[765] Würzburg, Hauptstadt der bair. Provinz Unterfranken mit Aschaffenburg (bis 1837 Untermainkreis), liegt an beiden Ufern des Mains in einem von Weinbergen umschlossenen Thale, die mehr als 7000 Morgen enthalten, und zählt 23,000 meist katholische Einw.
Die eigentliche und der größere Theil der befestigten Stadt am rechten Ufer ist durch eine 103 F. lange steinerne Brücke mit acht Bogen und 12 kolossalen Steinbildern von Heiligen mit dem Main viertel am linken verbunden. Hier liegt auf einem 400 F. hohen Berge die Citadelle oder Feste Marien- oder Frauenberg mit der ältesten Kirche in Franken und bis 1720 die Residenz der würzburger Bischöfe, an deren Abhange, Leiste genannt, der berühmte Leistenwein wächst. Unter den öffentlichen Gebäuden der nichtsehrregelmäßig gebauten Stadt zeichnen sich aus: das hier abgebildete, 1720 vom Fürstbischof Grafen von Schönborn neu erbaute ehemalige bischöfliche Residenzschloß, eins der schönsten in Deutschland, [765] 270 F. lang, ein längliches Viereck mit zwei vorspringenden Flügeln, 284 Zimmern, einem prächtigen Marmorsaale, sechs Höfen und Kellern für 2200 Fuder Wein; ferner die Domkirche, das neue Münster mit den Gebeinen des Frankenapostels Kilian, die ehemalige Stiftskirche, das Juliushospital, Theater u.s.w. Die 1403 gestiftete und 1582 erneute (katholische) Universität zählt über 400 Schüler und wurde vom Fürstbischofe Julius aus den Besitzungen und Einkünften der im Bauernkriege verheerten und verlassenen Klöster dotirt. Er war auch Stifter des Juliushospitals, das mit der Universität in Verbindung steht und der medicinischen Facultät einen besondern Ruf hat erhalten helfen. Auch ist eine musikalische Bildungsanstalt mit der Universität verbunden, wo Jeder im Gesange und auf einem Instrumente unentgeltlich Unterricht erhalten kann und von deren 150–200 Mitgliedern wöchentlich zwei Mal große Musikaufführungen gehalten werden. Außerdem bestehen in W. ein Gymnasium, ein geistliches und Schullehrerseminar, eine Thierarzneischule, eine Blindenanstalt, eine Anstalt zur Heilung von Krüppeln (Dr. Heine's orthopädisches Institut), eine Gesellschaft zur Vervollkommnung der Künste, Gewerbe u.a. Einige Fabriken, Mainschiffahrt und Handel, besonders mit Wein, Weinbau gehören zu den Nahrungsquellen der Stadt, welche auch der Sitz hoher Behörden, zweier Collegiatstifte und eines Bisthums ist. Dieses wurde 741 gestiftet und der erste Bischof Burghard im Jul. vom h. Bonifacius auf der Salzburg (Selz), der jetzt in Trümmern liegenden Pfalz Karl des Großen bei Neustadt an der Saal geweiht, wo 1841 zur Gedächtnißfeier in Anwesenheit König Ludwig's I. unter Assistenz mehrer Bischöfe der Grund zum Wiederaufbau der Schloßkapelle gelegt wurde. Die ehemaligen Bischöfe erwarben nach und nach ein Besitzthum von 90 ! M., führten seit der Mitte des 15. Jahrh. auch den Titel Herzog von Franken und hatten 1/2 Mill. Gldn. Einkünfte. Nach Aufhebung des Bisthums (1803) kam es größtentheils als Entschädigung für dessen verlorene Rheinprovinzen an Baiern, von welchem es 1805 gegen Schadloshaltung wieder abgetreten und nun als Kurfürstenthum an den ehemaligen Großherzog Ferdinand von Toscana und nachherigen Kurfürsten von Salzburg kam, welches letztere Östreich erhielt. Nach dem Beitritte zum Rheinbunde nahm er 1806 den Titel eines Großherzogs von W. an, das endlich 1814 wieder an Baiern, wie Toscana wieder an den Großherzog kam.