Fugger

[125] Fugger, ein berühmtes schwäb. Fürsten- und Grafengeschlecht, früher eine Kaufmannsfamilie, welche sich unermeßliche Reichthümer und große Verdienste um Deutschland erwarb. Der Stammvater war Johannes F., ein Weber in dem Dorfe Graben oder Göggingen, in der Nähe von Augsburg, dessen Sohn, der gleichfalls Johannes hieß, durch Heirath 1370 das Bürgerrecht in Augsburg erhielt und einen Leinwandhandel anlegte. Er legte den Grund zu dem spätern Reichthume seiner Familie. Seine Enkel liehen schon an den Kaiser Maximilian bedeutende Summen und wurden von demselben in den Adelstand erhoben; ja als einer derselben 1503 in Tirol starb, wo er das prachtvolle Schloß Fuggerau gebaut, begleitete der Kaiser in eigner Person seine Leiche. Noch höher stieg das Geschlecht, als Kaiser Karl V. bei einem Fugger zu Augsburg während des Reichstages 1530 wohnte und Raimund und Anton F. in den Grafen-und Pannerstand erhob, ihnen die Grafschaft Kirchberg und die Herrschaft Weißenhorn, welche schon früher an die Familie verpfändet worden waren, erb-und eigenthümlich übergab und ihnen sogar fürstliche Gerechtsame verlieh. Dafür waren sie auch dem Kaiser dankbar und unterstützten ihn, als er einen Feldzug gegen Algier unternahm; ja als er von demselben zurückkehrend wieder bei Anton F. in Augsburg wohnte, soll dieser den Kamin mit Zimmetholz geheizt und dasselbe mit einer Schuldverschreibung des Kaisers angezündet haben. Die F. erhielten sogar das Recht, goldene und silberne Münzen zu schlagen, das sie verschiedene Male ausübten. Ungeachtet sie aber so vornehme Herren geworden, gaben sie doch den Handel, dem sie all' ihr Glück verdankten, nicht auf, sondern suchten den gräflichen Glanz ihres Hauses vielmehr darin, daß sie Künste und Wissenschaften auf das Freisinnigste und Reichlichste unterstützten, herrliche Kunstsammlungen anlegten, die Jesuiten, welche bei den Katholiken damals für den gelehrtesten und der Menschheit nützlichsten Orden galten, nach Augsburg zogen, ihnen ein Collegium, Kirche und Schule und vieles Geld schenkten, prachtvolle Bauten unternahmen u.s.w. Ein bleibendes Zeugniß ihrer menschenfreundlichen Gesinnung ist die sogenannte Fuggerei, ein eigner Stadttheil zu Augsburg, mit besondern Mauern und Thoren umgeben, der aus Häusern besteht, welche die Fugger bauten und um geringen Zins an arme Bürger vermietheten. So hoch standen die F. in Ehren, daß die ältesten und vornehmsten Familien sich geehrt fühlten, in Verwandtschaftsverhältnisse mit ihnen zu treten und daß die wichtigsten Ämter in der freien Stadt Augsburg und im Reiche ihnen anvertraut wurden. Ihr Reichthum wurde weltberühmt, und als Kaiser Karl einst zu Paris den kön. Schatz sah, sagte er: »Zu Augsburg ist ein Leinweber, der kann das Alles mit eignem Golde bezahlen.« Die F. haben sich im Laufe der Zeit in viele Linien getheilt, von denen mehre bereits ausgestorben sind, aber alle schreiben sich »Grafen Fugger von Kirchberg und Weißenhorn.« Graf Anselm Maria F. von Babenhausen wurde 1803 von Kaiser Franz II. nebst seiner Nachkommenschaft in den Reichsfürstenstand erhoben, sodaß stets der Älteste diesen Titel führt, und seine Besitzungen wurden zum Reichsfürstenthum Babenhausen gemacht. Dasselbe umfaßt 7 ! M., wurde 1806 mediatisirt und mit Baiern vereint. Die gesammten gräflichen und fürstlichen Fugger'schen Besitzungen betragen gegenwärtig zusammen 21 ! M. mit 40,000 Einw.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 125.
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