Vulcan

Vulcan

[628] Vulcan bei den alten Römern, Hephästos bei den Griechen, war der Gott des Feuers und Erfinder und Beschützer der Schmiedekunst und anderer, welche mit Hülfe des Feuers arbeiten.

Ein Sohn Jupiter's und der Juno, oder nach Andern auf wunderbare Weise der Juno allein, welche ihn aus ihrer Hüfte gebar wie Jupiter die Minerva aus seinem Haupte, ward er von seiner Mutter als ein sehr häßliches Kind verborgen gehalten. Deshalb auch aus dem Olymp gestürzt, ward er von den Seegöttinnen Thetis und Eurynome in ihre Grotte aufgenommen und neun Jahr erzogen. Nach Andern stürzte Jupiter ihn vom Himmel auf die Insel Lemnos, weil er seiner Mutter hatte beistehen wollen, welche ihr Gemahl zwischen Himmel und Erde aufgehängt hatte, und vom Fall an den Füßen beschädigt, hieß er nun der hinkende Gott; nach Homer war jedoch V. hinkend geboren. In den Olymp wieder aufgenommen, wurde er, der Häßlichste unter den Göttern, mit Venus (s.d.) vermählt, dessen Unbeholfenheit in der Götterversammlung ein unauslöschliches Gelächter erregte. Er hatte mit ihr keine Kinder, wol aber aus einigen andern Verbindungen, z.B. von der Antiklia den Periphetes, einen berüchtigten [628] Räuber, der von seiner großen eisernen Keule auch der Keulenträger (Korynetes) hieß und vom Theseus erlegt wurde. Die Werkstätten V.'s versetzten die Alten auf den Olymp, auf Lemnos, unter den Ätna in Sicilien und auf die liparischen Inseln und als dem Meister in kunstfertigen Arbeiten werden ihm eine Menge derselben zugeschrieben. So machte er für die Götter wandelnde Dreifüße oder Tische, welche sich von selbst in den Speisesaal der Götter und nach dem Mahle wieder an ihren Ort zurückbewegten; als er die Venus wegen einer Untreue in Verdacht hatte, verfertigte er ein sehr künstliches Netz, welches er an seinem Lager anbrachte und Mars und Venus darin fing und allen Göttern zeigte. Mit den Cyklopen, seinen Gehülfen, verfertigte er die Donnerkeile Jupiter's, außerdem noch eine Menge Waffen u.a. Dinge; so die Rüstung und besonders den kunstreichen Schild des Achilles, den Schild des Hercules, die Krone der Ariadne, das Schwert des Peleus, das unglückliche Halsband der Harmonia, einer Tochter der Venus und des Mars, in welches er alles mögliche Unheil hineinschmiedete, und auf Jupiter's Befehl machte er die verrufene Pandora (s.d.) aus Erde. Den Prometheus schmiedete er an den Kaukasus und dem Jupiter mußte er das Haupt öffnen, damit Minerva daraus hervorgehen konnte. Seine Verehrung war sehr verbreitet und in Athen wurden ihm zu Ehren jährlich die Lampadophorien, in Rom die Vulcanalien begangen. Am Ätna besaß er einen dadurch besonders merkwürdigen Tempel, daß er von Hunden bewacht wurde, welche die Guten und Andächtigen unangefochten hineingehen ließen, die Ruchlosen aber anfielen und zerrissen. Dargestellt wird er gewöhnlich als bärtiger Mann von reiferm Alter, unbekleidet oder nur mit einem leichten Gewande und das Haupt mit einer Mütze bedeckt, den Hammer in der Rechten, die Zange in der Linken oder schmiedend vor dem Ambose.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 628-629.
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