Bär

Bär
Bär

[180] Bär (der) gehört zu den Raubsäugthieren, obgleich manche Gattungen desselben sich mehr von Pflanzen nähren.

Die Bären zeichnen sich insgesammt durch mehr oder weniger plumpen Körperbau aus, haben einen kurzen Schwanz und eine verlängerte, bewegliche Nasenspitze, durch die ihnen das Riechen erleichtert wird. Am Bekanntesten ist der gemeine oder braune Bär, nach der Farbe seines Haares so genannt, das aber häufig ins Gelbliche und Schwarze spielt und mitunter auch einen Silberschimmer hat. Er findet sich häufig in Asien und im nördl. Europa, seltener im südl., wird über 5 F. lang, an 400 Pf. schwer, nährt sich im Frühjahr vorzugsweise von Pflanzen und im Herbste von frischem Honig, seinem größten Leckerbissen, fällt aber auch Hirsche, Rehe, Pferde und Rinder an, die er mit einem Schlage seiner Vordertatzen zu Boden zu strecken vermag. Menschen pflegt er nur anzugreifen, wenn er gereizt worden ist oder wenn ihn der wüthendste Hunger plagt. Bei aller anscheinenden Plumpheit ist der gemeine Bär doch recht behend und munter, kann ziemlich schnell laufen, geschickt auf Bäume klettern und mit vieler Leichtigkeit auf den Hinterfüßen gehen, in welcher Haltung er sich gewöhnlich vertheidigt und seine Gegner angreift. Im Herbst wird er sehr fett und sucht sich zum Winterlager eine Höhle oder gräbt sich ein Loch am Fuße eines Baumes, das er mit Moos ausfüttert. Hier bringt er die kalte Jahreszeit schlafend zu, während die Bärin im Jan. ein bis drei Junge wirst, welche bei der Geburt nicht größer als große Ratten sind, dann aber sehr schnell wachsen. Dem Bär wird nicht blos als Raubthier nachgestellt, sondern auch wegen seines höchst nutzbaren Pelzes, Fettes und Fleisches, welches letztere an vielen Orten sowol frisch wie geräuchert genossen wird. Namentlich [180] gelten die Tatzen oder Pfoten für Leckerbissen. Jung eingefangene Bäre richtet man häufig zum Tanzen und zu andern Künsten ab. Eine dem gemeinen Bäre ähnliche, allein größere und mehr graue Art, die wegen ihrer Raubsucht sehr gefährlich ist und deshalb der grimmige Bär genannt wird, lebt in Nordamerika. Unter den in Indien einheimischen Bären ist der langrüsselige, mit langer und beweglicher Schnauze, merkwürdig, der sich ebenfalls zähmen läßt und, weil er die Vorderzähne leicht verliert, längere Zeit für ein Faulthier gehalten wurde. Der größte, stärkste und gefährlichste Bär ist der Eis- oder Seebär, der nur in den nördlichsten Ländern der Erde am Eismeere und auf den Eisfeldern desselben lebt, über 4 F. hoch und an 10 F. lang wird und weißes, weiches Haar und eine schwarze Nasenspitze hat. Seine Nahrung sind Fische, Seehunde und andere Thiere, denen er auf dem Eise nachstellt, sowie die vom Meere ausgeworfenen todten Seethiere; doch fällt er auch Menschen an und wird namentlich den Walfischfängern oft gefährlich. Er kann sehr gut schwimmen und untertauchen, aber nicht lange unter dem Wasser bleiben. Die im Handel vorkommenden Bärenfelle rühren meist von gemeinen Bären her, seltener von Eisbären, deren Pelze von den Bewohnern der nördl. Länder selbst benutzt werden. Von Bären der Vorwelt werden in verschiedenen Höhlen in und außer Deutschland Knochen gefunden, aus denen man schließen muß, daß diese Thiere ehemals noch größer waren, als der Eisbär. Bei den alten Deutschen wurden Bärenpelze über die Lagerstätten gebreitet, und daher schreiben sich wahrscheinlich die von trägen Personen üblichen Ausdrücke »Bärenhäuter« und, »sich auf die faule Bärenhaut legen«.

Die Sternkunde bezeichnet mit dem Namen der große Bär ein Sternbild, das einen ansehnlichen Raum des nördl. Himmels einnimmt und in unsern Gegenden fast beständig über dem Horizonte bleibt. Von den 444 Sternen, welche es enthält, zeichnen sich vorzüglich sieben aus, die der große Wagen genannt werden und den hintern Rumpf und den Schwanz des Bären bilden. Über dem großen Bär leuchtet am nördl. Himmel der kleine Bär, ein aus 86 Sternen bestehendes Sternbild, vorzüglich an vier Sternen kenntlich, die ein längliches, fast regelmäßiges Viereck bilden und an die sich der von drei Sternen gebildete, emporstehende Schwanz des kleinen Bären anschließt, dessen letzter Stern der Polarstern ist. Diese sieben Sterne werden auch der kleine Wagen genannt. Über die Entstehung dieser Sternbilder erzählt die Fabel, daß Kallisto, die Tochter Lykaon's, nachdem sie vom Jupiter mit dem Arkas niedergekommen, von der eifersüchtigen Juno in eine Bärin verwandelt worden sei. Diese wollte ihr Sohn eines Tages auf der Jagd erlegen, was aber von Jupiter dadurch verhindert wurde, daß er die Kallisto als großen und Arkas als kleinen Bären an den Himmel versetzte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 180-181.
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