Begriff

[125] Begriff (logos, horos, ennoia, conceptus, notio, terminus, idea) ist das, was wir unter einem Namen begreifen, zusammenfassen, die isolierte Fixierung, Verwendung eines bestimmten Bewußtseinsinhaltes, der Inbegriff aller Merkmale, die wir als das Wesen einer Sache bestimmend, constituierend in einer Reihe von Urteilen aussagen können, so daß der Begriff die Potenz zu einer Reihe von Urteilen bedeutet, in denen er allein lebendig ist. Der logische Begriff unterscheidet sich vom psychologischen durch die volle Bestimmtheit, Präcision[125] seines Inhaltes. Dieser besteht in dem Constanten, Allgemeinen, Charakteristischen, Typischen, Objectiven einer Reihe von Vorstellungen desselben Gegenstandes, das durch die active Apperception (s. d.) erfaßt, festgehalten, herausgehoben, abstrahiert wird und das vom Gesichtspunkt der Betrachtung abhängig ist. Der Begriff ist als solcher ein Product des Denkens, ein Niederschlag von Urteilen, hat aber seinen Stoff, sein Fundament im concreten Erleben, in der Erfahrung, bestehe diese auch nur in einem Postulate (s. d.) des Denkens oder Wollens. Vertreten wird der Begriff durch eine »repräsentative« Vorstellung sinnlichen Inhalts (concreter Begriff, (s. d.)) oder symbolischer Art (abstracter Begriff, (s. d.)), wobei ein »Begriffsgefühl« (Begriffsbewußtsein) auftritt, d.h. das Bewußtsein, daß die Individualvorstellung eine ganze Klasse vertritt. Es sind Individual- und Allgemein- (Gattungs-) Begriffe (s. d.) zu unterscheiden. Inhalt (s. d.) eines Begriffes ist das Ganze des von ihm zu einer Einheit Zusammengefaßten, Umfang (s. d.) des Begriffes die Reihe der Objecte (Vorstellungen), auf die er sich bezieht oder Anwendung findet. Die begriffliche Erkenntnisart unterscheidet sich von der anschaulichen, unmittelbaren dadurch, daß sie den Inhalt der Erlebnisse zu abstracten Symbolen der Dinge verarbeitet. Ursprung und Wert der Begriffe werden anders vom Rationalismus (s. d.), anders vom Empirismus (s. d.) und Sensualismus (s. d.), anders vom Dogmatismus (s. d.) und Kriticismus (s. d.) aufgefaßt. Von »angeborenen« (s. d.) Begriffen spricht man nicht mehr wissenschaftlich.

Die Lehre, daß der Begriff im Gegensatze zur Sinneswahrnehmung das Wesen (An-sich) der Dinge erfaßt, bestimmt, daß er die eigentliche Form der Erkenntnis ist, durchzieht die ganze Geschichte der Philosophie, nicht ohne Widerspruch seitens verschiedener Denkrichtungen. Schon HERAKLIT, die Eleaten, DEMOKRIT (s. Erkenntnis) werten das begriffliche Erkennen so. SOKRATES erst betont vollbewußt die fundamentale Bedeutung des Begrifflichen für Wissenschaft und Ethik. Das logische Verfahren besteht darin, das Was der Dinge (ti hekaston eiê), das Constante, Allgemeingültige, durch »Induction« (s. d.), auf dem Wege des Zusammendenkens, der Unterredung zu bestimmen. So gelangt man zum Wesen, Sein der Dinge und überwindet den sophistischen Skepticismus und Subjectivismus (s. d.) (vgl. ARISTOTELES, Met. I, 6, XIII, 4; XENOPHON, Memor. I, 1, 16, IV, 6, 1). PLATO baut auf dieser Lehre weiter. Im Begriffe wird das gemeinsame Was einer Gattung von Dingen, ihr Wesen, ihr wahres, objectives, ihr An-sich-sein, ihr Unwandelbares (aei on), ihre Idee (s. d.) erkannt (Lach. 191 E, Meno 72, Phaedr. 238 D, Phaedo 65 D etc.). Der Begriff setzt Einheit, Bestimmtheit in die Mannigfaltigkeit der Vorstellungen (Phil. 23 E, 26 D). Die Begriffe beruhen auf der Gesetzmäßigkeit des Denkens (s. d.). Nur das begrifflich Bestimmbare ist Object des Wissens (hôn men mê esti logos, ouk epistêta einai,, Theaet. 201 D). Auch ARISTOTELES lehrt, der Begriff (logos) gehe auf das Wesen der Dinge (ho logos tên ousian horizei, De part. an. IV, 5). Er hat zum Gegenstande das to ti ên einai (s. d.), die Wesenheit des Dinges (De an. II 1, 412 b 16), die Form (s. d.) desselben (l.c. 414 a 9, I 1, 403 b 2). Der Begriff ist zeitlos, unwandelbar, er gilt oder gilt nicht, hat aber kein Werden tou de logou ouk estin houtôs hôste phtheiresthai oude gar genesis...,all' aneu geneseôs kai phthoras eisi kai ouk eisin (Met. VII 15, 1039 b 24 squ.). Es gibt einen allgemeinen (koinos logos) und Einzelbegriff (idios logos) (De an. II 1, 412 a 5, II 3, 414 b 23). »Materieller« Begriff (logos hylinos) ist der im Objecte steckende Begriff, den das Denken heraushebt (De an. I 1, 403 a 25).[126] Begriff und Vorstellung (phantasia) sind zu unterscheiden (De an. III 3, 428 a 24). Psychologisch geht der Begriff (noêma) aus der Verarbeitung der Erfahrung durch den Intellect hervor (De memor. 1; Anal. post. II, 9, 1). Die Stoiker glauben wiederum, daß erst das begriffliche Denken wahre Erkenntnis verschafft (CICERO, Acad. II, 7). Von besonderer Wichtigkeit sind die prolêpseis (s. d.) und koinai ennoiai (»notitiae communes« bei CICERO), die von allen auf gleiche Weise ursprünglich erworben, wenn auch nicht angeboren sind (vgl. STEIN, Psych. d. Stoa II, 238). Die Begriffe (ennoiai) entstehen aus der Wahrnehmung und Erfahrung (s. d.), entweder natürlich-psychologisch (physikôs, anepitechnêtôs) oder wissenschaftlich-bewußt, planmäßig (di' hêmeteras didaskalias kai epimeleias, Plac. IV, 11, Dox. 400; »aut usu – aut coniunctione aut similitudine aut collatione« CICERO, De fin. III, 33). Nach EPIKUR entspringt jeder Begriff aus der Wahrnehmung, ist sinnlichen Ursprungs (pas logos apo tôn aisthêseôn êrtetai, Diog. L. X, 32; hai epinoiai pasai apo tôn aisthêseôn gegonasi kata te periptôsin kai analogian kai homoiotêta kai synthesin, ib. ennoêma de esti phantasma dianoias, oute to on oute poion, hôsanei de ti on kai hôsanei poion, l.c. VII, 1, 61). Die prolêpsis (s. d.) ist eine Allgemeinvorstellung. PLOTIN bestimmt die »Begriffe« (logoi) als geistige Kraftformen der Dinge, als plastische, schöpferische Wesenheiten, die sich in den sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen manifestieren und in unserem Denken zum Bewußtsein kommen (Enn. II, 6). Die »materiellen« Begriffe (logoi hylinoi) sind die Begriffe, wie sie durch das Stoffliche, in dem sie wirken, verunreinigt sind (Enn. I, 8, 8). Auch BOËTHIUS glaubt, daß die Dinge gewisse Begriffe verkörpern (Consol. V).

Die Scholastiker schätzen das begriffliche Wissen aufs höchste. Aus bloßen Begriffen, ohne genügende Berücksichtigung der Erfahrung (der Beobachtung, des Experimentes), suchen sie alles Mögliche dogmatisch (s. d.) abzuleiten und es ontologistisch (s. d.) vom Seienden selbst auszusagen. Nach THOMAS geht der Begriff auf das Wesen der Dinge, ist die geistige Reproduction dieses Wesens (»similitudo rei intellectae quantum ad eius essentiam«, Contr. gent. IV, 11, 6: ähnlich PETRUS AUREOLUS, Prantl III, 324 f.). Unter »terminus mentalis« versteht man ein »signum naturale«, einen »conceptus sive actus intelligendi animae« (l.c. IV, 61, 108). WILHELM VON OCCAM erblickt im Begriffe ein Zeichen für eine Klasse von Objecten, die er vertritt (supponit, Log. I, 1, 12). Der Begriff (conceptus) ist »aliqua qualitas existens subiective in mente, quae ex natura sua est signum rei extra« (ib.). Nach GOCLEN ist »conceptus formalis« ein »conceptus, quem de aliqua re per intellectum apprehensa formamus«, »conceptus objectivus«, aber »res, quae concipitur« (Lex. phil. p. 428). Es gibt einen »conceptus simplex« und »conceptus complexus« (ib.). Die Allgemeinbegriffe (s. Allgemein) wertet der scholastische Nominalismus (s. d.) anders als der Realismus (s. d.).

CAMPANELLA erklärt, wir hätten allgemeingültige Begriffe (»notiones communes«) von der größten Sicherheit und von fundamentaler Bedeutung für das Erkennen. »Notiones communes habemus, quibus facile assentimur, alias ab intus, innata ex facultate, alias de foris per universalem consensum omnium entium aut hominum; et haec sunt certissima principia scientiarum« (Univ. phil. I, 2, 5). Nach DESCARTES enthalten die »notiones communes« »ewige Wahrheiten« ((s. d.), Princ. phil. I, 49 f.). Nach SPINOZA sind begriffliches und Seins-Wesen eins (Ren. Cart. I, def. IX). Die »notiones universales« entstehen[127] aus der verworrenen Vorstellung vieler Bewußtseinsinhalte. »Ubi imagines in corpore plane confunduntur, mens etiam omnia corpora confuse sine ulla distinctione imaginabitur et quasi sub uno attributo comprehendet, nempe sub attributo entis, rei etc.« (Eth. II, prop. XL, schol. I). Den eigentlichen Begriff nennt Spinoza »idea«, »mentis conceptus«, vom Vorstellungsbilde (imago) wohl zu unterscheiden (l.c. II, def. III). Nach TSCHIRNHAUSEN ist in jedem Begriffe schon ein Urteil (Bejahung oder Verneinung) enthalten (so auch schon nach SPINOZA, s. Idee). CHR. WOLF versteht unter Begriff (notio) die »repraesentatio rerum in universali seu generum seu specierum« (Phil. rat. § 34). »Einen Begriff nenne ich eine jede Vorstellung einer Sache in unseren Gedanken« (Vern. Ged. von d. Kr. d. m. Verst.9, § 4). Der Begriff enthält alles, wodurch ein Ding erkannt und von anderen unterschieden wird (l.c. § 8). Allgemeiner Begriff ist ein solcher, der allen Dingen von einer Art zukommt (l.c. § 28). »Notiones universales« sind »notiones similitudinum inter res plures intercedentium« (Phil. rat. § 54). Nach BAUMGARTEN ist der Begriff eine »repraesentatio rei per intellectum« (Met. § 612). G. F. MEIER und REIMARUS (Vernunftlehre, § 30) identificieren Begriff und Vorstellung (Idee).

Für LOCKE sind die Begriffe Zusammenfassungen einfacher Vorstellungen (»simple ideas«) unter einem Namen (Ess. II, ch. 12, § 1). Es entspricht ihnen objectiv die Ähnlichkeit einer Reihe von Dingen, als Begriffe aber sind sie Producte des Denkens (l.c. III, ch. 3, § 13). BERKELEY erklärt, eine Vorstellung werde zum Begriffe dadurch, daß sie als Repräsentantin von Vorstellungen gleicher Art, in deren Beziehung zu anderen, auftritt (Princ. XV). Ähnlich lehrt HUME, ein Begriff entstehe dadurch, daß mit einer Vorstellung sich eine gewohnheitsmäßige Tendenz (»a certain custom«) verbindet, ähnliche Vorstellungen ins Bewußtsein zu rufen (Treat. I, sct. 7, S. 34 ff.). Nach TH. BROWN beruht der Begriff auf dem Bewußtsein (feeling) der Ähnlichkeiten mehrerer Vorstellungen und ihrer Zusammenfassung unter einem Namen (Lect. II, p. 457, 475). A. BAIN erklärt den Begriff als Repräsentanten einer Gruppe ähnlicher Vorstellungen (Sens. and Int.3, p. 470).

KANT scheidet scharf zwischen Begriff und Anschauung (s. d.). Ersterer ist »eine allgemeine Vorstellung oder eine Vorstellung dessen, was mehreren Objecten gemein ist, also eine Vorstellung, sofern sie in verschiedenen enthalten sein kann« (Log. S. 139). An jedem Begriffe sind Materie und Form zu unterscheiden (l.c. S. 140). Es gibt empirische und reine Begriffe, letztere entspringen auch dem Inhalte nach aus dem Denken (ib.). Der empirische Begriff, »entspringt aus den Sinnen durch Vergleichung der Gegenstände der Erfahrung und erhält durch den Verstand bloß die Form der Allgemeinheit« (l.c. S. 141). Es gibt »gegebene (conceptus dati) oder gemachte Begriffe (conceptus factitii). Die ersteren sind entweder a priori oder a posteriori gegeben« (ib.). Die Begriffe entstehen durch »Comparation«, »Reflexion« und »Abstraction« (l.c. S. 145). Anschauung und Begriff sind »der Species nach ganz verschiedene Vorstellungsarten« (Üb. d. Fortschr. d. Met. S. 120). Begriffe sind Producte oder »Functionen« des Verstandes (s. d.), der Spontaneität (s. d.) des Denkens, die sich auf die Gegenstände nur mittelst der Anschauung, nicht unmittelbar richten (Kr. d. r. Vern. S. 88). Sie sind ohne Inhalt »leer«, wie Anschauungen ohne Begriffe »blind« sind (l.c. S. 77). Die »reinen« Begriffe (Kategorien, (s. d.)) können nichts Empirisches enthalten, »müssen aber gleichwohl lauter Bedingungen a priori zu einer möglichen Erfahrung sein« (l.c. S. 113). Begriffe sind[128] Bestandteile möglicher Urteile. Nach REINHOLD ist der Begriff eine »Vorstellung, welche aus einer Anschauung durch die Handlungsweise der Spontaneität entsteht« (Th. d. Vorst. II, 425). BECK versteht unter Begriff ein »Beilegen gewisser Bestimmungen, wodurch wir einen Beziehungspunkt uns fixieren« (Erl. III, 141). Nach KIESEWETTER ist ein Begriff »die Vorstellung, welche mehrere Vorstellungen unter sich begreift, oder wodurch mehrere Vorstellungen als eine in einer Einheit verbunden gedacht werden« (Gr. d. Log. § 12, vgl. § 17). CHR. SCHMID nennt Begriff eine Vorstellung »mit Rücksicht auf die bestimmte Art der Tätigkeit, die das Gemüt an dem gegebenen Stoff ausübt, wie das Gemüt den Stoff behandelt, nämlich ihn zu verbinden (begreifen)« (Emp. Psych. S. 199). G. E. SCHULZE versteht unter Begriffen »allgemeine oder gemeinsame« Vorstellungen, indem sie das vorstellen, was »mehrere Dinge als Bestimmungen miteinander gemein haben« (Gr. d. allg. Log.3, S. 3). Nach FRIES entstehen die Begriffe »durch Vergleichung und Abstraction, indem wir einzelne Teilvorstellungen aus einer ganzen Erkenntnis heraus trennen« (N. Krit. I, 210). »Jeder Begriff enthält ein abgesondertes Bewußtsein einer allgemeinen Vorstellung. Seine Form besteht in der Allgemeinheit der Vorstellung, das heißt darin, daß mehrere andere Vorstellungen, denen er als Teilvorstellung zukommt, unter ihm stehen, er aber andere, die seine Teilvorstellungen sind, in sich enthält« (Syst. d. Log. S. 105). Nach SCHELLING ist der Begriff ein Denkact (Syst. d. tr. Id. S. 45). Er ist nicht das Allgemeine, sondern »die Regel, das Einschränkende, das Bestimmende der Anschauung« (l.c. S. 286). »Die Begriffe als solche existieren... nirgends als im Bewußtsein« (WW. I, 10, 140). Nach SCHOPENHAUER ist der Begriff »Vorstellung einer Vorstellung« (W. a. W. u. V. Bd. I, § 9), keine eigentliche Vorstellung, sondern hat sein Wesen in der Beziehung auf Vorstellungen. Es gibt auch Begriffe von Einzeldingen (ib.). Die Begriffe bilden »eine eigentümliche, von den... anschaulichen Vorstellungen toto genere verschiedene Klasse, die allein im Geiste des Menschen vorhanden ist« (ib.). Nach HILLEBRAND ist der Begriff »die freie Zusammennahme der einzelnen endlich-bestimmten Vorstellungen und Beziehungen in uns unter der Einheit des allgemeinen Wesens« (Phil. d. Geist. I, 206). GÜNTHER versteht unter Begriff den Gedanken von dem Allgemeinen der Erscheinungen (Vorsch. I, 236).

Nach J. G. FICHTE ist der Begriff, »wenn er nur ein der Vernunft notwendiger ist, selbst das Ding, und das Ding nichts anderes als der notwendige Begriff von ihm« (Syst. d. Sittenl. S. 83). HEGEL hypostasiert den Begriff, macht ihn zum Wesen und treibenden Factor der Dinge; der logische, subjective Begriff ist eine Entwicklung des natürlichen Begriffes, der in einem ewigen »Proceß« (s. d.) besteht, Activität, Schöpferkraft besitzt und in dialektischer (s. d.) Weise jedesmal seinen Gegensatz erzeugt, um sich mit diesem in einer höheren Einheit zu verbinden, »aufzuheben«. Der Begriff ist »nicht bloß eine subjective Vorstellung, sondern das 'Wesen' des Dinges selbst, dessen 'An-sich'« (Phän. S. 68), die »an sich seiende Sache« (Log. I, 21). Als Gedanke ist er in der Vernunft als dem »Ort aller Begriffe« (Encykl. § 105), dieser ist er als »lebendiger Trieb« angeboren; er ist »zeitlos« (l.c. § 108). Das »Sein« bildet ein Moment des Begriffs (l.c. § 154). Auf dem Begriffe beruht alle Wahrheit und Wirklichkeit (l.c. § 157). Er ist die »Freiheit und Wahrheit der Substanz«, die »Wahrheit des Seins und des Wesens«, »das Freie, die Totalität, in dem jedes der Momente das Ganze ist, das er ist, das an und für sich Bestimmte«, das »schlechthin Concrete« (l.c. §. 158-164). In der Natur (s. d.) ist der[129] Begriff nur ein »blinder« (Log. III, 20). Erst im Leben als Seele kommt er zur innerlichen Existenz (Naturphil. S. 30). Nur als »Gesetztes« ist der Begriff ein »Subjectives«, ein »formeller« Begriff (Log. S. 32). Als »adäquater« Begriff ist er »die Vernunft, die sich selbst enthüllende Wahrheit« (l.c. S. 33). In der Wirklichkeit wie im Denken entwickelt sich der Begriff »in unaufhaltsamem, von außen nichts hereinnehmendem Gange« (l.c. I, 41). Der Begriff entwickelt sich aus dem »An-sich« (s. d.) durch die Natur (s. d.) hindurch zum An-und-für-sich, zum selbstbewußten Begriff, zum absoluten Geist (s. d.).

Nach SCHLEIERMACHER entspricht der Begriff dem Für-sich-sein der Dinge, den »substantialen Formen«. RITTER nennt den Begriff »die Form des Denkens, welche den bleibenden Grund der Erscheinung darstellt« (Log.2, S. 50). TRENDELENBURG bestimmt ihn als »Form des Denkens, die der realen Substanz als geistiges Abbild entspricht« (Log. Unt. II, Sct. XIV f.). Der Begriff wird erst durch das Urteilen lebendig (l.c. II, 237). Nach O. GRUPPE ist der Begriff das Product von Urteilen (Wendep. d. Phil. S. 48, 60). BENEKE spricht dem Begriff jedes Tätigkeitsmoment ab (Log. II, 202). Er entsteht »durch gegenseitige Anziehung ähnlicher Vorstellungen« (l.c. S. 197), enthält das Constante, Identische des Dinges, ohne dieses selbst zu sein (l.c. S. 198, 201). Psychologisch besteht er in den »durch Vereinigung der gleichen Bestandteile zu einem Act erzeugten Vorstellungen« (Lehrb. d. Psych. § 122), er ist »ein Vorstellen von stärkerem, klarerem Bewußtsein« (Neue Psychol. S. 108).

Nach HERBART entstehen die Begriffe aus der »Hemmung« (s. d.) des Ungleichartigen mehrerer Vorstellungen (Psych. a. Wiss. I, S. 498). Jede Vorstellung ist Begriff, »in Hinsicht dessen, was durch sie vorgestellt wird« (Einl. in d. Phil. § 34). Die Begriffe als solche existieren »nur in unserer Abstraction« (Lehrb. z. Psych.3, S. 126), sind keine besondere Art von Vorstellungen (ib.). »Allgemeine Begriffe, die bloß durch ihren Inhalt gedacht würden, ohne ein Hinabgleiten des Vorstellens in ihren Umfang«, sind »logische Ideale« (l.c. S. 127). Wir denken sie nur »vermittelst der Urteile«, wobei gewisse »Gesamteindrücke von ähnlichen Gegenständen« als Material für die Begriffsbildung vorausgesetzt werden (ib.). »Die Ausbildung der Begriffe ist... der langsame, allmähliche Erfolg des immer fortgehenden Urteilens« (l.c. S. 130). Logischer Begriff ist »jedes Gedachte, bloß seiner Qualität nach betrachtet« (Psychol. a. Wiss. II, S. 119), d.h. »Vorstellungen, bei denen wir von der Art und Weise abstrahieren, wie sie psychologisch entstanden seien« (Einl. in d. Phil. S. 77). Nach DROBISCH bildet das Denken Begriffe, sofern es »an den Vorstellungen nur das betrachtet, was in ihnen vorgestellt wird« (N. Darst. d. Log.5, S. 10). VOLKMANN bestimmt den Begriff als »die auf ihr reines Was zurückgeführte Vorstellung oder Vorstellungsform« (Lehrb. d. Psych. II4, 247).

Nach WAITZ ist der Begriff »die bestimmte Art des Zusammenhanges in einem Vorstellungskreise, er drückt stets ein Gesetz des Zusammenhanges der Vorstellungen nach ihrem Inhalte aus und kann deshalb nur entstehen durch die Ausbildung der besonderen Beziehungen, in welche die einzelnen Vorstellungen ihrem Inhalte gemäß zueinander treten« (Lehrb. d. Psych. S. 515). GEORGE bestimmt den Begriff als »die vollendete Erkenntnis eines Gegenstandes, wie sie durch das Zusammenfallen des Inductions- und Deductionsprocesses gegeben wird« (Lehrb. d. Psych. S. 500). Nach LAZARUS ist der Begriff »der durch Vorstellungen, d.h. in Satz- und Urteilsform, deutlich und klar erfaßte Inhalt einer discursiven oder allgemeinen Anschauung« (Leb. d. Seele II2, 301). Er enthält[130] das Wesen der Dinge (ib.). Ein wahres Begreifen gibt es erst vermittelst der Sprache (l.c. S. 306). Nach ÜBERWEG ist der Begriff »diejenige Vorstellung, in welcher die Gesamtheit der wesentlichen Merkmale oder das Wesen (essentia) der betreffenden Objecte vorgestellt wird« (Log.4, § 56). Nach CZOLBE bedingt das in jeder Gruppe von Objecten vorhandene Gemeinsame oder Wesentliche die Bildung des Begriffs, d.h. »der gemeinsamen Merkmale in der Wahrnehmung oder Vorstellung ähnlicher Dinge« (Gr. u. Urspr. d. m. Erk. S.182). Nach DEUSSEN besteht der Begriff im »Festhalten des Identischen« (El. d. Met. § 103). Nach KIRCHNER ist er das »Vorstellen des Gemeinsamen an einer Vorstellungsgruppe« (Kat, d. Log.2, S. 112). Nach O. LIEBMANN sind die Begriffe keine Phantasiebilder, sondern »unbildliche Verständnisacte«, die das Generelle und Gemeinsame herausheben (Anal. d. Wirkl.2, S. 492). O. SCHNEIDER versteht unter ihnen den logischen »Bewußtseinszustand, in welchem das einer Reihe von Einzeldingen Gemeinsame zusammengefaßt und als dieser Reihe von Einzeldingen anhaftend gewußt wird oder gegenwärtig ist« (Transc. S. 132). Nach F. KRAUSE ist der Begriff »die Zusammenfassung der gemeinsamen Teilvorstellungen aus gleichartigen Gesamtvorstellungen zu einer seelischen Einheit« (Das Leb. d. menschl. Seele I, 173). Die Begriffe sind »das Appercipierende und Assimilierende in der Seele« (l.c. S. 180). HELMHOLTZ: »Durch das Zusammenfassen des Ähnlichen in den Tatsachen der Erfahrung entsteht ihr Begriff. Wir nennen ihn Gattungsbegriff, wenn er eine Menge existierender Dinge, wir nennen ihn Gesetz, wenn er eine Reihe von Vorgängen oder Ereignissen umfaßt« (Üb. d. Verh. d. Naturwiss. zur Gesamth. d. Wiss. 1862, S. 14). Nach SULLY ist der Begriff eine Synthese von Eigenschaften, ein Product des activen Bewußtseins, er schließt schon einfaches Urteilen ein (Handb. d. Psychol. S. 246, 260, 280). OSTWALD versteht unter Begriff den Inbegriff übereinstimmender Bestandteile ähnlicher Erlebnisse unter Ausschluß der verschiedenen, eine Gruppe zusammenhängender Erfahrungen (Vorles. üb. Naturphil.2, S. 17, 19). Der Begriff ist nicht vorstellbar, sondern »eine Regel, nach welcher wir bestimmte Eigentümlichkeiten der Erscheinung beachten« (l.c. S. 22 f.).

Nach LIPPS ist der Begriff »die Bedeutungssphäre eines Wortes oder sprachlichen Ausdrucks oder die Sphäre möglicher Bewußtseinsobjecte, die und sofern sie in einem sprachlichen Ausdruck ihren zusammenfassenden Mittelpunkt und damit zugleich ihre Abgrenzung gefunden haben« (Gr. d. Log. S. 124). Das Wort ist es, was bei jedem allgemeinen Begriff die Festhaltung eines bestimmten Gemeinsamen fordert (l.c. S. 126). An sich ist der Begriff ein »potentielles wechselseitiges Urteil« (l.c. S. 127; Gr. d. Seelenleb. S. 464). SCHUPPE nennt Begriff »alles, was man bei einem Worte als dessen Bedeutung denkt, indem die mehreren als wesentlich erkannten Prädicate als eine Einheit gedacht werden« (Log. S. 88). Der Begriff ist eine »Erkenntnis des Wirklichen, des wirklichen Zusammenhanges in dem wirklichen Gegebenen« (l.c. S. 163). M. KAUFFMANN definiert den Begriff als »Klasse von anschaulichen Objecten, welche das gemeinsame Merkmal haben, von einem solchen gleichen Symbole repräsentiert zu werden, welches keinem Objecte außerhalb dieser Klasse zukommt« (Fund. d. Erk. S. 21). ZIEHEN bestimmt den Begriff als »Gesamtcomplex« von Vorstellungsinhalt, Bewegungsvorstellung des gesprochenen, akustischer Vorstellung des gehörten Wortes (Leitfad. d. phys. Psych.2, S. 115). Nach SCHUBERT-SOLDERN werden durch das Wort die begrifflichen Bestandteile isoliert und verselbständigt (Gr. e. Erk. S. 104, vgl. S. 99, 103). Nach CLIFFORD ist der Begriff »eine Gruppe[131] von Empfindungen, die als Symbole für verschiedene Wahrnehmungen dienen und von Banden zwischen diesen und andern Empfindungen« (Von d. Nat. d. Dinge an sich S. 40). Nach E. MACH ist der Begriff »keine fertige Vorstellung, sondern eine Anweisung, eine vorliegende Vorstellung auf gewisse Eigenschaften zu prüfen, oder eine Vorstellung von bestimmten Eigenschaften herzustellen« (Wärmelehre2, S. 419). Die physiologische Grundlage des Begriffs liegt in den »conformen Reactionen« des Individuums (l.c. S. 416 ff.). Der Begriff ist »eine bestimmte Reactionstätigkeit, welche eine Tatsache mit neuen sinnlichen Elementen bereichert« (Anal. d. Empfind. S. 246). Nach F. MAUTHNER ist der Begriff (fast identisch mit dem Wort), »nichts weiter als die Erinnerung oder die Bereitschaft einer Nervenbahn, einer ähnlichen Vorstellung zu dienen« Kr. d. Spr. I, 410).

Nach NIETZSCHE sind Begriffe »mehr oder weniger bestimmte Bildzeichen für oft wiederkehrende und zusammenkommende Empfindungen, für Empfindungsgruppen« (Jens. von Gut u. Böse2, S. 242). Wir müssen aus biologischen Gründen unsere Erfahrungen capitalisieren können, daher bringen wir sie unter constante Begriffe (WW. XV, 272 f.). Gedanken sind aber nichts als die »Schatten unserer Empfindungen – immer dunkler, leerer, einfacher als diese« (WW. V, S. 187). SIMMEL betont, die Bildung der Begriffe werde von praktischen Interessen und Urteilen beeinflußt, sie beruhe auf einer Wertung (Einl. in d. Moralw. II, 82 ff.). Der Begriff ist eine »Verdichtung bedeutsamer Urteile« (l.c. S. 86). »Die Begriffe enthalten oder markieren in ihrer überlogischen historischen Bedeutung eine Ordnung der Dinge, sie enthalten bestimmte Ansichten über die Zusammengehörigkeit der Einzelheiten, über das Wesentliche an ihnen« (l.c. S. 89). Nach G. SPICKER ist der Begriff »die Summe oder Totalität aller möglichen Urteile, die ich von einem Gegenstand mir bilden kann« (K., H. u. B. S. 146). »Kein Begriff ist streng genommen empirisch, sondern jederzeit logisch. Er ist nicht eine Abstraction aus der Erfahrung, sondern eine Subsumtion desselben Merkmals einer Reihe gleichartiger oder ungleichartiger Wesen unter eine Vorstellung« (l.c. S. 180 f.). Der Begriff ist schon eine Folge des (unmittelbaren) Schließens (l.c. S. 181). Nach ROMANES ist der Begriff ein verdichtetes Urteil (Geist. Entwickl. d. Mensch. S. 322, vgl. S. 24). W. JERUSALEM betrachtet die Begriffe als »Niederschläge von Urteilen« (Urteilsfunct. S. 22). Sie sind »die Subjectwörter als Träger jener Kräfte, die in vielen Dingen in gleicher Weise wirksam sind« (l.c. S. 138). Nach RIEHL sind die Begriffe »Ergebnisse von Urteilen, die sie im Bewußtsein vertreten«, »potentielle Urteile«, »Fertigkeiten, bestimmte zusammengesetzte Urteile zu reproducieren« (Phil. Krit. II, 1, 224). Sie sind keine Gemeinvorstellungen, sondern von großer Bestimmtheit (l.c. II, 1, 84). Nach A. HÖFLER sind Begriffe »Vorstellungen von eindeutig bestimmtem Inhalte« (Gr. d. Log.2, S. 14). VOLKELT versteht unter Begriff die »bestimmte Vorstellung des Allgemeinen« (Erf. u. Denk. S. 324). Nach HÖFFDING ist der Begriff eine »Vorstellung, deren Inhalt uns deutlich und bestimmt bewußt ist, so daß er in einem verschiedenen Zusammenhange, in welchem er vorkommt, nicht geändert wird« (Psych.2, S. 419). E. DÜHRING nennt Begriff »jegliches Gedachtes, welches eine Beziehung auf einen Gegenstand hat«, »das, was wir bei demselben denken« (Log. S. 10). Nach v. KIRCHMANN entspricht jedem Begriffe ein Stück des Wahrnehmungsinhaltes (Kat. d. Phil. S. 31).

LOTZE unterscheidet den »werdenden, unvollkommenen« vom »verwirklichten«[132] Begriff, welcher erst dann da ist, »wenn der unbestimmte Nebengedanke der Ganzheit überhaupt zu dem Mitdenken eines bestimmten Grundes gesteigert ist, welcher das Zusammensein gerade dieser Merkmale, gerade dieser Verbindungen derselben und die Ausschließung bestimmter anderer rechtfertigt« (Log.2, S. 39). Der Begriff ist so »die zusammengesetzte Vorstellung, die wir als ein zusammengehöriges Ganzes denken« (l.c. S. 32; Psych. § 24). WUNDT nennt (psychologischen) Begriff »jeden im Bewußtsein isolierbaren Bestandteil eines durch die Zerlegung einer Gesamtvorstellung entstehenden Satzes« (Völkerpsych. I, 2, 455). »Begriffsvorstellungen« entstehen durch Analyse von Gesamtvorstellungen (s. d.) und sind Vorstellungen, die »zu andern dem nämlichen Ganzen angehörenden Vorstellungen in irgend einer der Beziehungen stehen, die durch die Anwendung der allgemeinen Functionen der Beziehung und Vergleichung auf Vorstellungsinhalte gewonnen werden« (Gr. d. Psych. S. 321). Der einzelne Begriff kann niemals isoliert vorgestellt werden, er kann »in unbestimmt vielen einzelnen Abwandlungen existieren« (l.c. S. 322). Den Allgemeinbegriffen entspricht »eine mehr oder minder große Anzahl einzelner Vorstellungsinhalte«. »Von diesen wird stets irgend ein einzelner als Stellvertreter des Begriffs gewählt.« Damit ist das Bewußtsein (Gefühl) der bloß stellvertretenden Vorstellung verbunden. Dieses »Begriffsgefühl« »läßt sich wohl darauf zurückfahren, daß sich dunklere Vorstellungen, die sämtlich die zur Vertretung des Begriffs geeigneten Eigenschaften besitzen, in der Form wechselnder Erinnerungsbilder zur Auffassung drängen« (l.c. S. 322 f.). Die abstracten Begriffe werden nur durch Worte vertreten. Der Anfang der Begriffsbildung liegt in dem »Nebengedanken«, daß eine Vorstellung nur im Hinblick auf bestimmte Eigenschaften eines Objects ihre Bedeutung hat. Die Apperception (s. d.) bevorzugt bestimmte Elemente der »repräsentativen« Vorstellung und macht sie zu herrschenden (Log. I2, S. 46 ff., 51 ff.; Syst. d. Phil.2, S. 38 f., 44; Grdz. d. phys. Psych. II4, 477). Logisch ist der Begriff ein »Denkinhalt, der aus einem logischen Denkacte, einem Urteil, durch Zergliederung desselben gewonnen werden kann«. Seine Eigenschaften sind: Bestimmtheit (Constanz) des Inhalts, logischer Zusammenhang mit anderen Begriffen (Allgemeinheit). Die Verarbeitung des Wahrnehmungsinhalts beginnt mit »Erfahrungsbegriffen«, führt zu allgemeinsten »Begriffsklassen« und zu »abstracten Beziehungsbegriffen« (Log. I2, S. 95 f., 104; Syst. d. Phil.2, S. 210 ff.). Die Begriffe erzeugen nicht die Wirklichkeit, bilden sie nur ideell nach (Phil. Stud. II, 331). Von der unmittelbar-anschaulichen ist die begrifflich-mittelbare Erkenntnis (s. d.) zu unterscheiden. Nach SIGWART ist Voraussetzung der Begriffsbildung die »Analyse in einfache, nicht weiter zerlegbare Elemente, und anderseits die reconstruierende Synthese aus diesen Elementen« (Log. I2, S. 331 f.).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 125-133.
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Gedichte und Satiren

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»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.

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Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

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