Steinsprengen

[751] Steinsprengen (Steinschießen), das Gewinnen der Steine aus den Brüchen od. das Zertheilen größerer Stücke mittelst des Schießens. Außer in den Steinbrüchen kommt es im Grubenbau, beim Ausräumen von Flußbetten, Anlage von Gebirgsstraßen, Sprengen von alten starken Gemäuer etc. vor. Die Schießarbeiten sind: das Bohren, Besetzen, Bestecken; die nöthigen Werkzeuge: Bergbohrer, Hand-, Bohrfäustel, Bohrlöffel od. Krätzer, Räumnadel, Stampfer. Das Bohrloch wird mittelst des Bohrers (ein- u. zweimännisch) gebohrt, u. das Bohrmehl mit dem Bohrlöffel (Krätzer) herausgeholt. Da durch Zuguß von Wasser das Bohren erleichtert wird, so muß man zuletzt das Bohrloch mit einem Lappen (Wischer) reinigen. Nachdem die Patrone, welche bei einmännischem Bohrloch mit 4–6 Loth Pulver, bei zweimännischem Loch mit 8–12 u. mehr Loth Pulver gefüllt ist, in den unteren Theil (Pulversack) des Bohrloches hinabgeschoben ist, wird in dieselbe bis 2 Zoll tief die kupferne od. messingene Räumnadel gestoßen, welche bis nach Beendigung des Besatzes stecken gelassen wird. Zur Ausfüllung (Besetzung) benutzt man meist Lehm od. Letten, auch Sand, Gyps u. Kalk. Der Lehm hierzu wird vorher gereinigt, in dünne Walzen (Wolgern) geformt u. getrocknet, u. Stücke hiervon in das Bohrloch gebracht u. mit dem Stampfer um die Räumnadel festgestampft., Ist das Bohrloch ausgefüllt, so wird die Räumnadel ganz herausgezogen, u. die offen bleibende Röhre im Besatze bildet nun das Zündloch, worein das Zündröhrchen gesteckt wird, welches aus Papier, Schilfrohr, Strohhalm etc. besteht u. mit einem, mit Branntwein angemachten Pulverteig angefüllt ist. Das Anzünden geschieht, damit die Arbeiter unterdessen in Sicherheit gelangen können, mittelst eines langsam brennenden Schwefelfadens. Man hat außerdem noch andere Besetzungsarten. Beim Sprengen unter Wasser ist die Hülle der Patronen mit Theer, Pech, Fett etc. zu bestreichen, sowie das Zündrohr durch eine besondere Röhre (Brandröhre) von Holz od. Blech zu schützen. Häufig wird die Patrone durch einen galvanischen Funken entzündet. Das Zertrennen von Steinen mittelst eiserner od. Holzkeile (Schroten) wird zur Gewinnung regelmäßiger Stücke angewendet. Beim einfachen Verfahren mit leicht sprengbaren Steinen werden auf der mit Kreide od. Röthel vorgezeichneten Grenzlinie der Spaltfläche in angemessenen von einander entfernt eingehauenen, flachen Löchern eiserne Spaltkeile eingesetzt u. in gleichmäßiger Reihenfolge so lange angetrieben, bis die Rißfläche sich eröffnet. Bei festeren u. größeren Massen werden im Umfange der Spaltflächen Rinnen (Schrote) aufgehauen u. darein die Spaltkeile gesetzt. Beim Sprengen von Sandsteinen bedient man sich oft besonderer Futterkeile von Rothbuchenholz (Einlegekeile), welche zuerst eingetrieben werden u. zwischen welche man dann eiserne Spaltkeile (Treibkeile) einschlägt. Wenn das Ablösen des abzusprengenden Stückes langsam vor sich gehen soll, so treibt man in die vorhergehauenen Löcher trockene Weidenholzkeile, welche von Zeit zu Zeit mit Wasser begossen, stark aufschwellen u. dadurch den Stein auseinandertreiben. Man sucht hierbei schon vorhandene Risse od. Spaltungen auf. Sehr feste Steine, z.B. Kies, werden auch durch starkes Erhitzen (Feuersetzen) u. nachheriges plötzliches Abkühlen durch Wasser gesprengt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 751.
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