Zesen

[795] Zesen (Philipp von), oder wie er auch selbst sich nannte, Filip Zese und Caesius, ein im 17. Jahrh. sehr angesehener deutscher Dichter und für die Ausbildung und Säuberung der deutschen Sprache von Fremdworten thätiger Schriftsteller, geb. 1619 zu Priorau bei Bitterfeld im jetzigen preuß. Herzogthum Sachsen, wo sein Vater Geistlicher war. Z. beschäftigte sich auf den Universitäten Halle, Wittenberg und Leipzig hauptsächlich mit Sprachstudien und den schönen Wissenschaften, unternahm Reisen in Deutschland, Frankreich, Holland, wurde Rath mehrer sächs. Fürsten, kais. Pfalzgraf und gekrönter Poet, lebte abwechselnd in Leipzig, Amsterdam, Hamburg, wo er sich zuletzt niederließ und. 1689 starb. Als Mitglied der fruchtbringenden Gesellschaft zu Weimar hieß Z. der Wohlsetzende und in der von ihm zum Besten der deutschen Sprache 1646 in Hamburg gestifteten deutschgesinnten Genossenschaft führte er den Namen des Färtigen (Fertigen). Als Dichter hat Z. nur sehr mittelmäßige Gaben bewährt und Vers- und Reimkunst müssen ihm meist die Gedanken ersetzen; doch ist ihm bei der Menge seiner poetischen Arbeiten auch Manches gelungen, wohin namentlich einige Lieder gehören. Die Zahl seiner satirischen und kritischen Schriften ist nicht minder groß, auch hat er Übersetzungen geliefert und jene breiten, prunkenden Heldenromane nach franz. Muster durch seine »Adriatische Rosamunde« (Amsterd. 1645); »Ibrahim's und Isabellen's Wundergeschichte« (Zweibr. 1665); »Die afrikanische Sophonisbe« (Frankf. 1647) in die deutsche Literatur einführen helfen, welche eine Zeit lang beliebt blieben. Z.'s und seiner Anhänger Bestrebungen nach Reinigung der Muttersprache von allem Fremdartigen [795] gingen freilich oft viel zu weit und wurden durch die eigne Übertreibung lächerlich, zumal er mit der Verdeutschung fremder Worte eben nicht glücklich war und diese selbst auf Namen der griech. und röm. Gottheiten ausdehnte. Minerva ward durch Z. in Klugin, Pomona in Obstin, Diana in Weidin, Vulcan in Glutsang umgetauft, für Flinte sollte Schießprügel, für Fenster Tageleuchter gesagt, Echo mit Thalmund vertauscht werden. In der Orthographie wollte er den Grundsatz einführen, zu schreiben wie man spreche, und zog sich auf die Art durch seine an sich lobenswerthen Bestrebungen, der damals schrankenlosen Sprachmengerei zu steuern, vielen, oft sehr gerechten Spott und Tadel zu.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 795-796.
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