Anna

1. Eine Anna und zwei Greten können den Teufel aus der Hölle nöthen (vertreiben).


*2. Dar löpt von Sünt-Annen (Sanct-Anna) wat mit unner.Sprenger II.

Die Sache ist so rein nicht. Es wird erzählt: Im Münsterlande war es auf einem Dorfe üblich, dass ein Violinspieler das Paar, welches sich zur Ehe begeben wollte, nach der Kirche begleitete, wo die Trauung vollzogen werden sollte. Man musste dabei über eine Brücke gehen und war des Glaubens, dass die Brücke, falls die Braut bereits schwanger sei, brechen werde, es sei denn, dass der Violinist ein Lied zur Ehre der Sanct-Anna spiele, wofür er besonders bezahlt wurde. Nun geschah es wol, dass eine Braut, deren Zustand nicht mehr zweifelhaft war, beim Weggange aus dem Hause von dem Violinisten an die Brücke erinnert wurde, denselben aber nicht sehr glimpflich abfertigte. Bei der Brücke angekommen, sah derselbe die Braut ernst fragend an: »Was nun?« So leise, dass nur er und der Bräutigam es hören konnte, sagt sie: »Lass nur was von Sanct-Anna mit unterlaufen.« Eine ähnliche Erklärung bezieht sich auf das Läuten der Glocken zu Sanct-Barbara und Sanct-Anna (s. Unterlaufen). Die Redensart wird häufig gebraucht, wenn jemand in sein Gespräch, in seine Rede u.s.w. etwas Fremdartiges, zur Sache nicht Gehörendes, Unpassendes einmischt. Bei Heinrich Stephanus (»Apologie des Herodot«) finden sich eine Menge Fälle mit Geldbussen von 10-20 Stüber für Sanct-Anna aufgeführt, z.B. wenn man sprach, ohne an der Reihe zu sein, wenn jemand den Advocaten unterbrach, eine unwahre Anklage vorbrachte u.s.w. Dass die heilige Anna gerade in dieser Angelegenheit angerufen wird, scheint mit der sogenannten unbefleckten Empfängniss zusammenzuhängen.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu2.

Holl.: Daar lopt wat van Sint Anna onder. (Harrebomée, II, 266b.)


3. Anna (16. August) warm und trocken, macht den Bauer frohlocken. (Warmdorf.) – Boebel, 40.


4. Geht die Anna fort, so kommt die Barbara wieder.

Es gibt mehr Mädchen.

Böhm.: Nebude-li Ančička, bude jinó devčička. (Čelakovský, 197.)


*5. O du liebe Ann' Krestin', Schâpklête send kein Rosin'. (Jerrentowitz.) – Frischbier, II, 87.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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