[55] Weinsberg, 1) Oberamt im württembergischen Neckarkreise, 4,10 QM. mit 25,770 Ew.; 2) Stadt hier, an der Sulm; Sitz der Oberamtsbehörden, Dekanat, Cameralamt, Post, alte Kirche, Gypsbrüche, Weinbau; 1850 Ew. Auf dem dabei liegenden Berge Weibertreue die Ruinen der gleichnamigen Burg, von welcher die Sage von den Weibern von W. erzählt wird. Bei W. schlug nämlich 1140 Kaiser Konrad III. den Grafen Welf von Altorf, welcher die Sache seines Bruders, Heinrichs des Stolzen, vertheidigte. In dieser Schlacht soll zuerst das Feldgeschrei der welfischen u. ghibellinischen Partei ertönt sein: hie Welf! hie Weiblingen! Nach dieser Schlacht mußte sich auch die Stadt am 21. December ergeben, u. da der Kaiser durch ihren langen Widerstand sehr erzürnt war, so wollte er alle Männer tödten; jedoch gestattete er den Weibern aus der Stadt zu ziehen u. ihre theuersten Kleinodien mit sich zu nehmen. Die Weiber nahmen als ihr Theuerstes ihre Männer auf den Rücken u. trugen dieselben durch die Thore. Den Kaiser rührte dies so, daß er die Stadt begnadigte u. den Männern das Leben schenkte. Daher die Weinsberger Weiber zum Sprichwort geworden sind. Bürger besang diese That, welche auch auf einem alten in der Stadtkirche befindlichen Bilde dargestellt ist, in einer Ballade (Vgl. Auenstein). Die Ruinen der Weibertreue kaufte 1824 König Wilhelm u. schenkte sie dem dasigen Frauenverein, welcher die Ruinen restauriren u. den Berg in eine Gartenanlage umbilden ließ. Am Fuße des Berges wohnte der Dichter Just. Kerner, welcher von 1819 bis an seinen Tod hier Oberamtsarzt war; es soll ihm daselbst ein Denkmal errichtet werden. Hier wurde auch im Bauernkriege 1525 der Graf von Helfenstein u. viele Edle durch die Spieße der Bauern gejagt (s. Bauernkrieg S. 415). Vgl. C. Jäger, Die Burg W., Heilbr. 1825; Just Kerner, Die Bestürmung der Stadt W. 1525, Öhr. 1821, 2. A. Heilbr. 1848; Dillenius, Chronik von W., Stuttg. 1860.