[417] Hudsonsbai (die) oder richtiger das Hudsonsmeer ist eine der großen Einbuchtungen, welche das atlant. Meer, mit dem sie durch die Hudsonsstraße in Verbindung steht, an der Ostküste Nordamerikas bildet. Sie hat einen Flächeninhalt von mehr als 14,000 ! M. und liegt zwischen Ostmaine (der Westküste von Labrador) im O. und Neu-Nordwales und Neu-Südwales im W. Die bedeutendsten Busen sind: im S. die große Jamesbai, im O. die Moskitosbai, im NW. die Chesterfield-, Wager- und Repulsebai. Die Hudsonsbai ist von N. nach S. etwa 400 Stunden lang, von O. nach W. 200 breit und hat in der Mitte eine Tiefe von 150 Faden. Die Küsten sind steil und felsig, das Wasser ist volle acht Monate und darüber mit Eis bedeckt, obwol der südl. Theil mit dem nördl. Deutschland unter derselben Breite liegt. Auch in den Sommermonaten verschwindet dasselbe nicht ganz, sondern treibt in Gestalt von Inseln umher und wird den Schiffen gefährlich. Es münden in dieses große Binnenmeer manche Ströme, unter denen einige einen beträchtlich langen Lauf haben. In die Jamesbai fallen der Rupertsfluß, der Moose mit dem Abitibbe und der Albany; weiter nördl. der Churchill oder Missisipi, welcher Neu-Südwales durchströmt, und der Nelson oder Bourbon, der aus der Vereinigung der Arme des Saskatschewan entsteht und dem großen Winipegsee zum Abflusse dient. Unter den vielen Inseln, mit denen die an Untiefen überreiche Hudsonsbai gleichsam besäet ist, nennen wir Agomisca in der Jamesbai, im N. Mansfield und Southampton; letztere liegt zwischen dem Foxkanale und der Weleomestraße; in der Hudsonsstraße liegen die Savageinseln.
Die Hudsonsbai ist zuerst von einem Dänen, Ansköld, entdeckt worden, aber erst seit den Reisen des berühmten engl. Seefahrers Heinr, Hudson näher bekannt. Derselbe wurde im Frühjahre 1611, nachdem er hier überwintert, von seiner meuterischen Schiffsmannschaft ausgesetzt, und nie hat man späterhin erfahren, was aus ihm geworden ist. Von den Meuterern kamen nur wenige nach Europa, die übrigen wurden von Eskimos erschlagen. 1612 segelte Bulton nach der Hudsonsbai, um wo möglich Hudson wieder aufzufinden und eine nordwestl. Durchfahrt in den großen Ocean zu suchen. Beides schlug fehl; daß aber die letztere [417] möglich glaubte man noch bis 1742. – Das Land im O. der Hudsonsbai, Labrador, hat einen Flächeninhalt von mehr als 20,000 ! M. und ein sehr strenges Klima, wenigstens an der Küste, an welcher Eskimos umherstreifen. Im Innern leben einige Indianerstämme und an der atlant. Küste haben die Herrnhuter einige Niederlassungen gegründet, an jener der Hudsonsbai befinden sich keine europ. Factoreien. Das Land auf der Westseite erstreckt sich unbegrenzt ins Innere und ist den Engländern, welche hier einen bedeutenden Pelzhandel treiben, sehr wichtig. Diese kalte, jedes Anbaus unfähige Gegend mit ihren furchtbar strengen Wintern ist reich an Moschus- oder Bisamthieren, Elendthieren, Damhirschen, besonders aber an Pelz tragenden Thieren, z.B. Bibern, Wölfen, Füchsen, Luchsen, Bären, Ottern, Mardern, Moschusratten und. Eichhörnchen, welche sich in den Fichten-, Birken- und Weidenwäldern und in deren Nähe aufhalten. Schon 1669 bildete sich in London die sogenannte. Hudsonsbai-Compagnie, um in jenen Gegenden den Pelzhandel zu betreiben, und gründete deshalb im Laufe der Zeit mehre Factoreien, unter denen die wichtigsten sind: Fort York an der Nelsonmündung, Fort Churchill am Missisipi, Fort Albany an der West-, und Fort Maine an der Ostseite der Jamesbay, Fort Chipewyan am Athabaskasee und andere. Diese Compagnie erhielt im vorigen Jahrhundert einen Nebenbuhler an der Nordwest-Compagnie, welche zu Montreal in Canada ihren Sitz hatte, und diese Rivalität hatte blutige Zänkereien in ihrem Gefolge. Erst vor einigen Jahren haben sich beide vereinigt. Die Compagnie hat ihre Agenten, die meist Europäer sind, ferner viele Indianer im Solde und sendet Jäger einerseits an die Gestade des großen Weltmeers, andererseits bis zu den Ufern des atlant. Oceans. Im J. 1832 betrug der Werth des bei ihr abgelieferten Pelzwerks mehr als 750,000 Thlr.; es waren 406,000 Stück, worunter nicht weniger als 331,000 Moschusrattenfelle. Die Zahl der hier lebenden Europäer beläuft sich auf etwa 200; die Eskimos streifen an den Küsten umher, besuchen die Factoreien selten, und die Agenten müssen sich zu ihnen begeben, um ihnen ihre Vorräthe abzukaufen; ins Innere wagen sie sich nie, da sie in ununterbrochenem Kriege mit den Indianern leben. Von diesen sind am bedeutendsten: die Tschippeways, zwischen dem Sklaven- und Athabaskasee bis zum Felsengebirge und den Quellen des Missouri. Sie sind der zahlreichste Stamm in diesen Gegenden, aber doch nur 10,000 Köpfe stark; verwandt mit ihnen sind die Schlangenindianer und die nördl. Indianer. Diese letztern durchstreifen das Land zwischen dem Kupferminenstrome und der Hudsonsbai bis zum Churchill. Alle drei Stämme glauben von einem Hunde abzustammen, der das erste Weib auf Erden zärtlich liebte und sich während der Nacht in einen schönen Jüngling verwandelte. Am Winipegsee wohnen die Assiniboins, etwa 400, rüstige Jäger, und die Knistenos, im S. des Gebirgssees bis zur Grenze von Canada, und von der Hudsonsbai bis zum Winipeg. Die Weiber dieses Stammes sind sehr hübsch von Gesicht und Gestalt und von ziemlich heller Hautfarbe; die Männer gastfrei und gut; Keuschheit ist aber unbekannt. Alle diese Indianerstämme vermindern sich reißend schnell, die Europäer brachten ihnen zwei Gifte, Branntwein und Pocken, und diese haben sich dermaßen verderblich gezeigt, daß auch in diesen Gegenden, wie in den Vereinigten Staaten, manche Stämme bereits gänzlich ausgestorben sind.