Topfstein

[687] Topfstein (Lavezstein, Giltstein, Schneidestein), ein mit Magneteisen u. Chloritblättchen innig vermengter Talkschiefer, welcher wegen seiner weichen u. zähen Beschaffenheit u. seiner Festigkeit zu Gefäßen aller Art verarbeitet wird; er ist weiß, grau, grünlichgrau, grün bis schwärzlichgrün, fühlt sich fettig an u. läßt sich leicht schneiden. In der Hitze nimmt er an Härte u. Festigkeit zu u. ist unschmelzbar. Er bildet Lager od. große Massen in alten krystallinischen od. metamorphosirten Gesteinen, in Skandinavien tritt er gangartig auf. Delesse unterscheidet 3 Arten: a) Topftalk (Talc ollaire), grau od. grünlich, besteht aus blättrigem, zuweilen faserigem Talk, ist perlmutterglänzend, enthält neben Chlorit noch kohlensaures Eisenoxydul u. Magnesia, braust mit Säuren wenig auf, seine Kohlensäure wird auch von starken Mineralsäuren langsam ausgetrieben. Findet sich bei Chiavenna in der Nähe des Comersees oft in großen Massen u. ganze Berge bildend, auch in Drontheim in Norwegen; b) Topfspeckstein (Stéatite ollaire), die seltenste Art, ist weicher als der vorige, grünlichweiß od. lichtgrünlich, fühlt sich fettig an; findet sich zu Prales in Piemont, in Grönland, Madras in Indien; der von Madras heißt Bulpum; c) Topfchlorit (Chlorite ollaire), besteht fast ausschließlich aus Chlorit, ist grün od. schwärzlich, die Glimmerblättchen sind häufig parallel, dann ist das Gestein schiefrig; im Feuer verliert er 13 Procent seines Gewichts, enthält auch Titaneisen. Findet sich zu Montescheno, Gegend von Pignerolles, Campei bei Bielle, Balma della Vasa, Ala bei Turin, Drontheim in Norwegen, Potton in Untercanada u. mehren Gegenden der Vereinigten Staaten Nordamerika's, Gya u. Dajpoor in Indien. Man verarbeitet den T. zu allerhand Gefäßen, Kochgeschirr, Wasserkesseln, Krügen, Öfen u. Ofenplatten; für letztern Zweck ist er bes. brauchbar, da er immer härter wird; zu Liddes in der Schweiz soll noch ein Ofen aus T. mit der Jahreszahl 1000 vorhanden sein. Die Grönländer fertigen daraus Lampen, Krüge u. Kessel. Zu Hundöl in Jemtland in Schweden ist eine Fabrik von Kochgeschirr aus T.; sehr bedeutend ist das Gewerbe bei Chiavenna am südlichen Fuße des Splügen in der Schweiz, bes. im Dorfe Prosto bei Chiavenna, wo auch die Brüche sind. Man verarbeitet ihn auf der Drehbank mit Meiseln, am besten läßt er sich schneiden, sobald er aus der Erde kommt. Früher war in der 1618 durch einen Bergsturz verschütteten kleinen Stadt Plurs in der Nähe von Chiavenna ein großer Handel mit Waaren aus T., es soll dort jährlich für 60,000 Ducaten Waare verkauft worden sein. Schon im Alterthum verarbeitete man den T. zu Gefäßen, denn unter den ägyptischen Alterthümern findet man Hohlgefäße aus T.; Theophrast erwähnt ihn auch bereits u. Plinius nennt ihn, da die daraus gefertigten Geschirre zu Como auf den Markt gebracht wurden, Lapis comensis.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 687.
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