Turretin

[80] Turretin (spr. Türrtäng, Turretini), eine Genfer Theologenfamilie, welche aus Lucca stammte, woher sich Francisco Turrentini als Protestant 1579 nach Genf gewendet hatte; sein Sohn 1) Benedict, geb. 1588 in Zürich, wurde 1612 Pfarrer u. 1618 Professor in Genf u. st. 1631; er schr. u.a.: Verteidigung der Genferischen Bibelübersetzung, Genf 1618–20, 2 Bde. 2) Franz, Sohn des Vor., geb. 1623 in Genf, studirte daselbst, in Leyden u. Paris; wurde dann Prediger der italienischen Gemeinde u. 1653 Professor in seiner Vaterstadt u. st. 1687; er gehörte zu den strengen Calvinianern, so wie zu den Urhebern der Helvetischen Consensformel; er schr. u.a.: Institutio theologiae elencticae, Genf 1679–85, 3 Bde., 2. A. 1688, u.a. Edinb. 1847 f. 3) Johann Alfons, Sohn des Vor., geb. 1671 in Genf, studirte Theologie daselbst bes. unter dem milderen Tronchin u. dem Cartesianer Chouet u. reiste dann nach den Niederlanden, England u. Frankreich; nach seiner Rückkehr nach Genf wurde er Prediger, 1697 Professor der Kirchengeschichte, 1705 Professor der systematischen Theologie u. st. 1. Mai 1737. Er ging den entgegengesetzten Weg seines Vaters in der Theologie, indem er die freisinnigere Auffassung der Dogmatik Tronchins theilte, die Abschaffung der Helvetischen Consensformel unterstützte u. die Union der Lutheraner u. Reformirten anstrebte; er wurde, durch die Nachahmung der Engländer, der Gründer der Genfer Predigtmethode u. betheiligte sich an der Verbesserung der Liturgie, sowie an der neuen Ordnung der Wochengottesdienste, an der Gründung einer Gesellschaft für den religiösen Unterricht der Jugend u. an der Einführung der Confirmation der Katechumenen. Er schr. u.a.: Opuscula varii generis, Braunschw. 1725, 2 Thle.; Nubes testium pro moderato et pacifico de rebus theologicis judicio, Genf 1729; Abriß der Kirchengeschichte, 1734; Orationes academicae, 1737; Cogitationes et dissertationes theologicae (seit 1711), 1737, 2 Bde. (übersetzt u. bearbeitet von Vernet als Traité de la vérité de la religion chretienne, 1735–40, 3 Bde., 2. A. 1748–51); Commentarius in epist. Pauli ad Thessalonicenses, Basel 1739; Werke, Leuward. 1775.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 80.
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