1. Am Schilde erkennt man die Gilde (den Kram, den Wirth).
Holl.: Aan de mars kent men den kramer. (Harrebomée, II, 67b.)
2. Das Schild ist verändert, der Wein ist geblieben.
3. Das Schild zeigt, dass der Wirth ein Schalk sei.
Ein Freier in Bezug auf seine Erwählte. »Sonst dünkt mich, sie sei harum bonarum, denn der Schild zeigt bei ihr an, dass der Wirth ein Schalk sei. Aber was schadt's? Viel Schwäger, viel Freunde. Werde ich schon ein ehrbarer Hahnrei und muss meinen Brüdern Kukuk zuschreien, so schadet es doch nicht, weil es so Mode ist.« (Köhler, 90, 2.)
4. Das Schild zeigt, was das Haus ist. – Parömiakon, 1674.
5. Das schönste Schild hat oft den schlechtesten Wein.
»Wie meint ihr, dass auch bey einem schönen aussgehenkten Schild böser Wein vorhanden sey.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 131.)
6. Ein newen Schild hengt man an die Wand, wird er alt, wirfft man jhn vnter die Banck. – Petri, II, 217; Winckler, II, 8; Sutor, 415.
»So ein schilt ist new vnd schon, an der Wand muss er hangen thon; wenn er nun alt wirdt vnd verrost, bald man jhn vnter die banck stosst.«
Lat.: Dum clypeus splendet, sub alta fornice pendet; sed cum uilescit sub scamno saepe quiescit. (Loci comm., 144.)
7. Ein schönes Schild, ein schlechter Wirth.
8. Es erhöhet nichts des Mannes Schild als Fahnlehn. – Eisenhart, 42; Eiselein, 158; Hillebrand, 30; Pistor., II, 55; Simrock, 9011.
Lehnrecht. Will sagen, dass ein Geschlecht den hohen Adel (Fürst, Graf, Freiherr) ohne Fahnlehn, d.h. nicht ohne ein mit Reichsstandschaft verbundenes Gebiet erwerben könne.
9. Es ist zu spät, den Schild fürwerffen, wenn man den streich hinhat. – Petri, II, 279.
[177] 10. Hat er ein Schild, hab' ich einen Speer, kommt er mir grad, komm' ich ihm quer.
Holl.: Hebt gij het schild, ik heb de speer. (Harrebomée, II, 248b.)
11. Ich hab' einen Schild, mach's, wie du willt. – Simrock, 9014; Körte, 5316.
12. Kein schilt noch zeichen der stecken sol, der sein ding machet recht vnd wol.
Lat.: Non figat signa, qui laude facit bene digna. (Loci comm., 204.)
13. Man mahlets niemand ins Schild, was einer thut. – Lehmann, 698, 19.
Man sucht stets das Schlechte zu vertuschen.
14. Man nimmt das Schild zu spät von der Wand, wenn schon verwundet ist die Hand.
It.: In van si serra la stalla, perduti i buoi.
15. Mancher ist ein Schild am Wirthshaus, er mahnet andere einzukehren vnd bleibt selbst draussen. – Lehmann, 794, 3; Oldenb. Volksbote, VII, 14.
Der Tugendlehrer ohne Tugend.
16. Oft verspricht das Schild mehr als die Bud' erfüllt. – Altmann VI, 432.
17. Schlechtes Schild lockt keine Gäste. – Sprichwörtergarten, 497.
Das Schild allein lockt die Gäste nicht, aber unstreitig hat ein empfehlendes Aeussere einen bedeutenden Einfluss auf den Entschluss des Fremden zur Einkehr. Wo das Aeussere vernachlässigt ist, was soll man da von dem Innern erwarten!
18. Schöne Schilder, schlechte Waare.
Manchmal, aber nicht stets.
19. Was einer im Schilde führt, sieht man ihm an der Nase an.
Dän.: Man veed (seer) vel hvad han fører i sin skjold. (Prov. dan., 507.)
20. Weil der Schild new ist, so henckt man jhn an die Wand; wann er aber alt wird, so stöst man jhn vnter die Banck. – Lehmann, II, 837, 192; Hofmann, 34, 109; Sailer, 208.
21. Wenn das Schild nur schön ist, fehlen auch die Käufer nicht.
Es fehlt nicht an Leuten, die sich durch den äussern Schein anlocken und betrügen lassen.
22. Wo man ein schilt ausshenckt, da keret man ein. – Lehmann, 399, 22; Eiselein, 549.
23. Zieh's Schild ein, Junge, wir kriegen zu viel Arbeit, sagte der Schuster, als er ein Paar Pantoffeln zu flicken bekam.
*24. Das malet man jhm nicht in Schild. – Mathesy, 345b.
*25. Den Schild vorhalten, wenn man den Streich erhalten hat.
*26. Einem ins Schild fahren.
Holl.: Iemand dapper in het schild varen. (Harrebomée, II, 248b.)
*27. Einen Schild tragen wie der Spiegelschwab. – Eiselein, 549.
Der trug ihn rückwärts, denn er sagte: Geh ich zurück und fällt mir das Herz in die Hosen, so ist der Schild am rechten Orte.
*28. Er führt nichts Gutes im Schilde. – Eiselein, 549.
Von der Sitte der alten Ritter, die irgendein Bild, einen Bären, Tiger, Wolf u.s.w. im Schilde führten. Vielleicht auch eine Anspielung auf Wirthshausschilder.
*29. Er mochte wol den schildt zun brudern hangen. – Agricola I, 677; Egenolff, 262b; Eiselein, 549; Simrock, 9012.
Wenn alte Leute Dinge treiben oder Vergnügungen nachgehen, zu denen junge Kräfte gehören. Von Alten, Schwachen, die ihre Waffen, Werkzeuge niederlegen, wie ihre Vorfahren es einst gethan, um sie den Jungen zu überlassen und nach des Lebens Mühen der Ruhe zu pflegen.
*30. Etwas (gegen jemand) im Schilde führen. – Mathesy, 81b; Eiselein, 549; Wurzbach II, 310; Braun, I, 3864.
Eine Absicht, einen Zweck, Plan haben, besonders mit dem Nebenbegriff des Geheimen, und dies durch ein Zeichen verrathen.
*31. Nach dem Schilde urtheilen.
Nach dem äussern Scheine.
Frz.: Juger sur l'étiquette du sac. (Lendroy, 685.)
*32. Schild und Speer von sich werfen.
Den Muth verlieren, nichts mehr wagen. Die wurden bei den Alten für ehrlos gehalten, die aus dem Gliede traten und den Schild wegwarfen.
[178] *33. Sein Schild unter einen Fuchsbalg hängen. – Parömiakon, 2135.
Seine wahren Absichten verbergen, um sein Ziel desto leichter und sicherer zu erreichen.
*34. Wissen, was einer im Schilde führt.
Frz.: Je ne sais de quel bois est son feu. (Kritzinger, 311b.)
Holl.: Wie weet, wat hij in zijn schild voert. (Harrebomée, II, 248b.)
*35 Er verdient den Schild von Argos.
So sagte man von einem besonders gut gearteten Knaben, der zugleich von edler Abkunft war. Denn solche Knaben wurden ausgewählt, um in Argos zu gewissen Zeiten, mit Schilden versehen, einen feierlichen Umgang zu halten. (Morgenblatt, Stuttgart 1820.)
Adelung-1793: Schild d'or, der · Schild
Brockhaus-1911: Sobieskischer Schild · Schild
Meyers-1905: Schild [3] · Sobiéskis Schild · Schild [2] · Schild Sobieskis · Schild [1]
Pierer-1857: Schild [3] · Schild [2] · Sobieskis Schild · Schild- u. Kehldeckelband · Schild [1] · Englisches Schild · Deutsches Schild · Schild des Achilles · Rundgespiegelter Schild
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