Weihnachten

[686] Weihnachten (d.h. der Andacht geweihte Nacht), Christfest, das Fest der Geburt des Weltheilandes, der Heiligung der menschlichen Natur, von Chrysostomus die Metropole u. Mutter aller andern Feste genannt, nach Ostern und Pfingsten das vornehmste Fest des Kirchenjahres. Die Idee des Festes ist klar im Gesang der Engel bei Luk. 2, 14 ausgedrückt, sein Ursprung stammt aus dem Abendlande, wo W. bereits zur Zeit des Papstes Liberius (352–366) ein allgemeines Kirchenfest war; im Morgenlande feierte man die Geburt des Herrn am 6. Januar (s. Epiphania) und erst um 376 gleichzeitig mit uns. Der Tag des Festes, seit uralter Zeit der 25. Dez., ist sehr sinnreich gewählt, indem von W. an die langen Nächte wieder dem Tage weichen. W. hat eine Vor- und Nachfeier, der Weihnachtscyklus erstreckt sich vom Advent bis zum Sonntag Septuagesimae (s. Advent, Septuagesimae), die Vigilie ist die älteste u. zugleich die einzige, welche noch heute in vielen Gegenden Nachts gefeiert werden [686] darf u. gefeiert wird (heilige Nacht, Christmette), die Liturgie selbst ist ebenso großartig als bekannt. Bereits zu Gregors d. Gr. Zeit lasen die Päpste an W. 3 heilige Messen, seit vielen Jahrh. ist dies jedem Priester gestattet. Der 2. Weihnachtstag ist dem Gedächtniß des heiligen Stephanus, des ersten Blutzeugen, gewidmet. W. als Kinder- und Familienfest hat man mit Gebräuchen der Pelasger u. dgl. in Verbindung zu setzen gestrebt, allein die Freudenfeier ist offenbar eine Frucht des christlichen Geistes und der heil. Franz von Assisi soll der erste gewesen sein, der eine Weihnachtskrippe aufstellte; jedenfalls sind die Christbäume, Christgeschenke u. dergl. seit Jahrh. allgemeine Sitte der Christenheit, von welcher sich selbst die entschiedensten Rationalisten nicht ausschließen. – Weihnachtschwestern, die Mitglieder eines 1813 zu Valence vom Abbé Enfantin gestifteten Jungfrauenvereines, der Erziehung der weiblichen Jugend gewidmet, in den Diöcesen Valence (Hauptniederlassung in der Stadt Valence), Avignon, Grenoble, Versailles und Viviers ausgebreitet.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 686-687.
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