Angelo

Angelo

[82] Angĕlo (Michel) Buonarotti, ein ausgezeichneter Maler, Bildhauer und Baumeister, ward 1474 unweit Florenz geboren.

In der Malerei ward er von Ghirlandajo, in der Bildhauerkunst von Bertoldo unterrichtet und von Lorenzo von Medicis für die Kunst und alles Schöne begeistert. Schon in seinem 14. Jahre zeigte er sich als Meister in der Bildhauerkunst durch die Copie eines Satyrkopfes und dann durch die Statue am Grabmal des h. Dominicus in Bologna. Nicht minder früh erwarb er sich einen ausgebreiteten Ruf als Maler, namentlich soll der Carton für den Rathhaussaal in Florenz, den er gemeinschaftlich mit dem berühmten Leonardo da Vinci arbeitete, der aber bei den nachmaligen Volksunruhen verloren ging, ausgezeichnet gewesen sein. Papst Julius II. berief ihn 1511 nach Rom, um von ihm sich ein Grabmal erbauen zu lassen, das er jedoch erst nach manchen Unterbrechungen, welche sein Künstlerstolz und der Neid seiner Zeitgenossen veranlaßten, vollenden konnte, nachdem er inzwischen in Rom eine Statue des Moses gearbeitet, mehre Bilder aus dem alten und neuen Testamente und in der sixtinischen Kapelle die der Propheten und Sibyllen gemalt hatte. Von 1534–41 malte er in derselben Kapelle das jüngste Gericht, welches indeß für den Künstler mehr lehrreich als für den Liebhaber[82] ansprechend ist. Unter seinen übrigen Bildhauerwerken zeichnet sich ein Bacchus, der den schönsten Arbeiten des alten Griechenlands an die Seite gestellt werden kann, eine Kreuzabnahme, bestehend aus vier Figuren, welche aus einem einzigen Stück Marmor gearbeitet sind, und die Bildsäule des Erbarmers in der Peterskirche zu Rom aus. Im J. 1546 ward ihm die Leitung des Baues der Peterskirche übertragen, wozu Bramante den Plan entworfen hatte; obschon 72 I. alt, unterzog sich A. diesem Auftrage und war so rüstig, daß ein Schriftsteller jener Zeit erzählt, er habe ihn in einer Viertelstunde mehr Marmor abschlagen sehen als vier Steinmetzen in drei oder vier Stunden zu thun pflegten. Kühn verbesserte er den ursprünglichen Plan für die Kirche, indem er die Form des griech. Kreuzes statt des röm. wählte, und ihm allein verdankt dieses Gebäude die Würde, welche es in allen seinen Theilen offenbart. Auch war er es, der das Gewölbe der Kuppel baute, das mit dem auf ihr stehenden Kreuze 418 F. hoch emporsteigt. Die Vollendung des Baues erlebte er jedoch nicht; er starb zu Rom 1564 und nach seinem Tode wurde Einiges an seinem Plane wieder geändert. Die Galerie zu Florenz enthält die vollendetsten seiner Gemälde und in der Stadt selbst bezeugen mehre Paläste und viele andere Bauwerke seine Größe als Baukünstler. Das Haus, welches er daselbst bewohnte, ist noch jetzt im Besitze der Familie Buonarotti und wird häufig von Fremden besucht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 82-83.
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