Danzig

396. Danzig.
396. Danzig.

[392] Danzig (poln. Gdansk lat. Gedanum), Stadtkreis und Hauptstadt des Reg.-Bez. D. (7957 qkm, 665.992 E., 2 Stadt-, 10 Landkreise) in der preuß. Prov. Westpreußen, Festung, etwa 4 km von der Danziger Bucht (s.d.), am Einfluß der vereinigten Mottlau und Radaune in die Danziger Weichsel, (1900) 147.301 E. (47.107 Katholiken, 2561 Israeliten), Garnison, 2 Landratsämter, Land-, Amtsgericht, Seemannsamt, Oberpostdirektion, Reichsbankhauptstelle, Generalkommando (17. Armeekorps), altertümliche Bauwerke (Giebelhäuser, Tore), Techn. Hochschule (1904), 2 Gymnasien, Realgymnasium, Oberreal-, Navigations-, Kriegsschule, höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar; staatliche Gewehr- und Munitionsfabrik, kaiserl. und Schichausche Werft, Zuckerraffinerie, Eisenindustrie, Likörfabriken, (Danziger Goldwasser), Brauereien (Jopenbier), bedeutender Handel (Getreide, Bauholz, Kohlen, Rohzucker) und Schiffsverkehr. Seehafen (durch Forts befestigt) ist Neufahrwasser, l. an der Weichsel, gegenüber der Festung Weichselmünde. – Die Stadt kommt bereits 997 vor, kam 1310 an den Deutschen Orden, trat 1360 zur Hansa, stellte sich 1466 unter die Herrschaft des Königs von Polen. Sie besaß ein eigenes Gesetzbuch (die Danziger Willkür). 1734 fiel die Stadt in die Hände der Russen; 1772 bei der Teilung Polens blieb sie Freie Stadt; 3. April 1793 besetzten sie die Preußen. 1807 von den Franzosen belagert und eingenommen (24. Mai), erhielt D. durch den Tilsiter Frieden zwar den Namen einer Freien Stadt, blieb aber franz. Waffenplatz unter General Rapp, der nach langer Belagerung im Jan. 1814 zur Übergabe gezwungen wurde; seitdem wieder preußisch. – Vgl. zur Geschichte: Köhler (2 Bde., 1893), Pawlowski (1893); ferner Schultz (Bauwerke, 1872), Püttner (3. Aufl. 1899), Lindner (1903).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 392.
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