1. Lehnrecht haben alle, die belehnt werden. – Graf, 556, 2.
Wer nicht von Rittersart ist, entbehrt in der Regel des Heerschildes und des Lehnrechts; doch wurde es denen nicht verweigert, die das königliche Recht erhielten, jene Träger des Schildes aufzubieten, ohne selbst kriegerisch zu sein, wie Bischöfe, Aebte und sogar Aebtissinnen (s. ⇒ Heerschild), worauf sich das obige Sprichwort bezieht.
Mhd.: Alle die belebend werden die haben lehenrecht. (Homeier, Sistem des Lehnrecht, 350.)
2. Lehnrecht ist um edler Leute willen gegeben. – Graf, 566, 1.
Das allgemeine Erforderniss der Lehnsfähigkeit ist der Heerschild oder das allgemeine Kriegerrecht.
Mhd.: Dorch eddeler lude willen so is lenrecht gegeven. (Homeier, 1.)
3. Lehnrecht ohne Gewere ist kein Lehen. (S. Gewere ⇒ 2 u. ⇒ 3 und ⇒ Lehen 16.) – Graf, 557, 29.
4. Wer sein Lehnrecht verliert, den weist man ins Landrecht. – Graf, 556, 3.
Wie der Geistliche, der die Pflichten seines Standes ausser Augen setzt, seiner geistlichen Gerichtsbarkeit verlustig ging und dem weltlichen Richter übergeben wurde; so ging der Lehnsmann, der treulos und meineidig geworden, seines besondern Gerichtsstandes verlustig.
Mhd.: We sin lenrecht vorlust den wiset man in dat lantrecht. (Homeyer, Lehnrecht, 16, 3.)