das Kloster der Mittelpunkt religiösen Lebens u. Strebens, im Gegensatze zu der verderblichen Jesuitenmoral, in Frankreich wurde. Die Gärten u. Meiereien (Les granges) um das Kloster herum gaben den Religiosen Gelegenheit zu nützlicher Beschäftigung; die Schule, welche sie errichteten, kam schnell unter Lancelots Leitung zu großer Berühmtheit, u. aus ihr gingen viele bedeutende Männer, wie Racine, Tillemont, Bignon etc. hervor. Die Jesuiten sahen mit großem Verdruß auf diese Anstalt, u. seitdem der Papst 1653 die Jansenistische Lehre verdammt hatte, begannen sie auch ihre Verfolgungen P. R-s, dessen Angehörige sie dem Könige als dessen Feinde u. Anhänger der Orleans verdächtigten, namentlich wurde 1661, in welchem Jahre Angelica gestorben u. ihre Schwester Agnes als Äbtissin an die Spitze getreten war, eine strenge Visitation über das Kloster verhängt u. die Nonnen zwar von den gegen sie erhobenen Beschuldigungen freigesprochen, aber bis 1669 unablässig bedrängt ihre jansenistischen Irrthümer abzuschwören u. das orthodoxe Formular des Clerus vom 17. März 1657 zu unterschreiben. Als sie dies nicht unbedingt thaten, wurden zunächst die beiden Klöster außer Verbindung gesetzt, jedem eine eigene Äbtissin gegeben u. die in dem Kloster von Paris von dem, dem Orden feindlich gesinnten König gewählt, während das auf dem Lande seine alte Verfassung behielt. Durch die fortdauernden Vexationen kamen die Finanzen der beiden Klöster in Verfall u. das in Paris wurde durch Zuführung fremder Elemente corrumpirt u. schließlich 11. Juli[369] 1709 P. R. d. C. aufgehoben, elle Güter dem überschuldeten P. R. de Paris geschenkt u. 1710 die Gebäude abgebrochen. Vgl. Constitutions du monastère de P. R., Mons 1665; Mém. pour servir à l'histoire de P.R. von Fontaine, Köln 1738, u. von de Fosse, ebd. 1739; außerdem vgl. Racine, Histoire de P.R., Par. 1767, 2 Bde.; Nouvelle hist. de P.R., ebd. 1786, 4 Bde.; Reuchlin, Gesch. von P.R., Hamb. 1839–44, 2 Bde.; Ste. Beuve, P. R., Par. 1840–42, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 369-370.
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