Dohna-Schlobitten

[579] Dohna-Schlobitten (Friedr. Ferdin. Alexander, Graf von), geb. 29. März 1771 auf dem Schlosse Finkenstein in Westpreußen, war ein Sohn des Grafen Friedr. Alexander D., der als Obermarschall des Königreichs Preußen starb und seine reichen Majoratsgüter noch durch das prächtige Finkenstein vermehrte. Durch Hauslehrer, auf der Handlungsschule in Hamburg und nachher auf den Universitäten Frankfurt und Göttingen gebildet, wurde er schon im 19. Jahre Referendarius bei der kurmärk. Kammer und war 1802 Kammerdirector in Marienwerder, als welcher er 1806 und 1807 seine Treue gegen König und Vaterland auch dadurch bewährte, daß er im Namen seines Collegiums, dessen Vorsitz er grade für den erkrankten Präsidenten führte, den ihm von den eingedrungenen Franzosen abverlangten Eid der Treue für Napoleon standhaft verweigerte. Als der Minister Freiherr von Stein (s.d.), der Napoleons Argwohn aufgeregt hatte, im Nov. 1808 seinen Abschied nehmen mußte, erhielt Graf D. die Stelle des Ministers des Innern und hatte Gelegenheit, nicht nur die begonnenen trefflichen Einrichtungen seines Vorgängers vollends durchzuführen, sondern auch dem damals durch die Anfoderungen Napoleon's äußerst bedrängten preuß. Staate selbständig wichtige Dienste zu leisten. Doch schon im Jun. 1810, nachdem der Freiherr von Hardenberg als Staatskanzler an die Spitze aller Geschäfte gestellt worden, trat der Graf aus dem Staatsdienste, bewohnte von nun an Schlobitten in Ostpreußen, das Stammschloß seiner Familie, und lebte nur den Wissenschaften. Als aber der Befreiungskrieg 1813 ausbrach, widmete D. sich mit ganzer Seele der großen Sache und sprach für dieselbe in den Versammlungen der ostpreuß. Stände mit feuriger Begeisterung, verwirklichte auch zuerst die wahrhaft vaterländische Idee der Landwehr und trat selbst als gemeiner Landwehrmann in ihre Reihen ein. Der König genehmigte, was D. eingeleitet, ernannte ihn aber zum Civilgouverneur des Gebiets zwischen der Weichsel und Rußland, in welcher Stellung er besonders thätig für die Aushebung der bewaffneten Mannschaft wirkte. Erst nach Beendigung des Kriegs 1815 trat er wieder ins Privatleben zurück und wohnte nun bis an seinen am 31. März 1831 erfolgten Tod ohne Unterbrechung auf Schlöditten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 579.
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