[635] Wage (die), bestimmt zum Wägen oder der Ermittelung des Gewichts eines Gegenstandes, ist ein mechanisches Werkzeug, dessen Einrichtung entweder auf die Gesetze des Hebels, wie bei den gemeinen Schalen und Schnellwagen, oder auf Elasticität begründet ist, wie bei den Federwagen. An der gemeinen, Schalen- oder Gleichwage ist der wesentlichste Theil der sogenannte Wagebalken, welcher als ein gleicharmiger Hebel (s.d.) anzusehen ist und aus Metall besteht. Genau in der Mitte seiner Länge hat er einen senkrecht durchgehenden Stift, der nach unten mit einer Schneide oder Zuschärfung versehen ist, mit welcher er ganz oder zu beiden Seiten des Wagebalkens auf den Lagern oder Pfannen ruht. Auf diesen wiegt sich der Wagebalken um jene Schneide hin und wieder, daher sie oder auch der ganze Stift seine Achse (Drehungsachse) heißt. Die rechts und links von der Achse befindlichen Theile des Wagebalkens heißen seine Arme, die auf den Pfannen ruhenden zwei Hälften der Achse oder des durchgehenden Stiftes die Zapfen. Pfannen und Achse müssen aus möglichst hartem Stoff (meist Stahl, außerdem Feuerstein, Achat, Carneol) verfertigt und sorgfältig polirt sein. Die Pfannen befinden sich gewöhnlich unten an der sogenannten Scheere, bei welcher die Wage oberwärts aufgehängt oder mit der Hand beim Gebrauche gehalten wird; zuweilen sind sie auch auf einem Gestelle angebracht, welches dann die Wage trägt. Senkrecht auf der Mitte des Wagebalkens und zwischen den zwei Armen der Scheere steht ein Zeiger, die sogenannte Zunge, deren Spitze genau auf eine oben in der Scheere angebrachte kleine, abwärts gekehrte Spitze zeigen muß, wenn der Wagebalken im Gleichgewicht und dann in horizontaler oder wagerechter Loge sich befindet. Nahe an den Enden der Arme des Wagebalkens sind die Punkte zum Anhängen der Wagschalen, deren eine zur Aufnahme der zu wägenden Gegenstände, die andere zu der des Gewichts bestimmt ist, durch welche die Wage ins Gleichgewicht gebracht und in der bekannten Schwere der dazu nöthig gewesenen Gewichte die unbekannte des gewogenen Gegenstandes gefunden oder davon eine vorher bestimmte Gewichtsmenge abgewogen wird. Von diesen Einrichtungen weicht indeß der Bau mancher Wagen in Einzelnheiten ab, und es ist z.B. mitunter die Zunge abwärts gerichtet, der Wagebalken ruht nicht auf einer Schneide, sondern auf zwei Spitzen oder auch zwei Kugeln, wodurch die Genauigkeit der Wage gewinnen soll. Um die Empfindlichkeit einer Wage zu prüfen, werden beide Arme derselben gleichmäßig und sehr stark belastet, soweit es die Stärke des Wagebalkens erlaubt und sich dieser dann im Gleichgewicht befindet, das kleinste Gewicht ermittelt, welches auch in so belastetem Zustande die Wage noch anzeigt. Die genauesten und empfindlichsten Wagen, wie sie zu seinen physikalischen und chemischen Untersuchungen gebraucht werden, sind nur von den geschicktesten Mechanikern zu erhalten und stehen hoch im Preise; in Deutschland sind Pistor und Örtling in Berlin die berühmtesten Verfertiger solcher Instrumente, die bis 80 Thaler zu stehen kommen. Auf der Schnellwage, deren Wagebalken ein ungleicharmiger Hebel (s.d.) ist, an dessen kurze Seite die zu wägenden Lasten gehangen werden, ermittelt sich der Betrag von jeder mit ein und demselben Gewicht, dem sogenannten Laufer, welches am längern Arm verschoben wird, bis das Gleichgewicht gefunden ist. Auf diesem längern Arm ist zugleich das Gewicht angegeben, welches jedem Aufhängepunkte des Laufers entspricht. Die Brückenwage, auf welcher ganze Lastwagen gewogen werden, besteht aus einer dem Boden gleich angebrachten, sogenannten Brücke, d.h. einer Fläche, auf welche ein beladener Wagen bequem aufgefahren werden kann. Diese ist über einer Höhlung so angebracht, daß sie bei erfolgter Belastung auf einen darunter liegenden Hebel drückt, welcher gewöhnlich bis unter den Fußboden des Zimmers des Wagemeisters geht, durch einen dort heraufgeführten eisernen Stab mit der einen Seite einer dort hängenden gemeinen Woge in Verbindung steht, deren andere eine Wagschale zur Aufnahme von Gewichten hat. Die Berechnung der Hebellänge und übrigen Einrichtung ist dann der Art, daß jedes Pfund in der Wagschale einem Centner auf der Brücke das Gleichgewicht hält. Auf Elasticität beruhen die Federwagen, welche aus einer gekrümmten Stahlfeder bestehen, die oberwärts einen Ring zum Halten oder Anhängen, am untern Ende einen Haken haben, an welchem die zu wägenden Sachen befestigt werden. Eine dort angebrachte Last vermindert natürlich die Krümmung der Feder desto mehr, je größer sie ist, wodurch ein unten beweglich befestigter Zeiger genöthigt wird, an einer in der Krümmung angebrachten Scala sich aufwärts zu bewegen und dort anzuzeigen, wie schwer der angehängte Gegenstand ist, weil er Krümmung der Feder so und so weit zu vermindern im Staude war. – Die Aräometer und Senkwage dienen zur Ermittelung des specifischen Gewichts tropfbarer Flüssigkeiten, welches mit ihrer Dichtigkeit wesentlich zusammenhängt. (S. Dichtigkeit der Körper.) Es sind hohle, [635] röhrenförmig oder birnenartig gestaltete Instrumente aus Glas oder Metall, welche in die Flüssigkeit eingesenkt und sich überlassen werden, um zu sehen, wie tief sie einsinken. An den gewöhnlichen sind Scalen vorhanden, von welchen man das specifische Gewicht der Flüssigkeit sogleich ablesen kann; doch sind diese Instrumente nur für einen bestimmten Grad der Temperatur, welcher daran bemerkt ist und nur für bestimmte Flüssigkeiten brauchbar, nach denen sie näher als Alkoholometer, Bierwage, Solwage oder Salzspindel benannt werden. Den Gewichtsbestimmungen danach pflegt der Name des ursprünglichen Verfertigers oder Erfinders des Instruments, gewöhnlich Fahrenheit, Tralles, Stoppani, Beaumé, beigefügt zu werden. Andere sind ohne Scala, haben aber oben eine kleine Schale zur Aufnahme von Gewichten, um sie bis zu einem bestimmten Punkte einsinken zu machen. Nach der dazu erfoderlichen Beschwerung bestimmt sich das specifische Gewicht der abzuwägenden Flüssigkeit. Allen solchen Instrumenten liegt das physikalische Gesetz zum Grunde, daß in Flüssigkeiten getauchte feste Körper von ihrem Gewicht während des Eintauchens, wie man sagt, so viel verlieren, als das Gewicht der Menge Flüssigkeit beträgt, welche sie verdrängen. (S. Gewicht.) Je weniger dicht und also je leichter diese ist, desto tiefer wird ein bestimmter Körper einsinken. Da sich nun die Dichtigkeit der Flüssigkeiten mit ihren Mischungsverhältnissen verändert und z.B. das bekannte specifische Gewicht von reinem Alkohol durch jede Beimischung von Wasser in bestimmten Verhältnissen zunimmt, so dient die Senkwage auch zur Ermittelung der Güte solcher Flüssigkeiten. – Den Namen der Wage führt auch eines der sogenannten zwölf Himmelszeichen oder Sternbilder des Thierkreises. (S. Sonne.)
Adelung-1793: Wage (1), die · Wage (2), die · Gradir-Wage, die · Probier-Wage, die
Brockhaus-1911: Schwedische Wage · Römische Wage · Wage [2] · Wage · Mohrsche Wage · Chemische Wage · Chameroy-Wage · Hydrostatische Wage · Dänische Wage
Herder-1854: Wage · Chemische Wage
Lueger-1904: Münzplattensortiermaschine, -wage · Wage [1] · Wage [2] · Hydrostatische Wage · Markscheiderklammer, -schnur, -wage · Münzensortiermaschine, -wage
Meyers-1905: Mohrsche Wage · Magnetische Wage · Schwedische Wage · Wage [2] · Wage [1] · Chameroy-Wage · Aërostatische Wage · Dänische Wage · Lloydsche Wage · Hydrostatische Wage
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