Sodomie

[241] Sodomie (Sodomiterei, so genannt, weil die Bewohner von Sodom [s.d.] dieses Verbrechens bezichtigt werden), 1) im Allgemeinen jede Art der Befriedigung des Geschlechtstriebes auf unnatürliche Weise, in Ablenkung der Phantasie auf Gegenstände, deren Mißbrauch in dieser Art nicht nur das moralische, sondern auch das natürliche Gefühl empört. Es galt von je u. gilt noch jetzt in der Form in der criminellen Gesetzgebung eine gröbere Ausschweifung dieser Art als ein Capitalverbrechen, welches selbst mit verschärfter Todesstrafeverpönt ist, nach der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. mit dem Feuertode, welcher, wenn ein Thier dabei mißbraucht worden ist, sich auch auf dieses erstreckt. In psychologischer Hinsicht ist sie jedoch mehr eine Geistesverrückung, welche, wenn sie zu öffentlicher Kenntniß kommt, wohl eine Correction nahe legt, aber durch solenne Art der strafenden Gerechtigkeit eher verbreitet, als zurückgehalten wird. Die Gesetzgeber unterschieden mehre Arten der S. u. ziehen bes. die Päderastie (s.d.), von welcher sie eigentlich den Namen hat (vgl. 1. Buch Mosis, 14. Capitel 4–1l) zu ihr. Unterschieden von ihr wird die Onanie (s.d.). Im engeren Sinne wird jedoch 2) nur die viehische S. darunter befaßt Die Werke der älteren Criminalisten stellen eine Menge Fälle von unnatürlicher Unzucht auf, welche in dieser Art mit Thieren allerlei Art verübt wurden u. zu actenmäßiger Kunde kamen. Der Psycholog forscht nach den Bedingungen, welche einzelne Menschen zu einer solchen Selbstentwürdigung verleiten konnten. Er findet diese, welche man füglich als Brutalismus bezeichnen könnte, in Verbindung mit Geistesstumpfheit, Müssiggang u. vermächtigkeit einer rohen körperlichen Natur zur Zeit des er wachenden Geschlechtstriebes, u. meist unter Lebensverhältnissen, wo rohe Menschenmehr mit Thieren gewisser Art in Umgang standen, als mit anderen [241] Menschen, od. wenn solche in der menschlichen Gesellschaft überhaupt zurückgestellt waren, wie Cretins (s.d.) u. andere ihnen gleichende verwahrloste Wesen Daher Sodomit, eine Person, welche dieses Verbrechen treibt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 241-242.
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