[762] Trappisten, Mönchsorden, gestiftet 1664 von Jean le Bouthillier de Rancé (s.d.) in der ihm als Commende ertheilten Abtei Latrappe (s.d.) des Cistercienserordens. Diese Abtei war 1140 (nach Andern 1122) durch den Grafen Rotrou II. von Perche gestiftet worden u. hieß Anfangs Notre Dame de la maion Dieu, wurde aber später wegen des engen u. schwierigen Eingangs, welcher in das Thal führte, La Trappe (d.i. die Fallthüre) genannt. Die Mönche nahmen 1148 die Regeln der Cistercienser (s.d.) an, verfielen aber im 16. Jahrh. in die größte Sittenlosigkeit, machten durch Straßenraub, Mord u. Mädchenentführung die ganze Gegend unsicher u. erhielten im Volksmunde den Namen der Banditen von Latrappe. In diesem Zustande fiel die Abtei 1636 dem damals zehnjährigen Rancé (s.d.) als Pfründe zu, welcher die bereits im Verfall begriffenen Gebäude restauriren ließ, die sieben noch vorhandenen Mönche pensionirte u. unter dem Abt Barbarin Mönche der strengsten Observanz der Benedictiner einführte, nach einer wild verlebten Jugend 1664 selbst Mönch u. nach vollendetem Probejahr Abt von Latrappe wurde. Da ihm die Benedictinerregeln u. deren Bußübungen nicht[762] streng genug waren, so stellte er eine noch härtere Regel auf. Die T. stehen früh um 2 Uhr auf, um eine Messe zu lesen, welche bis 5 Uhr dauert, dann arbeiten sie bald in, bald außer dem Kloster, beten zweimal des Tages u. legen sich um 8, im Winter um 7 Uhr nieder, nachdem sie noch eine kurze Zeit an ihrem Grabe gegraben haben; sie beobachten außer beim Gebet u. Singen u. dem gegenseitigen Gruß: Memento mori ein immerwährendes Stillschweigen; Wünsche u. Bedürfnisse werden durch Zeichen zu erkennen gegeben; ihre Nahrungen sind Früchte, Kräuter, Wurzeln, Hülsenfrüchte, ohne Butter u. Öl, u. Wasser; sie schlafen auf Strohsäcken u. Bretern u. decken sich mit einer Decke zu. Nur in dem Lazareth bekommen sie ein besseres Lager u. Eier u. Fleisch Wissenschaftliche Beschäftigungen sind ausgeschlossen, sie dürfen sich nur Buß- u. Todesbetrachtungen überlassen. Sie theilen sich in Laien, Professen u. Frères donnés, die Letzteren sind solche, welche dein Orden nur kurze Zeit wegen Bußübungen angehören. Tracht: lange, grauwollene Kutte mit weiten Ärmeln u. schwarzer Kapuze mit zwei Fuß breiten, bis an die Knie herabhängenden Streifen, breiter, schwarzlederner Gürtel, an welchem ein Rosenkranz u. ein Messer hängen, u. Holzschuhe; im Chor: dunkelbrauner Mantel mit Ärmeln u. Kapuze. Wegen der unmäßigen Strenge verbreitete sich der Trappistenorden nicht weit; in Italien gab es nur ein Trappistenkloster zu Buon Solasso bei Florenz, ein anderes war in der Nähe von Düsseldorf, dann seit 1795 eins bei Freiburg; 1794 eins in England. Die Prinzessin Louise von Condé stiftete einen Orden dieses Namens für Frauen zu Clacet (Frankreich). Zur Zeit der Französischen Revolution, wo die T. aus Frankreich vertrieben wurden, fanden einze lue Colonien des Ordens Aufnahme in der Schweiz (Val sainte im Canton Freiburg), zu Poblat in Catalonien, bei Antwerpen, im Münsterschen, in Piemont. Als Val sainte 1798 von den Franzosen zerstört wurde, wanderten die T. nach Polen, Krakau u. Lithauen; auch von hier ausgewiesen, gingen sie 1801 nach der Schweiz (Canton Wallis) zurück. Auch nach Deutschland kamen T., doch mußten mehre, z.B. die sich mit dem Abt de la Prade in das Paderbornsche geflüchtet hatten, 1802 auf Befehl der preußischen Regierung wieder weichen, ebenso 1811 aus Freiburg; aus Darfeld bei Münster vertrieb sie 1812 Napoleon. Da sie nach Frankreich zurückkehren durften (1817), kauften sie ihr Stammkloster La Trappe wieder, u. 1818 fanden sich schon wieder hundert T., von denen jedoch der größte Theil blos Laienbrüder u. Frères donnés waren. Zur Zeit der Julirevolution hatten sie außer dem Stammkloster immer noch neun Klöster: zu Gard (Amiens), zu Port du Salut, bei Laval (das vorzüglichste), zu Meilleraye (Nantes), zu. Bellefontaine (Vendée), zu Aigues belles (Valence), zu St. Aubin (Bourdeaux), zu St. Baume (Provence), zu Bricquebec (Coutance) Einige derselben wurden auf Befehl der neuen Regierung 1830 geschlossen; doch erhielt der Orden 1834 durch ein päpstliches Decret, welches ihm den Namen Congrégat ion des réligieux Cisterciens de N. D. de la Trappe beilegte, sein Bestehen in Frankreich gesichert, seit welcher Zeit sich auch die Zahl seiner Klöster wieder vermehrt hat. In das seit 1827 bei Dijon gegründete werden nur Frauenzimmer aufgenommen, welche ewiges Stillschweigen geloben. 1844 bewilligte die französische Regierung dem Orden auch die Anlegung einer Colonie in Algier; in England hat der Orden noch eine Niederlassung, in Amerika mehre Colonien. Ein Zweig der T. ist der im französischen Bisthum Sens 1851 entstandene Orden der Trappistenprediger; sie wurden von dem Superior derselben, Muard, gegründet, welcher auch das Kloster Pierrequivire bei Avallon im Departement Yonne stiftete. Die Mitglieder haben Regel u. Tracht der T., dürfen aber mit Genehmigung des Superiors das Stillschweigen brechen u. der katholischen Mission durch Predigen dienen. Vgl. Ursprung u. Schicksale des Ordens de la Trappe, Wien 1798; Hist. del'Abbaye de la Trappe etc., Par. 1823; Leclerc, Die enthüllten T., Frankf. 1803; E. Ritsert, Der Orden der T., Darmst. 1833; Gaillardin, Les Trappistes, ou l'ordre de Citeaux au 19me siècle, Par. 1844, 2 Bde.