Zamoyski

Zamoyski

[778] Zamoyski (Jan), der berühmteste poln. Staatsmann des 16. Jahrhunderts, ein ausgezeichneter Feldherr und großer [778] Beförderer der Wissenschaften, war ein Sohn des Kastellans von Kulm und 1542 geboren.

Nach dem Besuche der Universitäten Paris, Padua und Strasburg kehrte er 1565 nach Polen zurück, wo er bald im Staatsdienst verwendet und Vicekanzler und Starost von Belcz wurde, sowie zu solchem Ansehen gelangte, daß er 1573 die Wahl eines Königs nach Erlöschen des jagellonischen Stammes auf Heinrich von Anjou lenkte und nach dessen baldigem Zurücktritt die Wahl von Stephan Bathori (s.d.) zum Könige bewirkte. Von ihm wurde Z. zum Großkanzler und 1580 zum Krongroßfeldherrn ernannt und Beide arbeiteten im besten Einverständnisse am Gedeihen des Staates, welchen sie mit den Waffen gegen die Russen wie gegen die Türken, wider die Z. einmal ein Heer auf seine Kosten ausrüstete, zu sichern verstanden. Ungeachtet er viele Gegner unter dem Adel hatte, weil er dem Übermuthe desselben Achtung vor dem Gesetz einzuschärfen suchte, vereinigte er doch bei der Wahl nach Bathori's Tode (1586) die Stimmen für Sigismund von Schweden und besiegte den von einer andern Partei unterstützten Thronbewerber Maximilian von Östreich in Schlesien, nahm ihn gefangen und nöthigte ihn, ganz auf die poln. Krone zu verzichten, ehe er ihn wieder freigab. Nach diesem Siege gründete er 1588 die Festung Zamosc am Wieprz, welche erst 1820 mit ihrem Gebiete von seinen Nachkommen an den Staat verkauft worden ist. Der schwache Sigismund war unfähig, die weisen Rathschläge Z.'s zu begreifen und undankbar genug, ihn seinen Höflingen nachzusetzen. Dessenungeachtet blieb Z. für das Beste des Vaterlandes unermüdlich thätig, schützte die Grenzen wider Türken, Tataren und Kosacken mit einem aus eignen Mitteln besoldeten Heere und verdiente sich durch seine Siege über die Woiwoden der Moldau (1601), sowie 1602 gegen die Schweden in Livland, zweimaligen öffentlichen Dank des Reichstags. Da jedoch das Heer zu sehr vom Könige vernachlässigt wurde, legte er den Oberbefehl nieder, zog sich nach Zamosc zurück, wo er eine Akademie gegründet hatte und viele Gelehrte an seinem Hofe lebten, und starb dort 1606. – Graf Andreas Z. war Krongroßkanzler unter dem letzten poln. Könige Stanislaus August, legte aber 1767 seine Stelle nieder, weil der russ. Einfluß zu übermächtig wurde. Vom Reichstage beauftragt, übernahm er jedoch 1776 die Sammlung und Ordnung der bestehenden Gesetze, worin er die Rechte des dritten Standes feststellte, die aber 1780 vom Reichstage verworfen und erst in der Constitution vom 3. Mai 1791 anerkannt wurde. Den ihm wegen seiner bei der ersten Theilung von Polen unter östr. Botmäßigkeit gekommenen Gütern, wo er die Leibeigenschaft aufgehoben hatte, vom Kaiser Joseph II. angebotenen Fürstentitel lehnte er ab und starb im Jahre 1792.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 778-779.
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