Siegel, Siegellack

[246] Siegel, Siegellack. Der Gebrauch der Siegel ist sehr alt. Die römische Hausfrau hatte den Siegelring der Familie in Verwahrung, womit ihr Alles zu verwahren und zu versiegeln oblag. Das beliebteste Symbol auf diesen Ringen war zur Zeit der röm. Weltherrschaft Merkur mit dem Stabe und dem Hundekopf; außerdem siegelte man auch mit dem eigenen Bilde oder mit dem berühmter Personen. Im Mittelalter bediente man sich dazu wirklicher Wappen, einzelner Worte oder auch nur der Anfangsbuchstaben. Die ägyptischen Priester benutzten zum Siegeln die Siegelerde (Bolus), die Großmeister des deutschen Ordens im Mittelalter hatten bleierne, die byzantinischen Kaiser goldene Siegel. Friedrich I. und Rudolph I. bedienten sich des rothen, Fürsten und andere Große des weißen, Privatpersonen des gelben, Klöster und Städte des grünen Wachses. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Siegellack, angeblich in Spanien, erfunden; daher auch sein Name »spanisches Wachs.« Bekanntlich wird es aus Gummilack, Terpentin, Wachs, Harz, unter Zusatz von Storax und Benzoe, und verschiedenen färbenden Dingen bereitet. Eine andere, weichere, mehr in den Kanzleien gebräuchliche Sorte besteht aus [246] Wachs mit Oel versetzt und wird roth, grün und gelb gefärbt. Die älteste, uns bekannte, mit Siegellack gesiegelte Urkunde ist vom J. 1552. Die Aufbewahrung des Reichs- oder Majestätssiegels ist eigenen hohen Beamten anvertraut, in Frankreich und England Siegelbewahrer genannt. In Deutschland war dieß früher der Kurfürst von Mainz als Erzkanzler des röm. Reichs.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 246-247.
Lizenz:
Faksimiles:
246 | 247
Kategorien: