[447] Colombo (Christoforo), gewöhnlich Columbus genannt, der Entdecker Amerikas, geb. um 1445 in einer Vorstadt Genuas, war der älteste Sohn eines Tuchwebers und fühlte von Jugend auf eine solche Neigung zum Seeleben, daß er nach Erwerbung der nöthigen Vorkenntnisse schon im 14. Jahre diesem damals an Wagnissen und Gefahren reichen Berufe sich hingab.
Nachdem er ihm 23 Jahre lang fast ohne Unterbrechung gelebt, ließ C. sich in Lissabon nieder und heirathete die Enkelin des Entdeckers von Porto Santo, Perestrello, aus dessen hinterlassenen Papieren er mit den Ansichten der durch ihre Entdeckungen an der afrik. Küste damals berühmten portug. Seefahrer vertraut wurde, und befestigte dadurch nach und nach seine Überzeugung, daß es nach W. zu noch unbekannte Länder gebe und man jedenfalls, indem man beharrlich nach dieser Richtung segle, endlich Asien und zwar vielleicht eher erreichen werde, als auf dem von den Portugiesen damals um Afrika herum gesuchten Wege. Vergeblich wandte sich C. wegen der Mittel zu einer Entdeckungsreise im Sinne seiner Ideen an den Senat von Genua und an König Johann II. von Portugal und ging 1484 nach Spanien, um bei Ferdinand dem Katholischen und Isabella von Castilien sein Glück zu versuchen. Allein erst nachdem er acht Jahre lang gegen die von Unwissenheit und Gleichgültigkeit ihm entgegengestellten Hindernisse erfolglos gerungen hatte und im Begriff stand, sich nach Frankreich zu wenden, ward Isabella durch aufgeklärte Rathgeber für seine Entwürfe gewonnen, und durch ihre Vermittelung erhielt C. endlich drei kleine, mit 120 M. bemannte Fahrzeuge, von denen nur eins ein Verdeck hatte. Mit diesen segelte er am 3. Aug. 1492 von Palos, einem kleinen Hafen nordwestl. von Cadix ab, nachdem ihm die erbliche Würde eines Großadmirals und Vicekönigs in den zu entdeckenden Meeren und Ländern und ein bestimmter Theil von dem zu machenden Gewinne feierlich zugesichert worden, den er für die sein frommes Gemüth zeitlebens beschäftigende Wiedereroberung des h. Grabes verwendet wissen wollte. Auf den canarischen Inseln nahm er noch Vorräthe ein und steuerte dann in westl. Richtung in den noch unerforschten Ocean hinaus. Als aber nach beinahe vier Wochen noch nichts von dem verheißenen Lande zu sehen war, verlangte das ungeduldige und besorgte Schiffsvolk laut, nach Hause zurückzukehren und C. mußte alle [447] Mittel aufbieten, die Aufrührer in Schranken zu halten. Große Züge kleiner Vögel, die am 7. Oct. nach Südw. vorüberflogen, bewogen C., in Übereinstimmung mit den dringenden Vorstellungen seiner Begleiter, dieselbe Richtung einzuschlagen, allein als am Abend des dritten Tages noch kein Land gefunden war, verlangten die Muthlosen wiederholt die Umkehr. C. versuchte sie durch Vorstellungen zu beschwichtigen, allein als diese nichts fruchteten, erklärte er, die Regierung habe die Schiffe ausgerüstet, den Weg nach Indien zu suchen und er werde mit Gott seine Pflicht thun. Wahrscheinlich würde seine Lage jetzt eine verzweifelte geworden sein, hätten nicht deutliche Anzeigen die Nähe von Land verkündet, das auch am 12. Oct., nachdem es schon am Abend vorher von C. und einigen seiner Vertrauten gesehen worden, in einer der Bahamainseln wirklich aufgefunden wurde, die C. bei der Besitznahme San-Salvador nannte, welchen Namen das Eiland noch führt. Beschämt küßten jetzt die Kleinmüthigen ihrem großen Führer die Füße, der mit ihnen Gott für das gelungene Unternehmen dankte. Von da nach S. schiffend, wo den Indianern zufolge ein goldreiches Land liegen sollte, entdeckte er die größern Inseln Cuba und Haiti, erbaute auf letzterer mit Erlaubniß der Eingeborenen von den Trümmern eines seiner Schiffe, das gescheitert war, ein kleines Fort, in welchem er 39 Spanier zurückließ und segelte nach Spanien zurück Heftiger Stürme wegen mußte er in den Hafen von Lissabon einlaufen, landete aber endlich am 13. März 1493 in Palos und wurde in Barcelona von dem Königspaare mit Auszeichnung empfangen. Man staunte die mitgebrachten Wilden und die unbekannten Thiere und Pflanzen an, ohne von dem hinter den entdeckten Inseln liegenden reichen Festlande etwas zu ahnen. Nachdem C. zum Grand erhoben und mit kön. Gunstbezeigungen überhäuft worden, trat er am 25. Sept. 1493 mit 17 Schiffen und 1500 M. von Cadix seine zweite Reise an, auf der er die kleinen Antillen (s.d.) entdeckte, fand aber bei der Ankunft auf Haiti das Fort zerstört und die Spanier, die sich gegen die Eingeborenen Mishandlungen erlaubt hatten, ermordet. Die Rache auf gelegenere Zeit aufsparend, legte er den Grund zu der ersten Stadt, Isabella, übertrug seinem Bruder Diego die Aufsicht über die neue Colonie und zog zu neuen Entdeckungen aus. Nach Haiti zurückgekehrt, fand er seinen Bruder Bartolomeo, der ihm Lebensmittel und andere Bedürfnisse zugeführt hatte, mußte aber jetzt gegen die Bewohner des Innern der Insel, die sich zur Vertilgung der Fremden vereinigt hatten, zu Felde ziehen. Die Spanier siegten durch die Überlegenheit, welche Schießgewehre, Pferde und einige große Hunde ihnen gaben und schüchterten ihre Gegner so ein, daß sie nun willig gehorchten. Mehr machte ihm jetzt der Ungehorsam seiner Spanier zu schaffen, welche ihre Erwartung von einem müßigen Leben nicht erfüllt sahen, sich zu arbeiten weigerten und die Indianer mishandelten. Ihre Klagen über die Strenge C.'s bewogen König Ferdinand, einen seiner Großen, Don Aguado, nach Haiti zu schicken, um sich von dem Zustande der Colonie zu überzeugen. Durch den Übermuth dieses Mannes gekränkt, eilte C. nach Spanien, das er im Jun. 1497 erreichte, und durch seine Gegenwart, mehr vielleicht noch durch die mitgebrachten, den Indianern geraubten Schätze gelang es ihm, die Verleumdungen seiner Feinde niederzuschlagen und die Zurückberufung des Aguado zu bewirken. Gleichwol wußten seine Gegner die neuen Rüstungen zu verzögern und erst am 30. Mai 1498 konnte er mit acht Schiffen zu seiner dritten Entdeckungsreise absegeln. Nachdem er die Insel Trinidad entdeckt und die Nordküste von Südamerika gesehen hatte, besuchte er Haiti wieder, wo er den Grund zur Stadt S.-Domingo legte, aber eine neue Meuterei der Spanier zu bekämpfen hatte, die sich weigerten, ihm zu gehorchen und ihn zwangen, ihnen Ländereien und eine Anzahl Indianer zur Bearbeitung derselben zuzutheilen. Zugleich hatten sie über seine Strenge beim Könige Klagen eingereicht und dieser sandte daher einen Höfling, Franz Bovadilla, zur Untersuchung ab, der alle Klagen gegen C. sammelte und ihn und seinen Bruder in Ketten nach Spanien schickte. Männlich trug C. diese Schmach, wurde zwar am span. Hofe von allen Anklagen freigesprochen, auch rief man Bovadilla zurück, schickte aber an dessen Stelle nicht C., sondern einen span. Edelmann, Ovando y Lares, als Statthalter nach Haiti, und erst 1502 erhielt C. vier Schiffe zu einer vierten Entdeckungsreise. Er befuhr den Meerbusen von Mexico und rettete sich, da seine Schiffe zu Grunde gingen, mit genauer Noth sammt seinen Gefährten auf Jamaica, wo er unter Drangsalen aller Art über acht Monate zubringen mußte, bis zwei seiner Begleiter, welche auf hohlen Baumstämmen nach Haiti gefahren waren, ein Schiff herbeigeholt hatten, auf welchem er krank nach Spanien zurückkehrte. Hier war indessen seine Gönnerin Isabella 1504 gestorben und vergebens bat er bei Ferdinand um Erfüllung der ihm früher geleisteten Versprechungen und starb nach einigen unter fortwährenden Leiden und Schmerz über den erlittenen Undank verlebten Jahren 1506 zu Valladolid. Auf dem Sterbebette befahl er noch, daß ihm die Ketten, welche die Ungerechtigkeit ihm angelegt und von denen er sich seitdem nie getrennt hatte, in den Sarg gelegt, und daß seine Gebeine in der Kathedrale von S.-Domingo beigesetzt würden, wohin sie 1516 abgeführt wurden. Als aber Spanien diese Insel an Frankreich abtrat, brachte man C.'s Gebeine unter der größten Feierlichkeit nach Havana auf der Insel Cuba, wo sie 1796 beigesetzt wurden.