1. Ab Auge, ab Herz. (Luzern.)
2. Als das aug' erfüllet, so ist dem bauch genug gethan. – Henisch, 152.
3. An den Augen sieht man, was einer ist und was er kann.
4. An den augen tevblein vnd in den hertzen tevflein. – Trymberg, Renner, um das Jahr 1280.
5. At Ugh wal sin uk ha. (Nordfries.)
Das Auge will sein auch haben.
6. At Ugh wal uk wat ha. (Nordfries.)
Das Auge will auch etwas haben.
7. Auch die besten Augen sehen oft falsch (fehl, schel).
It.: Occhio ben sano sa spesso veder torto.
8. Auch ein Auge muss Schlaf haben.
9. Auch ein hartes Auge blutet, wenn man es mit einem Bretnagel putzt. – Sprichwörtergarten, 8.
Engl.: You should never touch your eye, but with your elbow.
Frz.: Quand on a mal aux yeux, il n'y faut toucher que du coude.
Lat.: Tange montes, et fumigabunt.
10. Aug' in Auge, Thor in Thor. (Lit.)
11. Aug' sihestu, hand greiff zu. – Henisch, 152.
12. Aug' um Auge, Zahn um Zahn. – Schulze, 10; Grimm, I, 790; Hillebrand, 260.
Wiedervergeltungsrecht.
Frz.: L'oeil pour oeil, dent pour dent, rien pour rien.
It.: Al male fagli mal.
13. Aug' und Hand nicht in fremde Brief' und Beutel.
14. Aug' will keinen Rauch.
It.: All occhio non piace il fummo.
15. Auge, Glaub' (Credit) und Glimpf (Ehre), leiden keinen Schimpf. – Körte, 331.
Frz.: A foi et l'oeil ne se touche.
Lat.: Lumina, fama, fides, ludibria ferre recusant.
Ung.: A hirnév, a hit és a szem nem tud tréfát éppen.
16. Auge, wo Gunst, Hand, wo Schmerz, und wo der Schatz das Herz. (Böhm.)
17. Augen auf, Kauf ist Kauf. – Körte, 325; Hillebrand, 239.
Lat.: Caveat emptor.
[169] 18. Augen auf, Kaufmann (Käufer). (Aegypt.) – Burckhardt, 421.
Die Waare liegt ausgebreitet vor dir; lässest du dich betrügen, so ist es deine eigene Schuld.
19. Augen auf und Mund zu, gibt ein Leben in Ruh'.
20. Augen dienen thut nie gut.
21. Augen für Geld. – Hillebrand, 240.
Hat die Bedeutung: Wer die Augen nicht aufthut u.s.w. (S.d.)
22. Augen und Ohren haben auch ihre Zungen. – Winckler, V, 93.
23. Augen und Stirn sind Spiegel vom Gehirn.
24. Augen zu, Arsch auf, gibt gesunden Lebenslauf.
Erklärt gesunden Schlaf und angemessene Leibesöffnung für die Hauptbedingungen der Gesundheit.
Holl.: Het oog in het venster, en de aars in het kakhuis. (Harrebomée, I, 7.)
25. Aus den Augen, aus dem Sinn. – Pistor., II, 39; Müller, 9, 7; Hollenberg, II, 41; Meisner, 83; Venedey, 86; Schambach, 291.
Entfernung, Abwesenheit u.s.w. schwächen Bekanntschaften, Freundschaften und löschen sie oft endlich ganz aus.
Engl.: Long absent, soon forgotten. – Out of sight, out of mind.
Frz.: Hors de vue, hors de souvenir. – Loin des yeux, loin du coeur. – On oublie aisément les absens. – Qui est loin des yeux, est loin du coeur.
Holl.: Uit het oog, uit het hart. (Harrebomée, II, 144.)
It.: Lontano degli occhj, lontano dal cuore.
Lat.: Absentes nec amor, nec habet mors invida amicos. – Multorum amicitias silentium diremit. – Quam procul ex oculis, tam procul ex animo (mente). – Quantum oculis, animo tam procul ibit amor. (Properz, I, 3.) – Qui procul est oculis, procul est a limite cordis.
Ung.: A mit a szem nem lelt, a sziv hamar felejt.
26. Auss den augen, auss dem hertzen. – Henisch, 152.
27. Bâr di Âge nett auftut, muss d'n Beutel auftû. (Henneberg.)
28. Besser ein Auge verlieren als den guten Ruf.
29. Besser ein schlechtes fleischernes Auge, als ein schönes porzellanenes. (Wladimir.) – Altmann V.
30. Besser rote augen, als ledige lucken. – Henisch, 148.
31. Blaue Augen – Himmelsaugen, braune Augen – Liebesaugen, schwarze Augen – Diebesaugen. – Simrock, 651; Körte, 351.
32. Blawe augen, katzenaugen. – Henisch, 147.
33. Blöde Augen scheuen das Licht. – Winckler, XVII, 85.
34. Böse Augen kann man heilen, aber schielende nicht zurückbringen. – Henisch, 147
35. Böse Augen sehen nichts Gutes. – Grimm, I, 790.
Böse Menschen legen alles, was sie sehen, schlimm aus und trauen andern die unlautern Beweggründe zu den Handlungen zu, aus welchen sie selbst zu handeln pflegen.
36. Böse Augen und bös Gewissen können das Liecht nicht leiden. – Henisch, 147.
Dän.: Den som haver onde øine, kand ei taale solens skin.
37. Braune augen, liebe augen. – Henisch, 147.
38. Das Aag darf nit sehe', was die Hand thut. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 950.
In Bezug auf die den Armen gereichte Unterstützung.
39. Das Auge der Frau hält die Kammer nett.
Holl.: Het oog van het vrouwtje maakt de kamers net. (Harrebomée, II, 142.)
40. Das Auge der Frau macht die Wäsche rein. – Sprichwörtergarten, 485.
41. Das Auge der Sonne lässt sich nicht verhüllen.
Grosse Vorzüge und Verdienste machen sich bemerklich, trotz aller Anstrengungen, sie zu verdunkeln.
42. Das Auge des Herrn düngt den Acker wohl. – Egenolff, 50b
Frz.: L'oeil du fermier vaut fumier. – L'oeil du maître engraisse la campagne (les champs). – L'oeil du maître porte l'abondance partout.
Lat.: Oculus domini in agro fertilissimus est. (Tappius, 169b.)
43. Das Auge des Herrn fördert mehr als seine beiden Hände.
Frz.: L'oeil du maître fait plus que ses deux mains.
Holl.: Het oog van den meester wint meer dan zijne beiden handen. (Harrebomée, II, 142.)
44. Das Auge des Herrn ist der beste Mist auf dem Acker.
[170] 45. Das Auge des Herrn macht das Pferd fett. – Blum, 180; Bücking, 220; Hollenberg, II, 92; Luther, 437; Mayer, 17, 9; Körte, 2800, 3472; Steiger, 11; Schonheim, 0, 6.
Wessen Hauswesen, Geschäft, Wirthschaft gedeihen soll, der muss selbst Aufsicht führen.
Dän.: Hosbondens øie føder hesten.
Engl.: The master's eye makes the horse fat.
Frz.: Il n'est pour voir que l'oeil du maître. – L'oeil du maître engraisse le cheval. (Lendroy, 380.)
Holl.: Heeren-oogen maken schoone paarden. – Het oog van den meester is de beste haver voor de paarden. – Het oog van den meester maakt het paard vet. (Harrebomée, II, 142.)
It.: L'occhio del padrone ingrassa il cavallo, e il piè il campo.
Lat.: Oculus Domini saginat equum.
Ung.: Az urnak szemei hizlaliják a lovat.
46. Das Auge des Weibes ist ein Feuerspiegel.
47. Das Auge des Weisen erleuchtet die Erde.
Frz.: L'oeil du sage est du soleil l'image. (Gruter.)
48. Das Auge, die Ehre und ein redlich Herz leiden keinen Scherz.
49. Das Auge ist der Liebe Führer.
Holl.: Het oog is leidsman van de min, en brengt vooreerst de lusten in. (Harrebomée, II, 142.)
50. Das Auge ist des Herzens Zeiger (Zeuge). – Simrock, 616; Tappius, 24a; Henisch, 152.
Dän.: Øiet er trygt vidne.
Frz.: L'âme grave les traits. – L'oeil est le témoin du coeur. – L'oeil sait toujours du coeur les premières nouvelles.
Holl.: Het oog is 's harten tuig. – Het oog wijst, wat 't hart prijst. (Harrebomée, II, 142.)
It.: Chi con l'occhio vede, con cuor crede. – L'occhio è testimonio del cuore.
Lat.: Oculus animi index.
Ung.: Kinek mi vagyon szivében, könnyen kitetszik szemében.
51. Das Auge ist ein Gewehr.
Man fürchtet sich vor seinem Blick wie vor einem Gewehr. Die auch hinter dem Rücken raisonniren, wagen ins Gesicht nichts zu sagen.
52. Das Auge ist undankbar; was es auch sieht, es sagt doch, es sei noch nicht genug. – Wullschlägel.
Neger in Surinam, um zu sagen, dass jemand undankbar, ungenügsam, unersättlich sei, und wie viel er auch bekomme, nie genug habe.
53. Das Auge kennt keinen Kummer.
Mit diesem Sprichwort will der Odschineger (Westküste Afrikas) sagen, dass sich das Auge, wenn der Kummer, der etwas Innerliches ist, es drücken will, im Schlafe schliesse, und dass man sich oft den Kummer vom Herzen schlafe. (Vgl. Ausland, 1861, S. 2018.)
54. Das Auge muss nicht grösser sein als der Magen.
Lat.: Appetitus ne procurrat rationem.
55. Das Auge offen und den Mund geschlossen, hat noch keinen verdrossen.
56. Das Auge, sagt der Jäger, schiesst seinem Herrn kein Wild.
Es genügt nicht, Verstand zu haben, man muss ihn auch brauchen; das Wissen allein thut's nicht.
57. Das Auge sieht auch für den Arsch.
Holl.: De oogen moeten vol zijn voor den aars (buik). (Harrebomée, II, 141.)
58. Das Auge sieht sich nimmer satt. – Weisheit, 43; Grimm, I, 790; Henisch, 152.
59. Das Auge sieht's, im Herzen glüht's. – Eiselein, 45.
Lat.: Amor ex aspectu nascitur.
60. Das Auge spricht mehr als der Mund.
61. Das Auge will auch etwas haben.
Frz.: L'oeil veut de tout sa part. (Gruter.)
62. Das Auge will auch sein Theil haben.
Lat.: L'occhio vuol la parte sua.
63. Das rechte Auge krimmt (juckt) mir, ich werde was Liebes sehen. – Eiselein, 44.
Lat.: Oculus dexter mihi salit. – Supercilium salit.
64. Dat Auge will auk wat, sagte de blinne Beend1, doa friggede2 en wacker3 Wicht4. (Westf.)
1) Für Berend, Bernard;
2) freite, heirathete;
3) hübsches;
4) Mädchen.
65. Dat Og will ok watt, sär dei blind Jochen, da friet hei na' ne hibsch Dirn. (Mecklenburg.)
66. Dat Ôge wil ôk wat hebben, hadde de blinde Harm seggd, dô frêde he na'n moie Dêrn. (Oldenburg.) – Frommann, II, 537; Goldschmidt, 116.
Holl.: Het oog wil ook wat hebben, zei de man, en doen sloeg hij zijne vrouw een blaauw gezicht. (Harrebomée, II, 142.)
[171] 67. Dat Oge will ôk wat, see blind' Jakb (Jakob), dô frêde he na'n moje Wicht (Mädchen). (Ostfries.) – Firmenich, I, 18.
68. D' Auge uf oder der Geldseckel. (Luzern.)
69. De de Oogen nich âpen deit, môt de Büel âpen dôn. (Oldenburg.)
70. Den Augen glauben ist besser als den Ohren.
Frz.: Les yeux ont plus de crédit que les oreilles.
It.: Gli occhj hanno più credenza che l'orecchie.
Lat.: Oculis magis habenda fides quam auribus. (Julian.) (Erasm., 312.)
Ung.: Többet hisznek a szemnek mint a fülnek.
71. Die augen auff, die feuste zu, heists im streit. – Henisch, 152.
72. Die Augen der Aeltern sind die Gesetze der Kinder. – Sprichwörtergarten, 151.
Sollten sie wenigstens sein.
73. Die Augen der Frau kochen wohl, die Augen der Magd nimmermehr. – Luther, 439.
Die eigene Aufsicht thut überall und in allen Angelegenheiten das Meiste.
74. Die Augen der Grossen sind dunkel. (Türk.)
75. Die Augen der Hausfrau machen die Kühe fett.
76. Die Augen der Nachbarsleut' sind voller Neid.
Lat.: Oculus vicinorum invidus.
77. Die augen des Herren behüten guten Rath, aber die wort des verächters verkert er. – Agricola, II, 246.
78. Die Augen glauben sich selbst, die Ohren andern Leuten. – Simrock, 646.
79. Die Augen haben mehr Glauben als die Ohren. – Winckler. II, 27.
80. Die Augen hungern noch, wenn auch der Bauch platzt.
81. Die Augen kann niemand erfüllen. – Körte, 333.
82. Die Augen langen danach, aber das Herz nimmt's nicht an. (Lit.)
Wird unter anderm von den Gelüsten der Kranken gesagt.
83. Die Augen muss man nicht anrühren, ausgenommen mit dem Elnbogen.
84. Die Augen seynd keinem von Butter gemacht. – Lehmann, II, 84, 146; Simrock, 642.
85. Die Augen sind bald ausgestochen, aber die Sonne scheint fort.
86. Die Augen sind der Liebe Boten (Thür, Pforte). – Simrock, 650.
Das Sprichwort beschreibt den Weg, den die Liebe ins Herz zu nehmen pflegt.
Dän.: Øiet er anfører i kiærlighed.
Frz.: L'oeil est le conducteur de l'amour.
Lat.: Oculi sunt in amore duces.
87. Die augen sind des leibs latern. – Henisch, 152.
88. Die Augen sind die Verräther der Liebe.
Lat.: Sunt oculi nobis certi in amore duces. (Ovid.)
89. Die Augen sind Fenster, wodurch man ins Herz sieht.
Frz.: Les yeux sont le miroir de l'âme.
Holl.: De oogen zijn de vensters van het hart. (Harrebomée, II, 141.)
Ung.: Kinek mi szivében, kitetszik szemében.
90. Die Augen sind Kinder. (Span.)
Die Kinder belustigen sich an etwas, was nur dem Auge gefallen kann, aber an sich wenig wirklichen Werth hat, und wollen alles haben.
Frz.: Les yeux sont toujours enfans. (Recueil.)
91. Die augen sind (seind) weytter denn der bauch. – Agricola, 133; Egenolff, 81; Blum, 582; Grimm, 1, 799; Schambach, 244; Henisch, 142.
Esslust, namentlich bei Kindern, heisst oft mehr nehmen, als was bewältigt werden kann, die Habsucht strebt nach mehrerem, als was sie zu benutzen vermag. In Göttingen sagt man: De Ahgen sind gröter as de Buhk.
Dän.: Øiet er videre end bugen. – Man kand før mætte bugen end øiene.
Engl.: Better fill a glutton's belly, than his eye. – His eyes are bigger than his belly.
Frz.: Il a plus grands yeux, que grand panse.
Holl.: De oogen zijn altijd grooter (verder) dan de buik (maag). (Harrebomée, II, 141.)
It.: Più testo si satolla il ventre che l'occhio. – Presto si sazia il ventre, l'occhio mal. – Un sol occhio ha più credito, che due orecchie. ( Pazzaglia.)
Lat.: Habendi cupido inexplebile dolium. – Non intelligitis vos majorem famem habere, quam ventrem. – Venter, non oculus potis est implerier unquam.
[172] 92. Die augen sündigen nicht, wenn sie guter vernunfft folgen. – Henisch, 152.
93. Die Augen verdienen mehr Glauben als die Ohren. – Schonheim, O, 4.
Lat.: Oculis magis habenda est fides, quam auribus.
94. Die Augen verrathen den Arss. – Henisch, 152; Lehmann, II, 84, 147.
95. Die augen verrathen mancher ihr ehr. – Henisch, 152.
96. Die Augen verwunden das Herz.
97. Die Augen werden zuerst voll, dann der Bauch. – Eiselein, 46.
Dän.: Øiet og øret mœttes aldrig.
Frz.: Les yeux et les oreilles ne se rassasient jamais.
98. Draussen hat man hundert Augen, daheim kaum eins.
Daheim ist er ein Maulwurf. Von einem Kritiker.
99. Durch die augen tregt man alle ding ein. – Henisch, 152.
100. Een Ôg arbeit't mêr as tein Han(de). (Oldenburg.) Frommann, IV, 287; Goldschmidt, 107.
101. Ein Aug' aufs Feld und eins aufs Geld, dann ist die Wirthschaft wohl bestellt.
Frz.: Il faut avoir un oeil aux champs, l'autre à la ville.
102. Ein aug ist lieb. – Egenolff, 228a; Henisch, 153.
Was man nur in geringem Masse besitzt und einmal verloren, nicht wieder ersetzen kann, hat für uns einen hohen Werth. Ein Auge, Ein Kind, wenig gute Zähne u.s.w.
103. Ein aug ist ein notturfft, zwey ein hoffart. – Egenolff, 228a; Eiselein, 45.
104. Ein aug sihet gern, was lieblich vnd schön ist, aber eine grüne saat lieber, denn die beide. – Henisch, 153.
105. Ein Auge, das bei jeder Klage weint, wird nie trocken.
106. Ein Auge, das Staub gewohnt, verträgt auch bald Sand.
107. Ein Auge des Herrn sieht mehr als vier Augen der Knechte.
It.: Più vede un occhio del padrone che quattro del sérvitore.
108. Ein Auge des Herrn thut mehr als zwei Hände des Herrn.
109. Ein Auge findet mehr Wahrheit als zwei Ohren.
Was man sieht ist sicherer, als was man blos hört.
Dän.: Man troer meere øine end ørene.
Frz.: Un seul oeil a plus de crédit que deux oreilles n'ont d'audivi.
Lat.: Visus certificat plus, quam vox docta loquentis. – Visus fidelior auditu.
110. Ein Auge schon macht glückselig im Lande der Blinden. – Winckler, II, 4.
111. Ein Auge sieht oft mehr als zwei.
112. Ein Auge spionirt das andere.
Ein Nachbar, College den andern.
113. Ein Auge verdaut mehr als zwei Magen.
114. Ein blödes Auge kann das Licht nicht ertragen.
It.: Occhio infermo non può soffrir la luce.
115. Ein blödes Auge sieht lieber schwarz als weiss.
116. Ein böss aug verderbt das ander. – Henisch, 147; Grimm, I, 790.
Lat.: Dum spectant oculi laesos, laeduntur et ipsi.
117. Ein eigenes Auge ist besser als zwei fremde.
118. Ein gesundes aug wird vngesund vnd böss, wann's ein vngesundes ansihet. – Henisch, 147.
119. Ein gesundes Auge sieht mehr als zwei blinde.
120. Ein gut aug wirt gesegnet, das seines brots den armen gibt. – Henisch, 148.
121. Ein gutes Auge kann durch Breter sehen.
122. Ein gutes Auge schneidet ohne Elle.
123. Ein unreines (unzüchtiges) Auge ist eines unreinen Herzens Zeuge. – Henisch, 149.
It.: Un cattivo occhio fa un cattivo cuore.
124. Einer kann die Augen nicht überall haben.
Lat.: Unus haud vir cernit omnia. (Euripides.)
125. Es hat keine Augen und sieht doch, hat keine Ohren und hört doch, hat keinen Mund und isset doch, hat keine Nase und riecht doch, [173] hat keine Händ' und greifet doch, hat keine Füss' und gehet doch. – Eiselein, 51.
Sprichwörtliche Neckerei auf die Baiern, welche die Augen Gökel, die Ohren Loser, den Mund Foz, die Nase Schmecker, Hände und Füsse Bratzen und Haxen nennen.
126. Es ist besser den augen, denn den ohren glauben. – Henisch, 153.
127. Es ist besser mit eigen augen sehen, denn mit frembden. – Henisch, 147.
128. Es ist um die Augen geschehen, wenn die Schlange sie öffnen will.
129. Es müssen scharpffe augen sein, die im beinhauss einen Herren oder Knecht, Bischoff oder Bader, Edelmann oder Bawr, Doctor oder Leyen voreinander kennen solte. – Henisch, 260.
130. Es müssen starke Augen sein, die eine Bathseba ohne Lust anschauen können. – Winckler, II, 85.
131. Fern aus den augen, fern aus dem hertzen. – Tappius, 59a.
Lat.: Non sunt amici; amici qui degunt procul. (Tappius, 58b.)
132. Feurige Augen machen brennende Lippen.
133. Für augen gut: hinterrucks lestern thut. – Henisch, 142.
134. Gesunde augen bedörffen keiner brillen. – Henisch, 147.
135. Graue augen, kazenaugen. – Henisch, 147.
136. Grawe augen, reiche augen. – Henisch, 148.
137. Grosse Augen vertragen oft das wenigste Licht.
138. Gute Augen fürchten den Rauch nicht.
139. Gute Augen können viel sehen und werden nicht müde bis zum Schlafengehen.
It.: Di vedere mai l'occhio si stanca.
140. Gute Augen müssen aus allem Honig saugen.
141. Hohe augen stürtzet Gott. – Henisch, 148.
142. In den Augen, in dem Sinn.
143. Je mehr man das Auge reibt, desto höher man die Hitze treibt.
Kitzelige, heikelige Sachen muss man soviel als möglich unberührt lassen.
144. Je voller das Auge, je mehr muss man wischen.
145. Je weiter das Auge, je enger das Leben.
146. Kein böses (übel) Auge sollte das schöne Kind ansehen.
Bei Parcival sind »übel Augen« neidische übelwollende Zauberblicke.
Lat.: Nil peccant oculi, si animus oculis imperet. (Publ. Syr.)
147. Klare augen, katzenaugen. – Henisch, 148.
148. Kleine Augen brauchen keine grossen Decken.
149. Kompstu mir auss den augen, so kompst du mir auch wol auss dem sinn. – Henisch, 153.
150. Kranke Augen darf man nur mit dem Elnbogen reiben.
Dän.: Den som haver onde øine, kand ei taale solens skin. (Prov. dan.)
Frz.: Quand on a mal aux yeux, il n'y faut toucher que du coude.
Holl.: Een kwaad oog moet man niet raken. – Een zeer oog moet met den elleboog verbonden worden. (Harrebomée, II, 142.)
151. Kranke Augen können das Licht nicht sehen.
Frz.: A l'oeil malade la lumière nuyt. (Gruter.)
Holl.: De oogen van den zieke kunnen geen licht verdragen. – Een zeer oog kan het licht niet verdragen. (Harrebomée, II, 141.)
152. Lass dir die augen nit weiter sein, dann den bauch. – Henisch, 153.
153. Man braucht zehn Augen, um eine gute Frau zu finden.
Holl.: Twee oogen zijn niet genoeg, om eene vrouw te kiezen. (Harrebomée, II, 144.)
154. Man glaubt den augen weitter, denn den ohren. – Henisch, 153.
155. Man glaubt Einem Auge mehr als zwei Ohren.
Man schenkt einem Zeugen, der etwas gesehen hat, mehr Glauben, als einem andern, der es blos gehört hat.
It.: Un sol occhio ha più credito, che due orecchie.
156. Man kann es einem an den Augen ansehen, was er im Schilde führt. – Schonheim, O, 5.
Lat.: Oculus est animi index.
[174] 157. Man muss bisweilen ein Auge zudrücken.
Lat.: Posse vinci pulchrum est, ubi victoria est damnosa.
158. Man muss die Augen in der Hand haben. – Bücking, 238.
Eine Mahnung, alles mit Vorsicht zu thun; aber auch zugleich eine gute Hinweisung auf den klugen Gebrauch der Hände im buchstäblichen Sinne.
159. Man muss hinten und vorn Augen haben.
Frz.: Avoir un oeil aux champs et l'autre à la ville.
160. Man muss nicht mehr Augen machen lassen, als man braucht. (Russ.)
Die Wotjäken sind beispiellos geizig. Einer derselben erschien mit seinem erblindeten Vater beim Arzte und fragte ihn, was er zu zahlen habe, wenn er dem alten Kranken gesunde Augen mache. »Zehn Rubel.« – »Willst du beide Augen für sechs Rubel machen?« – »Ja!« – »Gut, so mache eins, ich gebe drei Rubel, der Vater ist alt, er hat an einem Auge genug.«
161. Man muss nicht mit den Augen, sondern mit den Ohren heirathen.
Nicht nach dem Augenschein, sondern nach dem innern Sein, nach Bildung und Charakter, die mehr in der Unterhaltung hervortreten.
162. Man schwetzt einem kein mal vom aug. – Henisch, 153.
163. Man sieht's an den Augen, ob einer thut was taugen.
Holl.: De ooghe wijst, wat 't herte prijst. (Brunes, 294.)
164. Man sieht's einem an den Augen an, was er im Schilde führt.
165. Man sihets an den augen wol, wo ein fröhlich hertz ist. – Henisch, 153.
166. Man sihet's einem an den augen an, wz er im hertzen tregt. – Henisch, 153.
167. Man soll die augen nicht in beutel stecken. – Henisch, 143.
168. Mancher schläft mit offenen Augen wie der Hase.
169. Mancher sieht mit Einem Auge mehr, als ein anderer mit zweien. – Eiselein, 46.
170. Mancher sieht mit Einem Auge was er gibt, und mit sieben was er davon nimmt (dafür kriegt).
171. Me maut wuol mâll 'n Oge tauknîpen, sach de Brûmêster, da honk iäm bai'n Schenken oppen Nacken. (?) – Hoefer, 76.
172. Me moss de Ogen opdûn of (oder) der Büll (den Beutel). (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 96.
173. Mehr für die Augen als für den Beutel.
174. Mehr ist ein aug, dann zehen ohren. – Henisch, 147.
175. Met den Augen iut den Breufe (aus dem Briefe) met den Hännen iut den Gelle (aus dem Gelde). (Lippe.) – Firmenich, I, 269.
176. Mit frembden augen lest sich alles sehen. – Henisch, 147.
177. Mit vilen augen ist besser sehen, denn mit einem. – Henisch, 149.
178. Mit vilen augen man mehr sicht, denn man mit einem dich bericht. – Henisch, 149.
179. Nasse Augen siegen auch.
180. Nicht alle Augen sehen das Licht.
Aber sie meinen doch, sie sähen es gar wohl, wie Dr. Nullus die Kuh im Harnglase.
It.: Tal ha degl' occhi, che niente ci vede.
181. Nicht mit Augen auf andere Brieffe, noch mit der Hand in fremde Beutel. – Winckler, II, 55.
Holl.: Het oog op niemands brief (boek), noch de hand in iemands kast (beurs). (Harrebomée, I, 142.) – Neem de oogen in de hand, en zie door de gaten. (Harrebomée, II, 144.)
182. Nimm die Augen in die Hand und die Katze aufs Knie; was du nicht siehst, das sieht die.
183. Nömm de Oga önn ne Hand on kick dorch de Löcher. (Königsberg.)
Zum Unvorsichtigen.
184. Offene Augen, geschlossener Mund, da fangen wir die Alte sammt den Jungen.
185. Os de n' Aauga, os dem Sinn. (Appenzell.)
186. Scharfe Augen geben gute Schützen.
[175] 187. Scharfe Augen geben gute Schützen, sagte der Jäger, da schoss er eine Krähe für einen Adler.
Holl.: Mijn oog kan wel missen, zei de schipper, en hij zog eene boot voor eene buis aan. (Harrebomée, II, 144.)
188. Schwache Augen blendet auch ein klein Licht.
189. Schwartze augen, liebe augen. – Henisch, 148.
190. Schwarze Augen lügen nicht.
191. Schwarze Augen sind schön, aber sie werden leicht roth.
192. Schwarze Augen und blondes Haar sind eine schöne (seltene) Waar'. (Lomb.)
193. So lange als Augen und Schönheit in der Welt sein, so lange wird auch Liebe bleiben. – Winckler, II, 71.
194. 'T is gruplik vörde Ôgen, säd' jenn Mann, wenn enen 't Rad öwer de Näs' gêt. (Mecklenburg.)
195. Um ein Auge ist (war, wär') die Kuh blind.
196. Um Ein Auge war das Spiel verloren.
Frz.: Faute d'un point Martin perdit son âne.
197. Unsere Augen sehen alles, nur sich selber nicht.
Von der Unfähigkeit des Menschen, sich selbst zu rathen.
198. Vil augen sehen mehr als eins allein, was einer nicht weiss, weiss die gemein. – Henisch, 149.
199. Vil augen sehen mehr, denn eins. – Henisch, 149.
Lat.: Plura vident oculi, quam lumine cernitur uno.
200. Vier Augen sehen mehr als zwei. – Bücking, 28; Schonheim, O, 3; Henisch, 149.
Viele besitzen mehr Klugheit, Erfahrung, Einsicht als einer. Das Urtheil vieler (Urtheilsfähiger!) ist dem eines einzigen vorzuziehen. Der Litauer sagt: Vier Augen sehen mehr als eins.
Frz.: Deux yeux voyent plus clair qu'un. (Gruter.) – Quatre yeux voient plus que deux.
Holl.: Vier oogen zien meer dan twee. (Harrebomée, II, 144.)
It.: Quattr' occhi vedono più che un solo.
Lat.: Ferrum ferro acuitur. – Oculi plus vident, quam oculus. – Vir unus non videt omnia.
201. Vor Augen gut, falsch hinterrück, das ist jetzund ein Meisterstück, das muss einer wissen, oder er wird beschissen.
202. Vor Augen gut, hinter dem Rücken lästern thut.
203. Vor den Augen und hinter den Augen gibt verschiedene Weisen (Melodien). (Lit.)
204. Wan das auge sihet, dz es nie gesehen hat, dan denckt dz hertz auch wol, dz es nie gedacht hat. – Tappius, 224a; Henisch, 153.
205. Wann die augen nicht sehen, wo wolten die füss hingehen. – Henisch, 154.
206. Wann man nur die augen füllen kan, so wirt dem bauch bald recht gethan. – Henisch, 143.
Dän.: Mange øine see meere end eet.
207. Was aus den Augen führt dahin, das führt zugleich auch aus dem Sinn. – Seybold.
208. Was das aug nicht sihet, berühret das hertz nicht. – Henisch, 153.
209. Was das Auge füllt, ist angenehm, sagte die Magd, da warf sie der Frau den Aschtopf ins Gesicht.
210. Was das Auge nicht sieht, will das Herz nicht haben.
211. Was das Auge nicht wird gewahr, wird dem Herzen nicht lieb und klar. (Bask.)
212. Was dem Auge schadet, schadet darum dem Schlafe noch nicht.
Was dem einen wehe thut, thut deshalb dem andern noch nicht wehe.
213. Was die augen füllet, das ist angenem. – Henisch, 153.
214. Was die augen nicht sehen, bekummert (beschwert) das hertze nicht. – Agricola, 180; Egenolff, 222b; Winckler, I, 6; Henisch, 143.
Engl.: What the eye sees not, the heart rues not.
Holl.: Het geen het oog niet ziet, bekoort (begeert, bekommert, bezwaart) het hart niet. (Harrebomée, II, 142.)
It.: L'occhio non mira, cuor non sospira. – Occhio non vede, cuore non duole.
Lat.: Non affectatur oculus, quod non speculatur.
215. Was die augen sehen, betreuget das hertze nicht. – Agricola, 178; Egenolff, 87b.
[176] 216. Was die Augen sehen, das glaubt das Herz. – Pistor., II, 40; Siebenkees, 138; Beyer, I, 352; Nieter, 173; Härlin, 7.
»Gemälde schmeicheln, Schilderungen lügen; nur meinen eignen Augen will ich trauen.« (Schiller.)
Dän.: Det øiet seer, troer hjertet.
Engl.: Seeing is believing.
Frz.: Qui de l'oeil voit, du coeur croit.
Holl.: Wat het oog ziet, bedriegt het hart niet. (Harrebomée.)
It.: Chi con l'occhio vede di cuor si crede.
Lat.: Manus nostrae sunt oculatae, credunt, quod vident. (Plautus.)
217. Was die augen sehen, das treugt nicht, aber das gerucht ist sehr trüglich. – Henisch, 153.
218. Was die (vorwitzigen) Augen sehen, das wollen die Hände haben.
219. Was die Augen sehen, erfüllt das Herz.
Lat.: Manus nostrae sunt oculatae, credunt, quod vident. – Oculis magis habenda fides, quam auribus. – Visus certificat me plus, quam quod Plato narrat.
220. Was die Augen sehen, errathen die Finger leicht.
221. Was ich gesehen mit augen hab, mir leicht niemand mag schwetzen ab. – Henisch, 153.
222. Was ich mit den Augen nicht sehe, thut dem Herzen nicht wehe.
Poln.: Czego oko nic widzi tego serżu nie cal.
223. Was ich mit den Augen schau oder vor Händen han, dess bin ich gläubig Mann. – Liedersammlung.
224. Was man mit fremden Augen sieht und anderer Leute Ohren hört, sieht und hört man nur halb.
Und es geht, wie Lehmann hinzusetzt, nur ins Wams und nicht ins Herz.
Dän.: Lyvs er godt som øie det eene kand ei være den anden forunden.
225. Was nützt das Auge ohne Licht?
226. Was sihet dein aug vnd hört dein ohr, behalt bei dir, du bist kein thor. – Henisch, 153.
227. Was soll einem ein Aug', damit er nicht sihet? – Henisch, 153.
Dän.: Hvad duer det øie, man seer ikke med. (Prov. dan.)
Engl.: The blind does not desire any thing besides two eyes.
228. Wat at Ugh egh schocht, dea't hart eg siar. (Föhr.)
Was das Auge nicht sieht, thut dem Herzen nicht wehe; darum soll man Anlässe und Gelegenheiten zu Aufregung und Betrübniss, zum Aufreissen verharschter Wunden meiden.
229. Wat de Oogen nich seht, dat kränkt 't Hart ook nich. (Ostfries.)
230. Wat dit Oog ek sjieght, däät dit Hart ek siir. (Sylt.)
231. Weinende Augen haben süssen Mund.
232. Weit von den Augen, weit vom Hertzen. – Winckler, XVII, 84.
233. Wem das rechte Auge ausgestochen ist, der verliert auch bald das linke.
234. Wem die Augen ausgestochen und die Zähne ausgebrochen sind, der gibt keinen guten Regenten.
235. Wem die Augen des Morgens nicht geöffnet werden, dem thauen sie schwer auf. – Sprichwörtergarten, 158.
Empfehlung guter Jugendbildung.
236. Wem die Augen in der Jugend ausgestochen sind, der sieht sein Lebtage nichts.
237. Wenn das aug ein schalk ist, so ist der gantze leib finster. – Matth. 6, 23; Henisch, 148.
238. Wenn das aug einfeltig ist, so ist der gantze leib liecht. – Henisch, 147.
239. Wenn das Auge den Staar hat, ist's im ganzen Leben Nacht.
240. Wenn das Auge hinreicht, muss man nicht die Hand brauchen.
241. Wenn das Auge nicht sehen will, so helfen weder Licht noch Brill'. – Sailer, 52.
242. Wenn das Auge Noth leidet, so hilft ihm die Hand.
Dän.: Naar øiet lider hjelper haanden.
243. Wenn das Auge sieht, was es nie gesehen, denkt das Herz, was es nie gedacht hat.
Dän.: Naar øinene see det, de ei før have seet, da tænker hjertet det, som det ey før havde tænkt.
[177] 244. Wenn das Auge weint, weint auch (rinnt) die Nase. (Surinam.) – Wullschlägel.
Leidet Ein Glied, leiden alle Glieder. Auch: Wer den angreift, greift mich an.
245. Wenn die Augen von selbst zufallen, dann ist der Schlaf am süssesten.
246. Wenn es thut in Augen wohl, dann erscheint weiss die schwarze Kohl'. – Suchenwirth.
247. Wenn ich dich nicht hätte und meine Augen nicht, so wär' ich blind.
248. Wenn ich nicht durch die Augen sehe, so sehe ich durch die Brille.
249. Wenn man das Auge drückt, so springt zuletzt Feuer heraus. – Blum, 451.
Die Mühle der Götter und die Geduld der Völker mahlt langsam; aber wenn der Druck das Mass überschreitet, dann kommen die grossen und kleinen Tyrannen zwischen die Steine der Volksmühle und werden zerrieben.
250. Wenn man das aug trucket, so gehen die thränen auss. – Henisch, 154.
251. Wer auf dem rechten Auge erblindet, dem stählt Gott das linke.
252. Wer böse Augen ansieht, dem hängen sie ihre Krankheit an.
Spanischer Aberglaube.
Holl.: Die leepe ooghen langh beziet, die leepheyd oock in zijne schiet. (Brunes, 295.)
253. Wer böse Augen hat, sieht lieber ins Finstere als ins Licht.
254. Wer das Auge erhalten will, muss es vom Staube reinigen.
255. Wer den Augen zu viel traut, den führen sie hinter das Licht.
256. Wer die Augen bei sich hat, stolpert nicht.
Holl.: Die zijne oogen voor zich heeft, struikelt niet. (Harrebomée, II, 142.)
257. Wer die Augen in der Tasche hat, muss auch die Hände hineinstecken.
Dän.: Hvo som bærer sine öjne i lommen (i brille føret) seer meget fil.
258. Wer die Augen nicht aufmacht, muss den Seckel aufmachen. – Commentar zum privatrechtlichen Gesetzbuch Zürichs, §. 1417; Hillebrand, 238.
Mängel einer Sache, die ohne Fahrlässigkeit nicht zu übersehen sind, können nach geschlossenem Kauf nicht mehr geltend gemacht werden. Wer nicht gesehen hat, muss büssen. Nach besondern Rechten, z.B. den Hamburger Statuten, hat der Verkäufer auch für verborgene Fehler nicht einzustehen. Auch diesen Fall schliesst das Sprichwort ein.
259. Wer die Augen nicht aufthut, muss den Beutel aufthun. – Steiger, 198; Pistor., I, 6; Hermann, I, 3; Siebenkees, 141; Estor, II, 528; III, 1263; Henisch, 153; Eisenhart, IV, 20; Hillebrand, 238; Gerber, 97, 6; Meisner, 11; Schonheim, D, 12; Simrock, 635; Woeste, 74.
Dän.: Man skal have øie paa hver finger, om man vil være ubedragen.
Lat.: Disce cautius mercari.
260. Wer die Augen schliesst (schläft) zur rechten (in der Arbeits-) Zeit, weint zur Unzeit.
261. Wer ein böses Auge hat, der soll es mit dem Elnbogen verbinden. – Winckler, I, 44.
262. Wer gesunde Augen hat, braucht keine Brille.
263. Wer mit den augen nicht wol sihet, der soll mit den feusten desto bass zugreiffen. – Henisch, 153.
264. Wer mit fremden Augen sieht, betrügt sich oft. – Grimm, I, 790.
265. Wer mit fremden Augen sieht, erblindet auf den eigenen. – Schulzeitung, 1835, S. 49; Sprichwörtergarten, 91.
Holl.: Men moet uit eigen oogen zien. (Harrebomée, II, 144.)
266. Wer mit fremden Augen sieht, sieht je länger, je weniger.
»Siehst du mit Augen von andern Leuten, so werden sie dich zur Blindheit leiten.« (Castelli.)
267. Wer mit geborgten Augen sieht und mit geborgten Ohren hört, ist nie vor Betrug sicher.
Dän.: Hvo med andres øine seer, med andres øren hører, og met fremmede hænder giver ud og tager ind, bedrages letteligen.
[178] 268. Wer mit seinen augen, ehr vnd glauben schertzen lest, der wirt bald blind, ehrloss vnd verdampt. – Henisch, 153.
269. Wer nicht kann die Augen zuthun, taugt nichts fürs Regiment.
270. Wer nur ein aug hat, der pflegts offt zu wischen. – Henisch, 144.
271. Wer nur Ein Auge hat, ist allezeit bange dafür. – Ramann, Unterr., IV, 8.
Dän.: Den som har kun eet øie ræddes altid for det.
272. Wer nur Ein Auge hat, wartet sein.
Lat.: Solus tergendus oculus sit et adspiciendus.
273. Wer nur Ein Auge hat, wischt es genau.
D.h. verwahrt es wohl, hütet es doppelt.
It.: Chi non ha che un occhio ben lo guarda, e spesso lo netta.
274. Wer nur mit anderer Augen sieht, ist blinder als ein Maulwurf.
275. Wer seine Augen im Brillenfutter trägt, der kann viel über(ver)sehen.
276. Wer sich die Augen pfeffert, dem müssen sie thränen.
277. Wer wird mit zwei Augen zugleich in Einen Flaschenkürbis sehen! – Wullschlägel.
Die Neger in Surinam sagen damit: Spar' deine Kräfte, wo du sie nicht alle brauchst.
278. Wer zu sehr ins Auge fällt, den beneidet alle Welt.
279. Wie das aug, also das werck. – Henisch, 154.
280. Wie man die Augen zuthut, so werden sie einem aufgethan.
281. Wie's in die Augen springt, so springt's in die Seele.
282. Wir sind mit sehenden Augen blind.
283. Wo das Auge nicht sieht, betrübt sich das Herz nicht. – Burckhardt, 410.
Die Aegypter wollen mit diesem Sprichwort sagen, dass man sich hüten müsse, Augenzeuge des Unglücks zu sein.
284. Wo das Auge weint, ist das Herz nicht erstarrt.
It.: L'occhio è, dov' è il cuore.
285. Wo die Augen hören und die Ohren sehen, da muss alles rückwärts gehen.
286. Wo die Augen sprechen, kann die Zunge schweigen.
287. Wo ein Auge hinsieht, da soll sich auch das andere hinwenden.
288. Wo ein gesundes Auge Engel sieht, da erblickt eine schlechte Brille nur Teufel.
289. Wo man mit fremden Augen muss sehen, da ist's um Stadt und Dorf geschehen.
290. Wouhl aus'n Agen, wouhl aus'n Sinn. (Franken.) – Frommann, VI, 164, 16.
291. Zwei Augen decken viel.
292. Zwei Augen sehen mehr als eins.
Frz.: Deux yeux voient mieux qu'un.
Holl.: Twee ogen zien meer dan een. (Harrebomée, II, 144.)
293. Zwei Augen sehen nicht zugleich in die Flasche.
Man muss nicht seine Bolzen auf einmal verschiessen.
Holl.: Twee ooghen zien meer in 't ghemeen als daer kan doen een oogh alleen. (Brunes, 294.) – En staet niet op u zelf alleen, twee ooghen die zien meer als een. (Brunes, 295.)
294. Zwei Augen, zwei Ohren und nur Ein Mund. – Eiselein, 46.
*295. A hots zu dam Og mit halben Uhren gehört. – Gomolcke, 45.
*296. A ies noch mit annem bloo Ooge dervon kummen. – Robinson, 356.
*297. A îs mit sâenden Ôgen blint. (Schles.)
*298. A iss noch su mitte am blo Oge davon kummen. – Gomolcke, 110; Robinson, 356.
*299. A macht a par verliebte Ogen wie anne tudte Ratte. – Gomolcke, 170.
*300. A schlug mich ei de Ogen, dass mers Foir raus sprang. – Robinson, 35.
*301. A wiel een gor mit a Oogen derstechen. – Robinson, 276.
*302. Ar geit e Ag drümm, wenn d'r Anner kês (keines) hat. (Franken.) – Frommann, VI, 163, 12.
[179] *303. Ar hat ân Ag uf si. (Franken.) – Frommann, VI, 163, 12.
*304. As wenn am auss a Oogen geschnieten wär. – Robinson, 864.
*305. Auf beiden Augen schlafen.
Fest, gut und mit ruhigem Gemüth.
Lat.: In utrum vis dormire oculum. (Plautus.) (Erasm., 829.)
*306. Auf einen das Auge werfen, wo man drauf sitzt. (Schles.)
Ihm den Rücken kehren, sich verächtlich von ihm abwenden.
*307. Auf seinen fünf (neun) Augen bestehen. – Bücking, 137.
Hartnäckig bei einer einfältigen Meinung bleiben.
*308. Augen im Nacken tragen.
Von Listigen, Verschlagenen, solchen, die schwer zu hintergehen sind.
*309. Augen machen.
*310. Augen machen wie ein Kriegsschiff. (Altgr.)
Von denen, die mit weiten und grossen, mit schielenden und drohenden Augen jemand ansehen. In den Kriegsschiffen pflegten grosse, den Augen ähnliche Löcher zu sein, in die man die Ruder steckte.
*311. Aus andern Augen sehen.
Die Sache von einem ganz andern Gesichtspunkte betrachten.
*312. Dai kiket met enem Oge nam Hiemel, un met dem annern in de Westentaske. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188.
Zur Bezeichnung eines Scheinheiligen.
*313. Das rechte Auge juckt mir.
Gute Vorbedeutung. Wenn man Hoffnung hat, etwas Angenehmes zu hören, wie man jetzt sagt: Es klingt mir vorm rechten Ohre, um zu sagen, dass sie löblich von einem reden.
Lat.: Oculus dexter mihi salit. (Tappius, 213b.) (Erasmus, 118.)
*314. Das rechte aug tantzt mir im Kopf. – Henisch, 148.
*315. Das will ich im Aug' leiden.
So sagt man in der Eifel, um anzudeuten, dass man von einer Sache nichts bekommen hat.
*316. Das wird ihm ins Auge triefen. – Verzameling, 39.
*317. De Augen in de Hand neamen. (Westf.)
Aufmerksam sehen. In der Gegend von Sprottau (Schlesien) sagt man: Dau muss 'ch halt de Augen ä de Hand nahm (um die Sache tastend im Finstern zu verrichten). (Firmenich, II, 298.)
*318. Der schlägt sich zwei Augen aus, damit sich sein Kind eins ausschlage. (Span.)
*319. Die Augen aufreissen.
Lat.: Attollere supercilium. – Ponere supercilium. (Erasmus, 81.)
*320. Die augen fallen lassen. – Henisch, 142.
Niederschlagen, unter sich sehen.
*321. Die Augen gehen ihm auf.
*322. Die Augen in den Beutel stecken.
*323. Die Augen in die Hand nehmen und durch die Löcher kieken (sehen). (Ostpreuss.)
*324. Die Augen offen haben.
Sich nach seinen Sachen umsehen, sich um dieselben bekümmern.
Frz.: Avoir l'oeil au bois.
*325. Die Augen sind ihm verkehrt (nicht recht) eingesetzt. – Eiselein, 45; Henisch, 142.
Holl.: De ooghen, als mer wel op-let, en zijh hem niet recht in-ghezet. (Brunes, 294.)
Lat.: Lolio victitat. (Plautus.)
*326. Die Augen sind sein, aber die Ulmen (Bäume) mein.
*327. Du gunst jhm nicht die augen im kopff. – Henisch, 152.
*328. E äs em aus den Uge geschnîden. (Siebenbürgen.) – Frommann, V, 36.
*329. Een Ooge im Nacken hebben. – Richey.
Aus Vorsicht hinter sich sehen.
*330. Ein aug auff jemands haben. – Henisch, 142.
*331. Ein Auge auf etwas werfen.
*332. Ein Auge aufs Segel halten.
Die Entwickelung, den Gang einer Sache genau beobachten.
Holl.: Een oog in't zeil houden. – Men moet een oog in het zeil houden.
[180] *333. Ein Auge zudrücken. – Meinau, 26.
Etwas, was streng genommen nicht sein sollte, hingehen lassen und thun, als ob man es nicht bemerkte. Ueber die Entstehung dieser Redensart erzählt man: Einem einäugigen Steuerbeamten (Thorvisitator, Güterbeschauer) wurde verrathen, dass ein bedeutender Unterschleif beabsichtigt werde; er verdoppelte daher seinen Diensteifer. Die Waareneigenthümer liessen aber, um ihn zu täuschen, eine Ladung unbedeutender Sachen vorausgehen, die er wegnahm, dann die Hauptladung folgen, drückten ihm auf eine wirksame Weise die Hand, mit der Bitte, Ein Auge zuzudrücken, was er aus Höflichkeitsrücksichten thun zu müssen glaubte, sodass die Waare unbemerkt vorbeigelangte.
Lat.: Connivere. (Cicero.)
*334. Ein böses Auge sollte dies nicht ansehen.
Verderblicher Zauberblick.
*335. Einem Augen machen.
Eine thüringische Redensart, die George Hesekiel (in Julius Rodenberg's Deutschem Magazin, 2. Jahrg., 1. Heft, S. 28) so erklärt: Wenn ein Mädchen mit einem Manne zusammengeführt wird, dann »schielt« sie, d.h. sie thut, als ob sie sich gar nicht um ihn bekümmere, blickt aber verstohlen unter den Wimpern nach ihm hin, um zu sehen, was er für ein Gesell ist. Gefällt er ihr nun so von aussen, dann »macht sie ihm Ohren«, d.h. sie hört auf seine Rede, und gefällt ihr diese, dann »macht sie ihm Augen«, d.h. sie blickt ihn zuweilen ganz plötzlich mit grossen Augen an, um sich zu überzeugen, ob er's so meint, wie er spricht.
*336. Einem aus den Augen gehen.
Absichtlich eine Zusammenkunft mit ihm vermeiden.
*337. Einem aus den Augen geschnitten sein.
Sehr ähnlich sein.
*338. Einem die Augen aus dem Kopfe geben.
Das Liebste und Theuerste ihm opfern.
Lat.: Medullitus, oculitus. (Erasm., 67.)
*339. Einem die Augen auswischen.
Ihn mit seinem eigenen Schaden klug machen, ihn betrügen.
*340. Einem die Augen einseifen. (Poln.)
Entspricht der deutschen Redensart: Einen über den Löffel barbieren. – Man erzählt, dass ein paar Gauner, die sich für Barbiere ausgegeben, in Krakau einen Edelmann, nachdem er Uhr, Brillantnadeln u.s.w. abgelegt, eingeseift, ihn dabei unmerklich an die Stuhllehne festgebunden und ihm schliesslich aus wohlberechnetem Versehen den Seifenschaum in die Augen gegossen und mit den Kostbarkeiten rasch verschwunden seien. Da die Begebenheit von Mund zu Mund ging, so wurde diese Redensart sprichwörtlich. (Wurzbach I, 78.)
*341. Einem die Augen im Kopfe nicht gönnen.
Holl.: Hij gunt hem het licht in de oogen niet. (Harrebomée, II, 142.)
*342. Einem die Augen nicht gönnen.
Jemand so hassen, dass man ihn gar nicht ansehen mag.
*343. Einem die Augen öffnen.
Holl.: Iemand de oogen openen. (Harrebomée, II, 143.)
*344. Einem die Augen verblenden (verkleistern).
Ihm die wahre Beschaffenheit der Sache verhehlen.
*345. Einem etwas an den Augen ab- und ansehen. – Grimm, I, 790; Sailer, 182.
Aus seinen Mienen lesen, welche Wünsche sein Herz hat.
Lat.: Animus in oculis habitat. – Oculus animi index.
*346. Einem unter die Augen treten.
Eine Stelle einnehmen, wo man von ihm bemerkt werden kann.
*347. Einem unter vier Augen seine Meinung sagen.
Ohne dass es sonst jemand hört.
Frz.: Dire à quelqu'un deux mots et une bredouille.
*348. Einem was aufs Auge drücken.
Ihn bestechen.
*349. Einen ins Auge fassen.
Ihn aufmerksam betrachten.
Holl.: Iemand in het oog houden. ( Harrebomée, II, 143.)
*350. Einen mit sehenden Augen blind machen.
Ihn zu etwas überreden, wovon ihm seine Augen das Gegentheil versichern.
Lat.: Oculis pulverem offundere (suffundere).
*351. Einen nicht mit guten Augen ansehen. – Zehner, 22.
Holl.: Iemand met geene goede oogen aanzien. (Harrebomée, II, 143.)
*352. En god Oge up een hebben.
*353. En Oge dran wagen.
*354. En Oge int Seil hebbn.
*355. Er bleibt bei seinen fünf (sieben, elf, auch dreizehn) Augen.
Wahrscheinlich vom Spiel entlehnt, wenigstens erzählt man, ein ebenso leidenschaftlicher als abergläubischer Spieler habe sich in den Kopf gesetzt, auf die Zahl sieben zu gewinnen, habe sie, wiewol er stets [181] verloren, so lange fort besetzt, bis sein ganzes Vermögen dahingewesen. Man sagt aber auch: bei seinen fünf, elf u.s.w. Augen bleiben.
*356. Er hat auch hinten Augen.
Ist durchtrieben, mit allen Hunden gehetzt.
Lat.: A fronte atque a tergo. (Tappius, 99a.)
*357. Er hat Augen, die von Augenschmalz verliebt werden. (Span.)
*358. Er hat Augen, er kann bei hellem Tage eine Kirche unterscheiden.
*359. Er hat Augen hinten und vorne.
Holl.: Hij heeft ook oogen in zijn nek. (Harrebomée, II, 143.)
*360. Er hat augen im hindernkopff. – Henisch, 142.
*361. Er hat Augen wie ein Luchs (Falk, Sperber). – Kirchhofer, 274.
Lat.: Lynceo perspicacior. (Aristoph.)
*362. Er hat Augen wie ein Schellfisch.
Grosse, matte, ausdruckslose.
*363. Er hat Augen wie Häscherlaternen.
*364. Er hat die Augen in den Fersen.
Scheint blind zu sein.
Frz.: Il parait qu'il a les yeux aux talons.
*365. Er hat ein Auge auf dem Felde, das andere in der Stadt.
Er hat es auf allem; seinem Blicke, seiner Aufmerksamkeit kann nichts entgehen.
Frz.: Il a un oeil au champ, et l'autre à la ville.
*366. Er hat hinter sich auch Augen.
Es entgeht ihm auch dann eine Sache nicht so leicht, wenn man ihn auch nicht persönlich zugegen glaubt. Auch: Er ist listig, verschlagen, lässt sich nicht leicht täuschen. – Von denen, die ausserordentliche Kenntniss der Dinge und besondere Klugheit besassen, die nicht blos das Gegenwärtige wussten, sondern auch Blicke in die Zukunft warfen, sagte man: Er hat Augen auf der Stirn und hinten am Kopfe. (A fronte simul et occipitio oculatus. Erasm., 789.)
Lat.: In occipitio quoque oculos gerit. (Plautus.) (Erasmus, 227.)
*367. Er hat hundert augen, er ist ein Argus. – Henisch, 148.
*368. Er hat ihr zu tief ins Auge geblickt.
Ihr Anschauen hat eine Leidenschaft in ihm für sie hervorgerufen.
*369. Er hat nicht die Augen eines Pfarrers (Arztes, Richters u.s.w.). (Lit.)
Ist nicht für diesen Beruf geboren.
*370. Er hat nur ein Auge; ein Aug' ist lieb.
*371. Er hat rothe Augen, als wenn er sollte Cardinal werden.
Französischen Ursprungs. Dem Abt Bonze, dem Neffen des Bischofs von Beziers, ward unter andern Voraussagungen auch die gemacht, er werde, wenn er einmal rothe Augen bekäme, Cardinal werden. (Gesellsch., I, Magdeburg 1783.)
*372. Er hat sehr brauchbare Augen, er sieht zugleich nach zwei Seiten.
Spott auf Schielende.
*373. Er hat seine Augen immer offen (oder: rechts und links).
Ist immer auf seiner Hut.
Frz.: Il est toujours sur le qui-vive.
*374. Er hat so viel Augen wie eine Spitalsuppe.
D.h. sehr wenig, denn die Spitalsuppen triefen bekanntlich nicht vom Fett.
*375. Er hat weder mit seinen Augen gesehen, noch mit seinem Herzen geliebt. (Aegypt.) – Burckhardt, 728.
Von jemand, der eine wiederholt heftige Leidenschaft für eine Frau kund gibt, die er nie unverschleiert gesehen hat. Im weitern Sinne: von Begeisterung für Sachen, die man nicht kennt.
*376. Er ist mit sehenden Augen blind. – Matth. 13, 13; Schulze, 214.
Von einem Menschen, dem alle geistige Empfänglichkeit abging, der stumpf an Kopf und Herz war, sagten die Alten: Er ist nicht blos auf den Augen, sondern auch auf den Ohren blind. (Coecus auribus. Erasmus, 500.)
Holl.: Hij heeft de oogen zoo diep in het hoofd, dat hij niet ziet, wat omtrent hem is. (Harrebomée, II, 142.) – Hij is met beide oogen stekeblind. (Harrebomée, II, 143.)
Lat.: Caligare in sole. (Quint.) (Erasm., 27.)
*377. Er macht Augen wie die Gänse, wenn's wetterleuchtet.
Holl.: Hij ziet uit zijne oogen als een maartsche kater. – Hij ziet uit zijne oogen als een schichtig paard. (Harrebomée, II, 143.)
[182] *378. Er macht Augen wie ein junger Elfböhmer. (Schles.)
*379. Er macht verliebte Augen wie eine todte Ratte. (Schles.)
*380. Es einem an den Augen ansehen, dass er Kopfreisser getrunken und nicht geschlafen hat. (Schles.)
*381. Es fehlt nur Ein Auge, so wäre der Gaul (die Kuh) gar blind.
*382. Es hängt ihm ebenso viel davon an den Augen (Ohren).
Es kann ihn dasselbe Schicksal treffen.
Frz.: Autant lui eu pend à l'oeil.
*383. Es ist durch das Auge einer Nadel gekrochen. – Verzameling, 9.
*384. Es ist ein böses Auge darübergegangen.
*385. Es lauft ins Auge.
Holl.: Hij loopt in het oog. (Smeller, 20.)
*386. Es sticht ihm in die Augen.
*387. Etwas aus den Augen setzen.
Ihm nicht die gehörige Aufmerksamkeit widmen.
*388. Etwas im Auge haben.
*389. Etwas mit gorgonischen Augen ansehen.
Scharf, zornig. – Für »wild und furchtbar ansehen«, sagte man, es »mit Atreus-Augen ansehen«, weil Atreus im Trauerspiel so dargestellt wurde. (Atrei oculi. Lucian. Erasm., 544.)
Lat.: Gorgoneis oculis. (Erasm., 227.)
*390. Etwas mit unverwanktem Auge ansehen.
Sehr aufmerksam und genau.
Lat.: Fixis oculis intueri. (Plutarch.) (Erasm., 226.)
*391. Etwas wie sein Auge hüten.
*392. Grosse Augen machen.
Seine Verwunderung über etwas durch auffallend starres Ansehen äussern.
Holl.: Hij zet groote oogen op.
*393. He hefft ock achter ogen. – Egenolff, 99b.
*394. He hett so völ Ôgen as Arslöcker.
Er ist einäugig.
*395. He krigt wiss noch Ogen. – Volksbote, X.
*396. He trett sîn Bestevadersch (Grossvaters) Aug ût. (Meurs.) – Firmenich, I, 406.
Er tritt in einen Haufen Menschenkoth.
*397. He will de Ogen eer füllen, as den Bûk.
Von gierigen Essern.
*398. Hei kickt ut fiw (fünf) Oogen. (Westf.)
Ist berauscht.
*399. Hei maket en pâr Aeugen äs en stoeken (gestochen) Kalw (Bock). (Westf.)
*400. Ich habe hinter mir keine Augen.
*401. Ich hab's mit meinen leiplichen augen gesehen. – Agricola, 627.
Holl.: Ik heb het met mijne eigene oogen gezien. (Harrebomée, II, 144.)
*402. Ich will ihn über meine Augen setzen.
Mit der grössten Achtung, Aufmerksamkeit und Liebe behandeln.
*403. Ich wollte lieber meine Augen entbehren.
Von grosser Liebe zu jemand.
*404. Ik will di bî de Ôgen gân un nageln dî de Finster to. – Richey.
Drohung derer, die mit Fäusten einem andern ins Gesicht schlagen wollen.
*405. Im a Oge iss die Kuh blind. – Gomolcke, 645.
*406. Jemanden in den Augen tragen.
Wenn man jemand ganz besonders liebt und pflegt. Von den Müttern entlehnt, die ihre Kinder zärtlich lieben, sie nicht aus den Augen lassen.
*407. Jemanden nur mit Einem Auge beweinen.
Von sehr mässiger oder nur Scheintrauer.
Frz.: On ne l'a pleuré que d'un oeil.
*408. Kein Auge von einem verwenden.
Jemand lange und ohne Unterbrechung ansehen.
*409. Man hat ihn gern wie ein triefendes Auge. (Altgr.)
Von Leuten, die man nicht wohl leiden kann und die doch so gefällig und fleissig sind, dass man ihnen gern etwas anvertrauen möchte. Ein triefendes Auge wird durch die leiseste Berührung verletzt und doch ist es so natürlich, die Hand dahin zu führen, wo es wehe thut.
*410. Man soll hinten und vorn Augen haben. – Grimm, I, 790.
*411. Mit dem linken Auge in die rechte Rocktasche sehen. (Harz.)
[183] *412. Mit einem Auge im Felde, mit dem andern in der Stadt sein.
*413. Mit einem Auge schon in die andere Welt schauen.
*414. Mit einem blauen Auge davonkommen. – Grimm, I, 790.
Blaugeschlagenes Auge, statt eines verlorenen, kleiner Verlust für den möglich grössern.
Lat.: Sic me servavit Apollo. (Horaz.) – Sutorio atramento absolvi.
*415. Mit offenen Augen schlafen wie der Hase.
Auf seiner Hut sein, stets wachsam sein.
Lat.: Somnians vigilat. (Terenz.)
*416. Mit sehenden Augen blind sein.
Entweder mit offenbarer Blindheit geschlagen sein oder aus guten Gründen etwas nicht bemerken wollen.
Lat.: In media luce caecutire.
*417. Mit sehenden Augen sehen sie nicht. – Matthäus 13, 13; Eiselein, 45.
Lat.: Videntes non vident.
*418. Mit seinen Augen eine Schlacht liefern.
Einen Kampf auf dem Gesicht ausdrücken und zur Anschauung bringen.
Lat.: Pyrrichen oculis prae se ferens. (Erasm., 548.)
*419. Mit seinen zwei Augen sieht er mehr als mit zehn fremden.
*420. Mit zwerchen Augen ansehen.
*421. Ogen in'm Nacken hebben. – Volksbote, X.
Auf seiner Hut sein.
*422. Sein' Aage sen grösser as sein Mage'. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 527.
Engl.: His eyes are bigger than his belly.
*423. Sein Auge nach der Speisekammer, sein Ohr nach dem, der ausruft. – Burckhardt, 438.
Von einem unersättlichen Esser.
*424. Seine Augen auf die Weide führen.
*425. Seine Augen auf etwas werfen.
Es mit Aufmerksamkeit betrachten.
*426. Seine Augen sind weiter als sein Bauch. – Grimm, I, 790.
Dän.: Han mœtter Bugen för øinene.
Frz.: Il rassasie plutôt son estomac que ses yeux.
*427. Seine Augen studiren, aber seine Ohren sind spazieren (horchen).
Engl.: He is occupied with his eyes and listens with his ears.
*428. Seine Augen triefen.
Von Blödsichtigen und Dummen, besonders Altersschwachen; Saturn wurde als ein alter, gichtbrüchiger Mann dargestellt.
Lat.: Saturniae lemae. (Erasm., 125.)
*429. Seine Augen woran weiden.
An dem Anschauen eines Gegenstandes seine Freude haben.
*430. Sich die Augen nach einem ausgucken.
Holl.: De oogen uitkijken. (Harrebomée, II, 141.)
*431. Sie hoan anander 's Weese (Weisse) an Oagen gesahn. – Gomolcke, 910.
*432. Sie hoat a Oge uffen, wu se druf sitzt. – Gomolcke, 893; Robinson, 357.
*433. Sie sind einander aus den Augen geschnitten.
Lat.: Nec aqua aquae, nec lacte lacti usquam similius, quam hic tui est, tuque hujus. (Plautus.) – Similior ficu. (Plutarch.)
*434. So lange ich ein Auge im Kopfe habe.
Holl.: Zoo lang als mijne oogen open staan, en ik ademtogt in 't lijf heb. (Harrebomée, I, 145.)
*435. So viel Augen haben, als die Suppe auf einer Bauernkirmes.
*436. So weit man mit den Augen sehen kann.
Holl.: Zoo ver men met oogen zien kan. (Harrebomée, II, 145.)
*437. 'S rechte Oge krimmert mich, ich war wos Liebes sahn. – Robinson, 534; Gomolcke, 575.
*438. Um ein Auge war die Kuh blind.
Von unverheiratheten Frauenzimmern, die ein Kind haben.
*439. Und wenn ihm wär' ein Auge ausgefallen, er hätt' es nicht aufgehoben.
So eilte er.
*440. Was sein Auge sieht, kann seine Hand machen.
*441. Wenn ihm etwas ins Auge fällt, ist's nicht von seinem Gut.
Von jemand, der nichts besitzt.
*442. Wie aus den Augen geschnitten.
[184] *443. Wie die Augen in seinem Kopfe.
*444. Wir warn eegen am Tage die Oogen aussloichten. – Robinson, 488.
*445. Witz schlug an a de Oogen. – Gomolcke, 1113; Robinson, 370.
zu12.
Dän.: Öge for öge, tand for tand. (Prov. dan., 28.)
zu13.
Etwas vollständiger sagen die Dänen: halte deine Augen von fremden Briefen, deine Ohren von fremder Rede, deine Hände von fremdem Gelde frei: Hold dine Öyne fra fremmede breve, örne fra fremmed tale, og haender fra fremmede penge. (Prov. dan., 297.)
zu15.
»Ein Aug', Gerücht vnd Glaub dess Mans leydt keinen Schertz das glaub nur gantz.« (Petri II, 167.) – »Wer mit Augen, Ehr' und Glaub thut schertzen, wird schwerlich dulden jhre Schmertzen.« (Eyering, III, 539.)
Span.: Con el ojo ni la fe, no me barlari. (Cahier, 3425.)
zu17.
Gehört zu den sechzehn Sprüchen, die im neuen Rathhause zu Berlin an der Decke eines der Sitzungssäle stehen.
zu25.
»Wer auss den augen isst, der isst auch aus dem sind.« (Hofmann, 28, 23.) – Auch die Türken sagen: Was fern ist vom Auge, ist fern vom Herzen. (Merx, 261.)
Böhm.: Co sejdè s očí, to vyjde ze srdce. – Jak daleko s očí sejdu, tak mdlou lásku v srdci najdu. – Jak dlouho na očích, tak dlouho na mysli. – S očí, z mysli. (Čelakovský, 185.)
Dän.: Bort er snart glemt. (Prov. dan., 86.) – Langt fra öine, langt fra hiertet. (Prov. dan., 117.) – Langt fra öine, snart af sinde. (Bohn I, 384.)
Lat.: Absentes habentur pro mortuis. (Binder II, 32.) – Qui longe est ab oculo, longe est a corde. (Bovill, I, 141.) – Mutat via longa puellas. (Propert.) (Binder II, 1964.)
Poln.: Co z oczu, to i z serca. (Čelakovský, 185.)
Port.: Longe da vlsta, longe do coraçaõ. (Bohn I, 280.)
Schwed.: Långt från ogonen, snart ur sinnet. (Marin, 19.)
Span.: Abventia enemiga de amor, quan lexos del ojo tan lexos del coracon. (Zeiller, Hundert Episteln, Ulm 1640, S. 41.) – Quan léjos de ojo, tan léjos de corazon. (Bohn I, 245.)
zu26.
In Luxemburg: Aus den Aen, aus dem Hierze. (Dicks, I, 5.)
Holl.: Die uten oghen is, is uten herten. (Tunn., 6, 9.)
Lat.: Qui procus est oculis, procus est a lumine cordis. (Fallersleben, 166.)
zu30.
Engl.: Better eye out, than always aking (watching). (Bohn II, 90.)
zu35.
Dän.: Onelt öie skal intet goelt see. (Bohn I, 395.)
Lat.: Obliquum talmum digne lateat decus almum. (Reuterdahl, 636.)
Schwed.: Ont ögha skulde aldre goth see. (Reuterdahl, 636.)
zu45.
Böhm.: Oko pánĕ nejlépe vyobračí konĕ. (Rybička, 3255.)
Span.: El ojo delame engorda el caballo. (Bohn I, 219.)
zu47.
Lat.: Oculus sapientis spera solis. (Bovill, I, 206.)
zu58.
Böhm.: Nepřesytí se oko patřením, a mysl bohatstvím. (Čelakovský, 164.)
zu61.
Altfries.: Dit Oog well uk wat haa. (Hansen, 4.)
zu68.
In Luxemburg: d'Aen oder der Beidel op. (Dicks, I, 5.)
zu70.
Bei Tunnicius (678): Den oyen is beter to löven als den oren. (Plus oculo credam, quam binis auribus uni.)
Lat.: Homines amplius oculis quam auribus credunt. (Seneca.) – Oculis habenda quam auribus est maior fides. (P. Syr., 601.)
zu83.
In Luxemburg: An d'Aen darf me nemme' ma Ilebon (Elbogen) reeren. (Dicks, I, 5.)
Engl.: You should never touch your eye but with your elbow. (Bohn II, 29.)
Port.: O mal do olho cura-se om o cotovelo. (Bohn I, 288.)
Span.: El mal del ojo curarle con el codo. (Bohn II, 30.) – El ojo limpiale con el codo. (Bohn I, 219.)
zu88.
Böhm.: Co není hezké očim, není hezké i ústům. – První předchůdcové v lásce oči. (Čelakovský, 237.)
zu89.
Die Osmanen sagen: die Augen sind eine Wage, darin die Herzen die Gewichte. (Schlechta 404.)
Böhm.: Oko do srdce okno. (Čelakovský, 266.)
Lat.: Animi imago vultus est: indices oculi. (Philippi, I, 30.)
Poln.: Oko do serca okno. (Čelakovský, 266.)
zu91.
Frisst die Katze die fische nicht mit dem Maul, so frisst sie sie mit den Augen. (Altmann, VI, 403.) – Jüdisch-deutsch in Warschau. Die Augen sennen grösser wie dus Maul, d.i. die Begierden der Augen sind schwerer zu befriedigen als die Bedürfnisse des Magens. – Die Osmanen sagen: Das Auge ganz zu sättigen, vermag nur Erde. (Schlechta, 407.) – Die Türken: Des Hungrigen Bauch wird voll, aber sein Auge nicht. (Merx, 217.)
[844] Böhm.: Oči jsou podvodnice. (Čelakovský, 289.) – Oči vidí, ale zuby neberou. – Očima piva nevypijes. (Čelakovský, 124.) – Rády by oči jedly, ale huba nemůze.
Lat.: Oculus non satiatur. – Oculi avidiores sunt quam venter.
Schwed.: Ögat will ha mer än magen kan fördra'. (Marin, 28.)
zu101.
It Aver un occhio alla gatta, e l' altro alla padella. (Bohn I, 74.)
zu109.
Lat.: Certius auditu fit, quod visus scio scitu.
Schwed.: Sy yn aer sayhu (sawne, saffue) sikane.
zu111.
Wenigstens oft, wie z.B. beim Schiessen, genauer als zwei.
Frz.: Veoir plus droict duny oucil que de deux.
Lat.: Rectius oculo uno, quam duobus videre. (Bovill, II, 85.)
116. Kirchhofer (S. 355) hat: verdeckt das andre.
Dän.: Et surt öye og skabbet faar, gjöre fleere. (Prov. dan., 499.)
zu117.
Die Russen: Mit seinen eignen zwei Augen sieht man mehr als mit zehn fremden. (Altmann V, 82.)
Lat.: Impudicus oculus impudici cordis est nuntius. (Gaal, 129.)
zu125.
Dän.: Vaer dig forden laege, som vil forsoge det paa dig. (Prov. dan., 372.)
zu127.
So sagte Luther von denen, die viel Glossen und Komentare über die Bibel lesen. (Einfälle, 263.)
zu131.
Holl.: Die verr' is uyt der sogh ghostelt, is verr' uyt'd hert, en onghemelt. (Brunes, 295.)
Frz.: Qui est des yeux, est loin du coeur. (Recueil, 759.)
zu154.
Dän.: Man skal mere tro öyet end öret. (Prov. dan., 556.)
Lat.: Fideliores aunt oculi auribus. (Binder, II, 1194; Lehmann, 54, 20.)
zu155.
Böhm.: Jistĕjši oko nežli ucho. – Lidé více očím nežli uším vĕří. – Očím před ušima víra. (Rybička, 1704-6.)
zu156.
Engl.: In the fore-head and the eye the Index of the mind doe lie. (Gaal, 128.)
zu157.
Böhm.: Nespraví ten nic do roka, kdo nezavře na čas oka. (Čelakovský, 112.)
zu159.
Böhm.: Dobře z předu i z zadu oči míti. – Oči sluší v týle míti. (Čelakovský, 251.)
zu164.
Lat.: Oculus animi index. (Binder, I, 260; II, 2348; Schönheim, 9, 5; Steinmeyer, 26.)
zu177.
Mit velen ogen is beter sein dan mit einem. (Plus cernit luxo, multis qui gaudet ocellis.)
zu192.
It.: Occhio nero e capel biondo la più vaga di questo mondo. (Giani 292.)
zu195.
Wird beim Kartenspiel angewandt, wenn ein Auge zum Gewinn fehlt.
Dän.: Paa et öye naer var hogen blind. (Prov. dan., 296.)
zu196.
Böhm.: Sedlák o voko kobylu prohrál. (Čelakovský, 142.)
zu198.
Böhm.: Jeden rozum dobrý, ale dva jsou lepší. (Čelakovský, 202.) – Víc lidí, víc vidí. (Čelakovský, 351.)
Poln.: Więcéj oczy więcéj widzą. (Čelakovský, 351.)
zu199.
Dän.: Mange öjne see meere end eet. (Prov. dan., 446.)
zu200.
Nach Mone, Forschungen, S. 189 schon um das Jahr 1580 bekannt. – In Waldeck: Vier Augen seht meih, asse twei. (Curtze, 333, 230.) – In Steiermark: Vier Augen gesahan mear as wie zwaa. (Firmenich, II, 769, 130.)
Böhm.: Čtyři oči více vidí nežli dvĕ. (Čelakovský, 351.)
Engl.: Four eyes see more than two.
Holl.: Mange Öjne see meere end eet.
Kroat.: Više vide oči, nego oko.
Lat.: Cernere plus uno lumina bina queunt. (Binder II, 479.) – Longius ille videt, qui multis spectat ocelli. (Binder II, 1639.)
Poln.: Dwa więcéj ujrzą niź jeden. (Čelakovský, 351.)
Schwed.: Fyra ögon se mer an twå. (Marin, 12.)
Span.: Mas ven quatro ojos que dos. (Bohn I, 232.)
zu207.
Frz.: Ce qu' oeil ne voit, au coeur ne deult. (Bohn I, 10.)
zu208.
Magiser (S. 220) hat: Was das auch nit siht, beschwert das Hertz nit.
Holl.: Dat d'ooge niet en siet, en begeert herte niet.
zu210.
Holl.: Dat dat oghe nieten siet, dat en begheret herte niet. (Tunn., 6, 6.)
Krain.: Česar oko ne vidi, serce ne želi. (Čelakovský, 123.)
Lat.: Non affectatur oculos, quod non spe valatur. (Fallersleben, 165.)
Poln.: Czego oczy niewidzą, tego sercu nie žal. – Mniéj to boli, co w oczy niekole. – Najlepiéj w świat s oczyma, potrzeba dać pole źalowi. (Čelakovský, 184.)
Sloven.: Cesar okonevidi serce ne poželi.
zu214.
»Das hertz begert nicht zu empfahen das, so die augen nie gesahen«. (Loci comm., 146.) – Bei Tunnicius (200): Wat dat oge nicht en sicht, dat en quellet dat herte nicht. (Cor non contristat, quod non aspectat ocellus.)
Mhd.: Dat dat oghe niet en siet, dat begheret dat herte niet. (Prov. Comm. 165.)
Böhm.: Čeho oko nevidí toho srdce neželí (toho srdci ménĕ žel). – Ménĕ bolí, co v oči nekůle. – Nejlépe v svĕt očima, a dáti želi pole. (Čelakovský, 184.)
Frz.: Ce que l'oeil ne voit, coeur ne désire. – Le coeur ne veut douloir ce que l'oeil ne peut veoir. (Bohn II, 90.)
Lat.: Si nescis oculi sunt in amore duces.
Schwed.: Det ögat aldrig såg, hjertat ej begråter. (Marin, 10.)
Span.: Ojos hay que de lagañas se enamoran. – Ojos que no ven, corazon que no quiebra. (Bohn I, 238.)
Böhm.: Co oko vidí, na tom se srdce nezklamá. – Více vĕř svým očím, nežli cizím řečem. (Čelakovský, 257.)
zu216.
Böhm.: Co oči vidí o tom mohou ústa mluviti. (Čelakovský, 351.)
Engl.: Seeing is believing. (Marin, 11.)
Frz.: Voir, c'est croire. (Marin, 1.)
Lat.: Quod sensus ostendit id credit animus. (Marin, 11.)
Schwed.: Det ögat ser, det tror ock hjertat. (Marin, 11.)
zu219.
Poln.: Oko nic nieprzewini, gdy się myśl nieprzyczyni. (Čelakovský, 25.)
zu223.
Span.: Lo que con los ojos veo, con el dedo lo adevino. (Bohn I, 229.)
zu227.
Dän.: Mig er eg gaffen af det öye jeg seer ikke med. (Prov. dan., 212.)
zu232.
Magiser (S. 219) hat: Weit von augen weit von Hertzen.
Frz.: Long de l'oeil, long du coeur. (Magiser, 219.)
zu258.
Böhm.: Kdo neotvírá oči, musí mĕšcem dotahovati. – Kdo neprohledá očima prohledne mĕšcem. (Rybička, 2956-57.)
Lat.: Vigilantibus jura sunt scripta. (Faselius, 271.)
zu259.
Bei unvorsichtiger Schadenzufügung. Ermahnt namentlich zur Vorsicht beim Handel, bei Ein- und Verkauf. (Für Altmark: Danneil, 205.) – In Ostfriesl.: On de Ôgen nêt apen deit, mutt de Büel apen dôn. (Kern, 529.)
Böhm.: Kdo neotvírá oči musí mĕšcem dotahovati. – Patřily jste, oči, co jste kupovaly: nuž tedy jezte. (Čelakovský, 221.)
Lat.: Si non vis salli, studensores noscere praesens. (Palingen, 5, 5629; Binder II, 3123.)
Poln.: Kto niedojźozy oczkiem ten doptaci mioszkiem. – Kto oczyma niedojźrzy, workiem dołoźy. (Čelakovský, 331.)
Sloven.: Kdo si nĕprezre oči, prezre mešček.
Wend.: Chtoź ňoco woci požiwaś, ten derbi mošnju rozśegaś. – Štóz njecha woči rozdźerać tón dyrbi mošnju wotčinjeć. (Čelakovský, 331.)
zu270.
»Wer nicht mehr hat denn nur ein aug, der pflegts zu wischen offt vnd gnaw.« (Loci comm., 177.)
Holl.: Die mer een oghe en heeft, wischet nau. (Tunn., 10, 10.)
Lat.: Solus tergendus oculus sit et aspiciendus. (Fallersleben, 287.)
zu271.
Holl.: Die maar een oog heeft bewaar dat wel. (Bohn I, 310.)
zu272.
Frz.: Qui n'a qu'un oeil, bien le garde. (Bohn I, 50.)
zu273.
Bei Tunnicius (377): De nicht dan ein oge heft, de wârtet nouwe. (Observat lumen caute cui solus ocellus.) – Die mer een oghe en heeft, wischet nau. (Prov. Comm., 287.)
Engl.: He that has but one eye, sees the better for it. (Bohn II, 91.)
Lat.: Monoculus tergat oculum, ne cum duce pergat. (Haupt, XI.)
zu292.
Engl.: Two eyes see more than one. (Bohn II, 138.)
Holl.: En staet niet op u zelf alleen twee ooghen die zien meer als een. (Brunes, 295.) – Twee ooghen zien meer in't ghemeen, als daer kan doen een oogh alleen. (Brunes, 294.)
Port.: Mais vém dous olhos, que hum. – Mais vém quatro olhos, que dous. (Bohn I, 282.)
zu307.
Auf seinen elff augen bestehen. (Rolberpell, LXXXIX.)
zu313.
In Ostpreussen: »Das linke Auge juckt, ich werde heut noch 'ne Freud' haben.« (S. ⇒ Hand. 87.) (Frischbier, II, 166.)
zu331.
»Das Auge ist eins der edelsten Organe des Menschen, deshalb soll man es hüten und nicht gleich ein Auge auf Jemand werfen, denn daraus entsteht Liebe, und Liebe macht blind.«
zu337.
Lat.: Non tam lac lacti simile. (Plautus.) (Philippi, II, 45.)
zu344.
»Gedacht, jm solchs einst heim zu treiben, wo er jm möcht ein aug verkleiben.« (Waldis, IV, 94.)
zu352.
Jemanden lieben, begünstigen.
zu359.
Lat.: A fronte simul et occipitio oculatus. (Erasm., 789; Binder II, 7.)
zu386.
»Die Tugend manchen in die Augen sticht; könnt er sie wieder bringen, liess ers nicht.« (Friedeborn II, 155.)
zu414.
In Luxemburg: Mat engem bloen A derfu' kommen. (Dicks, I, 5.)
Holl.: Hij is er met een blaauwen nues afgekommen. (Harrebomée, II, 124b.)
zu422.
Frz.: Il a les yeux plus gros que le ventre. (Cahier, 1868.)
426. In Luxemburg: d' Ae' me gross hun ewe de Bauch. (Dicks, I, 5.)
446. Auch des Armen Augen sehen und begehren. (Rumänien.) – Neue Freie Presse, 4581.
447. Auch die Augen des Narren werden nass.
Man soll nicht von jeder Thräne sich rühren lassen.
448. Auch in vorsichtige Augen fallen Splitter. – Schlechta, 272.
449. Auch mit guten Augen sieht man viele Dinge nicht.
It.: Tal ha belli occhi che niente vi vede. (Bohn I, 127.)
450. Auge ohne Licht siehet nicht.
451. Auge und Herz sind die Kuppler der Sünde. – Günsburg, 14, 113.
[846] 452. Auge, was du siehest, Hand, das nim weg. – Coler, 306b.
453. Augen, die man nicht sieht, vergisst man rasch.
454. Augen seynd der liebe Pforten. – Lehmann, 53, 15.
455. Augen sündigen nicht, wenn sie Gründe hören.
Bei Tunnicius (1117): Ogen sundigen nicht als se de reden horen. (Non oculi peccant, ratio si praecipit illis.)
456. Aus dem Auge sieht die Lust, und der Teufel hinein.
457. Aus den Augen quellen die Thränen, die der Liebende weint; aus dem Herzen die Thränen, die der Kummervolle vergiesst. – Altmann VI, 439.
458. Aus unverschämtem Auge sieht ein schamlos Herz.
Böhm.: Nestoudné oči nestoudného srdce jsou svčdkové. (Čelakovský, 121.)
459. Besser mit eignen Augen lesen (sehen) als mit fremden. – Sailer, 325.
460. Beter en oge, as hêl blind. (Lübben.)
461. Blöde Augen können die Sonn vnnd warheit nicht leiden. – Lehmann, 863, 9.
462. Das Aug des Ehebrechers hat acht auf das Dunckel. – Henisch, 797, 33; Petri, II, 57.
463. Das aug ist des hertzens zeng, das angesicht weist es auss. – Henisch, 152, 24; Petri, II, 57.
Holl.: De ooghe klaet betugght waer naer het herte buijgt. (Bruner, 294.)
464. Das aug will auch.
465. Das Auge des Gesetzes wacht.
Man hat diesen Satz aus Schiller's Glocke häufig auf die Behörden, namentlich auf Polizeibeamte, Gensdarmen etc. angewandt, welche die Beobachtung der Gesetze überwachen.
466. Das Auge des Herrn putzt das Pferd.
Ist die beste Striegel, sagen die Osmanen. (Schlechta, 52.)
467. Das Auge des Meisters schafft mehr, als seine beiden Hände.
468. Das Auge grosser Herren ist verschleiert. – Merx, 49.
469. Das Auge ist des Leibes Licht. – Petri, II, 57.
470. Das Auge ist ein treuer Zeuge.
Dän.: Öjet er trogt Vidne. (Prov. dan., 446.)
471. Das Auge kennt kein Verbot. – Schlechta, 400.
472. Das Auge spricht, was das Herz fühlt. – Günsburg, 118, 65.
473. Das Auge weint nur Wasser, das Herz weint Thränen. – Altmann VI, 406.
474. Das Auge weint Thränen, das Herz Blut. – Altmann VI, 510.
475. Das beste Auge kann das Lineal nicht ersetzen.
476. Das eine Auge glotzt nach dem Speck, das andre nach dem Kohl.
477. Das machet scheel augen für war, dass man falsch gericht brauchen thar. – Loci comm., 95.
Lat.: Lances dissimiles, saciunt oculos mihi tristes.
478. Dat Ôg mag alltîd mehr as der Mund. – Kern, 528.
479. De âgen sünt gröter as de bûk. (Strelitz.) – Für Hannover: Schambach, I, 244; Henisch, 71, 37.
480. De Âng sän gresser wie de Mâng (Magen). (Oberharz.)
481. De Og'n sünd grötter ass de Mund. (Altmark.) – Danneil, 149.
482. De ogen uopen, adder den bül. (Westf.) – Woeste, 74, 237; für München: Firmenich, III, 517, 68.
483. Dei sêim eigen Auge iut schlât, schämet sein Angesicht. (Sauerland.)
484. Dem einen gehen die Augen auss im Schlaff, dem andern mit Schmerz vnd Wehtagen.
485. Der Augen lust betrugt viel. – Petri, II, 82.
486. Der vor Augen ist, ist im sinn; der nicht do ist, der wird nicht gezelt oder gerechnet. – Lehmann, 247, 21.
[847] 487. Deyn augen machen hübsch ackerpferd vnd feist ründer.
488. Die Augen müssen vorm Bauch voll seyn. – Lehmann, 53, 16.
489. Die Augen sehen, das Herz begehrt; nur schade, dass die Kraft oft fehlt. – Schuller, 22.
490. Die Augen seynd dess Leibes vnd aller Glieder Licht. – Lehmann, 52, 5.
491. Die Augen seynd so wol vorm Bösen zu bewahren, als das Hertz. – Lehmann, 54, 27.
492. Die Augen sind der Spiegel der Seele.
Frz.: Les yeux sont le miroir de l'âme. (Cahier, 1866.)
493. Die Augen sind die Fenster der Seele und der Schleichweg des Lasters.
494. Die Augen sind die Kundschafter des Gemüths. – Einfälle, 453.
495. Die Augen sind Fenster des Gemüths.
496. Die Augen sind Pferde, die sich von der Vernunft nicht wollen im Zaum halten lassen. – Harssdörffer, 1589.
497. Die Augen stehen am Kopfe (Schädel), nicht auf demselben.
Es gibt etwas Höheres als das Anschauen, den urtheilenden Verstand. Man soll nicht Alles, was die Augen sehen, verlangen, sondern dem Verstande folgen.
Böhm.: Výše lbu oči nerostou. (Čelakovský, 283.)
498. Die augen sünden nit, wenn sie das gemüt fürt. – Franck, I, 71b.
Lat.: Nihil peccent oculi, si oculos animus imperat. (Franck, I, 71b.)
499. Die Augen verderben das Herz.
Dieses würde unschuldig sein, wenn jene nicht schuldig wären.
500. Die Augen verrathen den sinn. – Franck, II, 182b.
501. Die Augen verschlingen viel, aber sie füllen den Magen nicht.
Böhm.: Čím oko napaseš, tím břicha nenakrmíš. – Očí jsou podvodnice. (Čelakovský, 209.)
Poln.: Patrzyć a niezažyć mała obrada. (Čelakovský, 289.)
502. Die Augen zeugen, was sie gesehen, die ohren, was sie gehört. – Franck, II, 94b.
503. Die mit Einem Auge winken und mit dem andern schauen, möchte ich nicht trauen.
Engl.: He that winketh with one eye, and seeth with the other, I would not trust him though he were my brother. (Bohn II, 91.)
504. Drick de Âng zu, denkt der Mông, es ist Nacht. (Oberharz.)
Drücke die Augen zu, so denkt der (hungrige) Magen; es ist Nacht, d.h. geh hungrig zu Bette.
505. Du darfst nicht schönen Augen trauen, den schwarzen nicht und nicht den blauen.
506. Ein Aug ist lieb vnd ein edel Kleinod. – Petri, II, 167.
507. Ein Aug' um das andere. (S. Leib ⇒ 72 u. ⇒ 73.) – Graf, 336, 296.
Mhd.: Ein Aug um daz ander. (Rössler, II, 345.)
508. Ein Auge, das ärgert, soll man heraussreissen.
509. Ein Auge macht den Kohl nicht fett.
510. Ein Auge ohne Licht, siehet nicht.
511. Ein Auge ohne Licht und eine Zunge, die nicht spricht, taugen beide nicht.
Die Osmanen sagen: Ein Auge ohne Licht ist kein Auge und eine Zunge ohne Weisheit ist keine Zunge. (Schlechta, 433.)
512. Ein Auge ohne Zucht bringt üble Frucht.
Ein schamlos umherschweifendes Auge.
Lat.: Ve sit girouago sine lege pudoris ocello. (Reuterdahl, 1023.)
Schwed.: Ve wardhe ondo ögho. (Reuterdahl, 1023.)
513. Ein Auge siehet nicht Alles. – Nassauer Schulblatt, XIV, 5.
514. Ein blindes Auge von Natur ist besser als ein helles von Krystall.
Aehnlich die Russen. (Altmann, V, 128.)
515. Ein einzig Auge wischt man offt. – Kirchhofer, 193.
516. Ein gesundes Auge sieht besser als zehn kranke.
[848] 517. Ein langsames Auge kommt selten zu einem warmen Dreck. (Wien.)
518. Ein Ôge mâket de Kau schêl. – Schambach, II, 118.
519. Ein Paar Augen schliessen sich bald.
Dän.: Der Blunder nu mangt et oye som blidde i fior. (Prov. dan., 76.)
520. Em mess uch âld iss en ûch zadräken. – Schuster, 920.
521. En Auge hät mech Gläuwen, offe twei Ohren. (Waldeck.) – Curtze, 334, 243.
522. Ên Oge arbeit mehr as tein Hänne. – Eichwald, 1443.
523. Es ist besser rothe Augen, denn ledige Gruben. – Brandenb. Schulblatt, XXVI, 643.
524. Es ist nur ein Auge, und der Bauer verliert eine Kuh.
Wenn er beim Würfelspiel ein Auge zu wenig hat.
Dän.: For et öje mister bonden sin koe. (Prov. dan., 445.)
525. Festes Aug' und sichere Hand preisen allwärts Leut' und Land. – Frieske, 13.
526. Growe Augen, reiche Augen, braune Augen, liebe Augen; schwartze Augen, Diebesaugen. – Petri, II, 356.
527. Haar ick Ogen as mîn Broder Slang, stêk ick dörch Isen un dörch Stang'. – Schiller, I, 2.
Eine Drohung, die das Volk den Blindschleichen in den Mund legt.
528. Hast du im Aug' ein Stäubelein, jemehr du reibest, je ärger wird es sein. – Gaal, 132.
529. Hastu auff die Augen getruncken, so trinck einmal auff die Ohren. – Petri, II, 382.
530. Hätte ich nur gesunde Augen, sagte der Blinde, ich wollte keine Brille.
In Armenien: Der Blinde hat keinen höhern Wunsch als zwei Augen. (Ausland 1871, 404.)
531. Heraus mit dem Auge, das mir unnütz, sagen die Osmanen. – Schlechta, 153.
532. Hochfertige augen vnd stoltzer mut, vnd die leichte der gotlosen ist sünde. – Agricola, II, 254.
533. Hohe Augen stürtzt Gott. – Petri, II, 383.
534. Hundert O'n bruckste tôm Inköpen, eint üm Enen intosêpen. – Schlingmann, 711.
535. In den Augen und an der Stirn erkennt man das Gehirn.
Span.: En la frente, y en los ojos se lee la letra del coracon.
536. In trübe Augen muss man nicht Sand streuen.
Böhm.: V kalné oči písku nepřisypuj. (Čelakovský, 185.)
537. Jan Uugh glüset efter 't Speek, at ööder oft 'r a Kual. (Nordfr.) – Johansen, 58.
538. Kein Auge sieht sich selbst.
Frz.: Queil ong autre oueil voil et non sog.
Lat.: Oculus oculum alium non si ipsum videt. (Bovill, II, 97.)
539. Kom ich dir aus den augen schir, bald weiss dein hertz nicht mehr von mir.
Lat.: Qvi procul ex oculis, procul est a lumine cordis. (Loci comm., 1.)
540. Kümpstu my uth den Ôgen, du kümpst my ock wol uth dem Herten. – Gryphius, 25.
541. Man kann die Augen nicht überall haben, sagte die Dame, als sich ein Herr entschuldigte, dass er sich auf ihren Hut gesetzt habe.
542. Man kann es nicht Jedem an den Augen ansehen, was er haben will.
Lat.: Non capit aspectus quod quilibet est habiturus. (Reuterdahl, 592b.)
Schwed.: Thz Kombir ey alth foor öghen som man aeghit faa. (Reuterdahl, 592b.)
543. Man mutt alltîd 'n Ôg in 't Seil hebben. – Kern, 527.
Der Seilbâr muss immer ein Auge auf das Saatseil, ein grosses Segeltuch, worauf der Raps ausgedroschen wird, haben; und der Kapitän muss immer selbst nach den Schiffssegeln sehen, weil so wohl die Saatdrescher als auch die Matrosen leicht nachlässig werden, wenn sie sich unbeaufsichtigt glauben.
544. Man sihet einen wol in die augen, aber nicht in das Hertz. – Monatsblatt, 12, 189.
[849] 545. Man sihts einem an den Augen an, was er hat gethan. – Lehmann, II, 403, 47.
546. Man soll das Auge zuerst auf die eigne Brust richten.
Man soll sich selbst erkennen lernen; denn wer sich selbst erkennt, erkennt auch die Menschen.
Lat.: Oculos in pectus. (Sailer, Sprüche, 112, 65.)
547. Mancher bleibt bey seinen 13 augen vnd sagt: er lasse sich nicht davon abweisen. – Lehmann, 895, 16.
548. Mancher sticht beide Augen aus, dass sein Feind sich eins aussteche.
549. Me mot den Augen de Kost giewen. (Sauerland.)
550. Mer dân de Ûgen alen Dâch zâ-awer emôl dâ mer te nimi of. – Schuster, 823.
551. Mit den Augen darf man nicht panschen. – Schles. Zeitung, 1865, Nr. 483, 1. Beilage.
552. Mit einem Aug siehet ein frommer vmb nutzens willen zu Gott, mit dem andern vmb nutzens willen zur Welt. – Lehmann, 223, 89.
Lat.: Pii summus ad mercedem, sed mercede impii. (Lehmann, 223, 89.)
553. Mit offnen Augen entgeht man manchem Unglück.
Frz.: Bon guet chosse mal aventure. (Gaal, 1643.)
554. Mit vier Augen sieht man weniger, als mit zweien.
Von denen, die sich einer Brille bedienen.
555. Nicht alles, was dem Auge gefällt, ist zum Essen bestellt.
Die Finnen: Stecke nicht Alles in den Mund, was das Auge sieht. (Bertram, 46.)
556. Nur mit fremden Augen kann man eigne Fehler sehen.
557. Offene Augen und geschlossener Mund haben noch Niemand geschadet.
558. Ous em Ûch riéd det Härz. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Schuster, 823.
559. 'S gäb Mänge-n-es Aug, der Anger g'säch nüt. (Solothurn.) – Schild, 71, 162.
560. Säch nor mäd enem Ug af 't Mîdche, müt inem of dât wat et hurt. – Schuster, 377.
561. Sieh ihm in die Augen und frage nach seiner Gesundheit. – Frischbier, I, 4198.
D.i. Aus dem Gesicht kann man den Menschen erkennen.
Lit.: Ant akiu sžurejes swci kotos passi klausin ek.
562. Sparr de Ôgen up oder den Büel. – Schambach, II, 360.
563. Twê Ôgen können völ utmaken. – Kern, 5275.
Wenn nach dem Tode eines Familienhauptes oder einer Person von einflussreicher Stellung grosse Veränderungen eintreten.
564. Twei Âgen seiet mär, as ein. – Schambach, II, 712.
565. Ueb' Aug' und Hand fürs Vaterland.
Dieser Spruch ist auf dem Festbande für das Bundesschiessen zu Stuttgart 1875 eingestickt.
566. Um ein Auge verliert der Bauer seine Kappe. (Kuh.)
Wenn er beim Würfelspiel ein Auge zu wenig wirft.
Lat.: Dilapidare togam decii facit asydcotam. (Reuterdahl, 222.)
Schwed.: For eth öga miste bondin sina kaape. (Reuterdahl, 222.)
567. Um zwei Augen ist's bald geschehen. – Frischbier, II, 178.
Der Mensch stirbt schnell.
568. Ut den Augen, ût dem Sinn. (Waldeck.) – Curtze, 337, 706.
569. Viel sind mit sehend Augen blind. – Petri, II, 573.
570. Von den Augen darf man zu einem Einäugigen nicht sprechen. – Altmann VI, 505.
571. Vor Augen süss, zu hinden bitter. – Schottel, 1121a.
[850] 572. Vor den Augen der Diebe muss man seinen Schatz nicht vergraben.
Frz.: Musser son tressor devant les larrons.
Lat.: Ante oculos furum abscondere thesaurum. (Bovill, II, 137.)
573. Wann ma de Augen tau hät, hät emme Alles, wat me suiht. (Sauerland.)
574. Was das Auge sieht, währet nicht lang.
Lat.: Quod vides, non diu. (Sailer, Sprüche, 126, 103.)
575. Was die Augen als schwer sehen an, haben die Hände bald gethan.
Vor mancher Arbeit erschrickt man, wenn man sie ansieht; wird sie frisch angegriffen, so ist sie bald gethan.
Böhm.: Oči se divají (oči lekají), a ruĕ deceají. (Čelakovský, 130.)
576. Was die Augen füllet, das ist angenem. – Petri, II, 589.
577. Was Ein Auge sieht, können auch zehn sehen.
Böhm.: Co vidí čtyři oči, vidí i dvadcet čtyři. (Čelakovský, 250.)
578. Was helfen die Augen, wenn man sie nicht zum Sehen gebraucht. – Altmann VI, 413.
579. Was man mit Augen sihet, vnnd mit Händen greiffet, das soll man glauben vnnd nicht den Worten, die im Licht vnsichtbar werden. – Lehmann, 324, 53.
580. Was nützen schöne Augen, wenn man nichts damit sieht.
Frz.: Tel a beaux yeux, qui n'y voit goutte. (Cahier, 1863.)
Lat.: Nil oculis confert vim visus qui mihi non fert. (Reuterdahl, 580.)
Schwed.: Mik aer ey gogn at the ögha jak ey see maedh. (Reuterdahl, 580.)
581. Was nützt ein Auge ohne Licht, was eine Zunge ohne Klugheit. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
582. Was seine Augen am Mittag sehen, müssen die Hände am Abend haben.
583. Wem die Augen schmerzen, der halte sich vom Staube fern (gehe nicht in die Mühle).
Böhm.: Koho oči bolí, nechod' do mlýna. (Čelakovský 120.)
Poln.: Dla grzmotu do młyna niejiść, dla szumu do lasa. (Čelakovský, 120.)
584. Wenn das Auge nicht sieht und das Ohr nicht hört, thut dem Herzen nichts weh.
Altfries.: Wat dit Oog ek sjoght, of dit Uar ek jert, dääd dit Hart ek siir. (Hansen, 16.)
585. Wenn die Augen der Braut nass sind, so darf man nicht glauben, dass der Bräutigam ihren Rücken geschlagen hat. – Altmann, VI, 456.
586. Wenn die Augen mit dem Geldbeutel auf den Markt gehen, muss der Magen sich auf Fasttage richten. – Horn, Spinnstube, 1859, S. 102.
587. Wenn die Augen nicht sehen, wo wollen die Füss hingehen. – Petri, II, 852.
588. Wenn die Augen sollen gesunden, der halte die Finger hübsch gebunden.
589. Wenn man das Aug truckt, so gehen Threnen herauss. – Petri, II, 662.
590. Wenn man die Augen nicht so nöthig brauchte, man möchte lieber blind sein.
Dän.: Var det ikke for synets skyld, maath man vaere tilfred at öynere vare ude. (Prov. dan., 186.)
591. Wenn man mit dem Auge des Glaubens sehen will, muss man das Auge des Verstandes zudrücken. – Harssdörffer, 2682.
592. Wer aus den Augen ist, der ist schon vergessen.
Bei Tunnicius (203): We ût den ogen is, de is al vorgetten. (Non haeret cordi quem non speculatur ocellus.)
593. Wer blöde Augen hat, der sihet lieber schwartz als weiss. – Lehmann, 52, 4.
594. Wer das Auge öffnet, dem fällt ein Stück Himmel hinein. – Altmann, VI, 401.
595. Wer die Augen der Krähe hinhält, dem hackt sie sie aus. – Altmann, VI, 505.
596. Wer die Augen nicht selber aufthut, dem werden sie aufgethan. – Schlechta, 405.
[851] 597. Wer die Augen nicht wirft zur Rechten und zur Linken, der wird bald in Sumpf und Gräben sinken.
598. Wer die Augen will gut erhalten, muss die Hände drüber halten.
Port.: Quem quizer olho saõ, ate a maõ. (Bohn I, 292.)
599. Wer kranke (schwache) Augen hat, bedarf scharfer Ohren. – Altmann, VI, 432.
600. Wer mit offnen Augen geht, kann leicht einen Fang thun.
Lat.: Extemplo (Exemplo) vegetus armis fit homundio fretus. (Reuterdahl, 305.)
Schwed.: Ae wardher nytthon nakath til wakna. (Reuterdahl, 305.)
601. Wer nur mit frembden augen muss sehen, so ists schon vmb Statt vnd Dorff geschehen. – Lehmann, 566, 15.
602. Wer seine Augen beherrscht, gebeut auch seinen Begierden.
Lat.: Oculis, voluptatis ministris, impera. (Sailer, Sprüche, 206.)
603. Wer seine Augen lieb hat, der mag nur zum Schlaghandel (Schlägerei) gehen. (Kamnitz.)
Ironisch, um zu sagen: hüte dich vor Schlägereien.
604. Wer selbst sieht mit frischen Augen, der darff mit keines andern schewen. – Lehmann, 297, 56.
605. Will man Jemand nicht mehr unter Augen sehen, so kann man in den Hindern sehen. – Luther's Tischr., 383a.
606. Wo das aug siehet, vnd das Ohr höret, da gehet es wol zu. – Henisch, 1435, 47.
607. Wo das Auge blicket warm und rein, wird's warm und rein auch im Herzen sein. – Frieske, 13.
*608. A sitt mit em Auge uff de Brûthänge, an mit 'm andern uff de Kasehorte. (Kreis Hirschberg.)
Von einem stark Schielenden.
*609. Aen opreissen ewe e gestachene' Bock. – Dicks, II, 19.
*610. Auf zwei Augen stehen. – Luther's Tischr., 250a.
*611. Augag mache, wiera agstochen Grasbock. (Oberösterreich.)
D.h. hervorquellende stiere Augen.
*612. Augag mache wiera z' machta Frosch. (Oberösterreich.)
Wie ein zermähter Frosch. Damit wird verglichen, wer sich körperlich recht abgeschlagen, unbehaglich fühlt, besonders auch, wer den Katzenjammer hat. (Baumgarten, Ms.)
*613. Augen auf der Suppe haben. (Deutz.)
Keine magere Küche führen.
*614. Augen im Kopfe haben, wie eine Schnepfe. – Wiener Jagdzeitung, 1858, 696b.
*615. Augen machen wie an âby stohn Gâsbock.
Schmachtende, verliebte.
*616. Besser ich hätte meine Augen hingegeben, Knippkügelchen damit zu spielen. – Kleist, Der zerbrochene Krug, 7. Aufl.
Lieber wäre es mir, ich hätte das nicht gesehen. Knippkügelchen sind hier wol Marbel, Thonkugeln, womit die Kinder zu spielen pflegen.
*617. Blick um a Aug.
D.h. im Moment, im Augenblick.
*618. Dä kann met enem Ôg krîschen un met em angre lâchen. (S. ⇒ Hunde.) (Bedburg.)
*619. Da könnte man sich die Augen aus dem Kopfe herausgucken.
*620. Da schlêt de Ogen up as de Gös, wenn dat wäret (wittert).
Wer halb dumm und halb verlegen auf etwas blickt. (Das neue Blatt, Leipzig, 1871, S. 317.)
*621. Dar sünd quade Ogen äver kommen.
Schlechte, Verderben bringende.
*622. Darüber hätten einem die Augen bluten mögen.
Ein älterer Chronist über die Noth des Jahres 1639 in der Stadt Crossen. (Vgl. Chronick der Stadt Crossen von A. Matthias, S. 232.)
[852] *623. Das Auge für die Brille geben. – Altmann, VI, 515.
Die Augen auf oder den Beutel. (Frischbier, I, 171.) Redensart beim Handel, besonders beim Pferdekauf.
*624. Dass das eine Auge das andre nicht sieht.
Arbeitete er, oder schlief er. »Er warf sich aufs Lager und schlief so wacker, dass ein Auge das andre nicht sah«. (Eselsfresser, I, 147.)
*625. De Augen oder den Büdel obgedohn. (Köln.) – Weyden, IV, 161.
*626. De hett en paar Ôgen als Gniedelstêes. (Holst.) – Schütze, II, 46.
Von hellen, glasartigen oder scharfblickenden Augen. Ein plattrunder Ball von hartem Holz mit einer Handhabe oder gegossenem Glase, womit das Leinen geplättet wird.
*627. De Ogen upsparr'n. – Eichwald, 1441.
*628. Dea macht a boa'r Augen, wia di Katz wann's dunna'd. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 57.
*629. Deam rinnet d' Auge, und d' Näs tröpflet wie Schleifers Kübele oder Giessfässle, deam sein Hähnle nett recht zugriba ist. – Birlinger, 946.
*630. Dear macht Auga wi d' Kueh uff'm Taodabett. (Rottenburg.) – Birlinger, 892.
*631. Der hängt die Augen heraus, wie ein geklopfter Has.
*632. Der macht Augen wie ein g'stochner Bock. (Iglau.)
*633. Die Augen in Hosensack stecken. – Limburger Chronik.
*634. Die Augen sind ihm weiter denn der Bauch. – Eyering, I, 649.
*635. Die Augen umwenden, wie ein Kalb an einem Strick. – Fischart, Viereckige Hütten, 20a.
*636. Die Augen wie a Pflugrädel aufreissen.
*637. Die Augen zu Markte schicken. (Breslau.)
Aufmerken, sich umsehen, spähen.
*638. Draussen hat er hundert Augen, daheim ist er ein Maulwurf. – Sailer, 301.
*639. Du machst Auge na' (hin) wie a g'klopfter Haas. (Bietigheim.)
*640. Du reckst die Augen wie der Stier im Todtenbette.
*641. Du schiebst die Augen raus als wenn du noch ein Paar im Sack hättest. (Rott-Thal.)
*642. E paar Auga macha wie en Häftlimacher. – Tobler, 250.
Stieren und starren mit seinen Augen, damit kein Härchen entgehe.
*643. Ein Aug aufthun. – Schöpf, 22.
Eine Bitte gewähren, unterstützen.
*644. Ein Auge opfern, damit der Andere beide verliert.
Span.: Que brarse un ojo para sacar à otro los dos. (Bohn I, 245.)
*645. Ein gutes Auge durch eine schlechte Brille bessern wollen. – Altmann VI, 522.
*646. Ein schwartzes auge haben.
»Drumb wer sich was vnterstehen wil, der bedenk Josephs Exempel vnd das andere wol vnd sehe das jm auch kein auge schwartz sey«. (Mathesius, Sarepta CLIIIb.)
*647. Einem aufs Auge drücken.
»Sie schmincken, poliren, glentzern und gleddern sich, das sie sich sehen lassen, und einem damit auffs aug drücken.« (Monatsblätter, 158, 1.)
*648. Einem die Augen flöhen. (Korkehnen.) – Frischbier, II, 169.
D.i. ihn betrügen.
*649. Einem in die Augen gegriffen haben.
*650. Einem zu Augen dienen. – Franck, Weltbuch, XXXVIIIa.
*651. Einen mehr als (oder wie) seine Augen lieben.
Kommt unter andern vor bei Catull (in luctu passeris). Plautus (Cornicularia) gebraucht die Redensart: oculitus amare. Plus oculis suis amare aliquem. (Faselius, 204.)
*652. Einen mit Augen anwerffen, wie ein todt Saw auff eim misthauffen. – Hans Sachs, III, XXXIX, 2.
[853] *653. Einen mit den Augen vergiften (auch zerreissen). – Frischbier, II, 170.
Zur Bezeichnung grimmigen Hasses.
*654. Einen stets in den Augen liegen. – Luther's Tischr. 453a.
*655. En A gin, fir das den anere kênt hett. – Dicks, II, 5.
*656. En de Ogen verklistern. – Eichwald, 1425.
*657. Ên Ôge im Nacken hebb'n. (Holst.) – Schütze, III, 168.
Aus Vorsicht hinter sich sehen.
*658. En Oge to don. – Eichwald, 1431.
*659. En op d' A drecken. – Dicks, II, 5.
*660. Engem an d' A stîechen. – Dicks, II, 5.
*661. Engem en A zodrecken. – Dicks, II, 5.
*662. Engem greng a giel fir den Ae gin. – Dicks, II, 5.
*663. Enen unner de Ôgen gahn. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller's Ms.
Entgegen gehen, auch: »Jn de Möt gahn.«
*664. Er darf seine Augen vor Niemand niederschlagen.
Dän.: Han har zy behov al slaae hovedet ned for nogen. (Prov. dan., 62.)
*665. Er darff mir nit vnter augen gehen. – Eyering, II, 220.
*666. Er darff sich wol lassen vnter die Augen sehen. – Lehmann, 840, 1.
*667. Er dürfte nur die Augen zumachen. (Nürtingen.)
So leichenhaft sieht er aus.
*668. Er gäbe ein Auge drum, wenn der Andere keins hätte.
»Der Hass drückt sich am schärfsten in dem Sprichwort aus: Er gäbe etc.« (Auerbach, Tausend Gedanken S. 236.)
*669. Er hat auf ihr a Aug. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Sie hat seine Aufmerksamkeit gefesselt.
*670. Er hat Augen im Hintern. – Eyering, II, 257.
*671. Er hat Augen wie ein Kristall.
Aen ewe e Kristall, – ewe e Lux, – ewe Krellen, – ewe e Spuorfall, – ewe Tasekeppercher, sagt man in Luxemburg, wo man sehr reich an vergleichenden sprichwörtlichen Redensarten ist, von denen ich hier (nach Dicks, II, 18) eine Zusammenstellung solcher, welche Vergleiche mit Körpertheilen enthalten, beifüge: Er hat: Aremen (Arme) ewe en Tellegraf. – Baken ewe e Peifer, – ewe en Trompetter. – E Bart ewe eng Zennbischt (Zahnbürste), – ewe Kreng, – ewe areme leitz Wês (wie armer Leute Weizen), – e Bauch ewe e Paschtoer, – Beckelcher ewe Eppel, – Bên ewe en Hesprenger, – eng Broscht (Brust) ewe Eisen, – Fangeren ewe e Kirchendêf, – ewe eng Hiewann, – Fes ewe Acheren, – ewe e Banpreter, – ewe eng Peppchen, – e Gesicht ewe e Bartmesser, – ewe eng Prisongsdir, – en Halz ewe eng Huorgenns, – eng Hant ewe en Hemmelsbichelchen, – eng Haut ewe Zatein. – Henn ewe Bleiten, – en Hierz ewe e Stên. – Hoer (Haar) ewe Fluos, – ewe Seit, – ewe Buschten, – ewe Biésemreiser, – e Kapp ewe eng Holzhe, – ewe en Haus, – e Kenn ewe eng Seil, – e Leif ewe eng Haraspel. – Leppsen ewe e Flêschbuttek, – E Mo ewe en Hong, – ewe e Kanare, – e Mont ewe eng Scheierpuort, – ewe eng Kaffesmiłlen, – ewe e Fisicksschloss, – ewe e Bartmesser, – eng Nuos ewe Kierzenhierchen. – Ören ewe Bartschosselen, – ewe e Jésel, – ewe Schmalzdeppen, – e Reck ewe e Kellerdir, – ewe e Schellerhaus – eng Stir ewe e Ferwellef, – Wuoden ewe en Hunn, – Zenn ewe Elfebên, – ewe Pierelen, – ewe Pallissaden, – ewe Dominoen.
*672. Er hat Augen wie ein Pflugrädle. (Rottenburg.)
Grosse, runde, auch mit dem Nebenbegriff des Unheimlichen, indem der Teufel solche Augen hat.
*673. Er hat d' Auge mitz (mitten) im Kopf. (Solothurn.) – Schild, 75, 207.
*674. Er hat die Augen offen.
Engl.: He has all his eyes about him. (Bohn II, 52.)
*675. Er hat ihm ein Auge ausgetreten, wie der Felak dem Basilisk.
Der gegen die Felings (s. ⇒ Lust 65) gerichtete Volkswitz erzählt folgende Schnake. Ein Reisender hatte unterwegs seine Taschenuhr verloren und erzählte dies im nächsten Wirthshause, in dem sich auch ein später eingetroffener Fälinger befand. Als der Reisende die Uhr beschrieben hatte, sagte der Felak mit allen Anzeichen innerlichen Grausens: »So 'n Dinges lêg dar günt an-n Wege, ick höll et aver vor-n Basiliskn, und hebbe em det grote Oge ingetrappet.« Der Hausknecht [854] wurde sofort hingeschickt und brachte richtig den zertrümmerten Basilisken heim. (Ostfriesisches Jahrbuch, I, 45.)
*676. Er hat offene Augen wie ein Wechsler von Bochara. – Vámbéry, Geschichte Bochara's, Stuttgart 1872, I, S. XXV.
*677. Er hat so viel Augen wie eine blinde Katze.
»Er wird ihr eine solche abenteuerliche Figur ins Gesicht werfen, dass sie nicht mehr Augen haben wird als eine blinde Katze.« (Köhler, 29, 8.)
*678. Er hat vier Augen. – Schottmüller, Ms.
Er trägt eine Brille. Ich hörte diese Redensart oft in den Berliner Kasernen.
*679. Er ist bloss auf beiden Augen blind. – Altmann, VI, 512.
*680. Er ist ganz Aug' und Ohr.
*681. Er kann Einem nicht die Augen vergönnen.
Kann Einen aus Falschheit, Hinterlist, Tücke nicht ansehen.
*682. Er kriegt klare Augen. – Frischbier, II, 171.
Von Einem, der aufmerksam und begierig zuhört, wenn von Mädchen die Rede ist.
*683. Er lässt ihn nicht aus den Augen. (Rottenburg.)
*684. Er lässt kein Auge verlaufen von ihr. (Nürtingen.)
*685. Er lässt seine Augen ausrasten.
Er schläft.
*686. Er macht Auge na'n (hin) wie a Stadelkatz. (Schwaben.)
*687. Er macht Augen so wichtig, wie die Hühner, wenn sie das Pfiffi haben. – Gotthelf, Leiden, I, 24.
*688. Er macht Augen wie ein gstochnes Kalb. (Iglau.)
*689. Er macht Augen wie ein paar Käsnäpf'. (Frankenwald.)
*690. Er macht ein paar Augen wie die Ziege auf dem Todtenbette.
*691. Er reisst die Augen auf, wie ein abgestochner Geisbock.
»Da werdet ihr d' Augen aufreissen als wie ein abgstochner Gasbock.« (Der Wiesenpater in der Rosenkranzpredigt. S. ⇒ Schaltjahr, IV, 361.)
*692. Er winckt mit den Augen und trat jhr auff ein Fuss. – Eyering, I, 98.
*693. Er wird dir die Augen austrocknen. (Böhmen.)
Er wird dich betrügen.
*694. Er wollte ihm die Augen einschmieren (salben) und hat ihn blind gemacht. – Günsburg, 117, 62.
*695. Es ist ein böss aug darzu kommen.
»Ich weiss nicht, was für ein böss aug darzu kommen ist.« (Henisch, 661, 10.)
*696. Es ist um ein Paar Augen zu thun. – Horn, Spinnstube, 1856. S. 81.
Von Jemand, der dem Tode nahe ist.
*697. Es sind Augen, die eine Bretterwand durchsengen. – Rank, 122.
*698. Es sind zwei Augen zurück in der Stube. – Frischbier, II, 172.
Als Warnung, wenn Jemand (namentlich ein Kind) anwesend ist, der das Besprochene nicht hören soll (s. ⇒ Hell).
*699. Es setzt nasse Augen. (Nürtingen.)
*700. Es solt in kein vbel aug ansehen. – Frischbier, II, 34a.
*701. Etwas ins dritte Auge werffen. – Mathesy, 297b.
Von Schneidern gebraucht.
*702. Etwas mit den rechten Augen sehen. – Frischbier, I, 175.
*703. Etwas nicht aus den Augen lassen (verlieren).
*704. Gih mer aus 'n Ogen, su wêt dich dêne Beine train (tragen). (Schles.) – Palm, 58, 30.
*705. He givt em Een up sin best Ôg. (Holst.) – Schütze, III, 167.
Er gibt ihm einen tüchtigen Schlag ins Gesicht.
*706. He hett de Ogen in 'r Taske hatt. – Eichwald, 1419.
*707. He hett Ôgen ass 'n Falk (oder Luchs).
[855] *708. He mâkt Ôgen as 'n tinnen Schöttel. – Stürenburg, 168b.
Verwundert sich sehr.
*709. He verkêret de Ôgen als dei Katt, wenn sei dunnern hort.
*710. He will de Ogen eer füllen as den Bûck. (Holstein.) – Schütze, III, 171.
Von begierlichen Essern.
*711. Ich wâ d'r d' Âgha tängan (schärfen). (Oesterr.-Schles.) – Petri, I, 444.
Ich werde dir aufmerken lehren.
*712. Ich weld's em an a Ogen onsân. (Schles.) – Frommann, III, 415, 571.
*713. Ich wîl 'm ok gar aus a Ôgen gin. (Schles.) – Frommann, III, 246, 169.
*714. Ich wolt mein augen mit jhm teylen. – Franck, II, 74b.
*715. Ick drück em wat up't Ôg.
*716. Ik mut den oghen voder geren. – Freybe, Red. Spiele, 225.
Den Augen Futter geben, d.h. schlafen.
*717. Ik will em de Ogen upknöpen. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 15a.
Ich will ihm die Verblendung, den Dünkel nehmen.
*718. In den Augen freundlich, hinterrücks falsch. – Frischbier, I, 176.
Aehnlich die Litauer. (Schleicher, 150.)
*719. In die Augen stechen.
*720. Jetzt etwas mit andern Augen ansehen.
*721. Lau, knip de Ôge tau. (Königsberg.) – Frischbier, II, 179.
*722. Man kanns ihm an den Augen absehen (ablesen), was er für Einer ist. – Frischbier, I, 177; Schleicher, 150.
*723. Man sieht's ihm an den Augen an, was er im Schilde führt. – Kirchhofer, 240.
*724. Mit dem rechten Auge in die linke Westentasche sehen.
D.i. schielen.
*725. Mit den Augen essen (wollen). – Frischbier, II, 174-175.
*726. Mit einem Auge die Bratpfanne, mit dem andern die Katze hüten.
Span.: Uno ojo á la sarten y otro á la gato. (Bohn I, 260.)
*727. Mit einem Auge gen Himmel schielen und mit dem andern nach der Hölle sehen. – Altmann, VI, 521.
*728. Mit einem Auge weinen und mit dem andern lachen.
Engl.: To cry with one eye and laugh with the other. (Bohn, II, 158.)
*729. Mit scharfen Augen auf Jemand sehen. – Luther's Tischr. 250b.
*730. Näm de Ögen en de Hank on kik (gucke) dur de Läcker. – Rittscher, 32.
Zu Einem, der nicht gut sehen kann.
*731. Nicht ein Auge zumachen können. – Frischbier, II, 177.
Schlaflosigkeit bezeichnend.
*732. Nicht, was im Auge Raum hat.
*733. Nom de Ûgen än de Häjnigt. (Siebenb.-sächsisch.) – Schuster, 438.
*734. Ogen as Wesselbern. – Schiller, III, 35a.
Von schönen schwarzen Augen.
*735. 'S gäb Mänge-n-es Aug, der Anger g'säch nüt. (Solothurn.) – Schild, 71, 162.
*736. Se stöken êne in de Augen as Winachtspuppen un Pauskegger. – Lyra, 21.
*737. Sech an d' Ae schuomen. – Lyra, 21.
*738. Sein Auge ist bei der Arbeit (beim Werk), aber sein Ohr bei dem Lärm. – Merx, 153.
*739. Seine Augen in Kot hineinstecken. – Luther's Tischr. 85.
*740. Seine Augen rechts und links werfen.
*741. Seine Augen waren hungriger als der Magen.
Von Einem, der sich mehr Speise auf den Teller genommen hat, als er hernach aufessen konnte.
[856] *742. Seinen eignen Augen nicht trauen.
*743. Seng Uge seng näkst satt. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 66.
Seine Augen sind nie satt.
*744. Sich die Augen aus dem Kopfe heraussehen (herausschämen).
*745. Sich mit offnen Augen ins Verderben stürzen.
Lat.: Vivus vidensque perire. (Faselius, 274.)
*746. Sin Ogen verklar'n. – Eichwald, 1424.
*747. Sing Auge sin grösser als der Bûch. – (Köln.) – Firmenich, I, 475, 196.
*748. Um a Ooge iess de kuh blind. – Robinson, 100.
*749. Vnder ogen stân. – Lappenberg, Wortverzeichniss zur Hamburger Chronik.
Unter die Augen entgegentreten.
*750. Vor beiden Augen zielen. – Waldis, IV, 7, 127.
*751. Wat sin Ôgen sit, könt sin Hande maken. – Schütze, II, 98.
Adelung-1793: Christ-Auge, das · Auge, das · Argus-Auge, das
Brockhaus-1911: Auge [2] · Auge
Lueger-1904: Auge- und Ohrmethode · Auge [2] · Auge [1]
Meyers-1905: Blaues Auge · Flämisches Auge · Laufendes Auge · Auge [3] · Augē · Auge [1] · Auge [2]
Pierer-1857: Centralvene am Auge · Auge [5] · Schlafendes Auge · Triesiges Auge · Treibendes Auge · Auge [4] · Auge um Auge, Zahn um Zahn · Auge u. Schlag · Auge [1] · Auge [3] · Auge [2]
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