XVIII Einst werden sie in deinen schluchten spüren Was noch darin von deiner stimme dröhne. »Ist dies der ort von klagen tränen schwüren! O kleine tiefe« und der eine höhne: »Sind dies die so gelobten hügelspitzen Mit ihrem freudenblick in ...
XVIII Wie ein äthiopischer fürst von glühendem strande Die flotte schickt mit schätzen reich beladen: Gold elfenbein und herrliche gewande Als gab und gruss an fürsten fremder lande – Die schiffe prunken längs den blauen pfaden Und eine bunte schar geht ...
XX Ein frauenantlitz das Natur selbsthändig Gemalt – hast du · Herr-Herrin meiner minne · Ein zartes frauenherz · doch das nicht ständig Den wechsel sucht nach falscher frauen sinne. Ein aug so hell wie ihrs doch nicht so hehlend · Jed ding vergoldend ...
XX DIE RIESIN Ich hätte damals als der kräftevollen Natur noch kinder wurden wild und gross Bei einer jungen riesin leben wollen Wie eine katze auf der fürstin schooss · Und sehen wollen wie ihr Körper blühte Und wüchse · frei bei ...
XX Ihr ist als ob bei jeder zeitenkehr Sie mehr nur hungre nach der heiligen zehr Verstossen von dem flor der ufer-bänke Im strom des grams nur immer tiefer sänke Verlassen von den leitern ihrer bahn Der Venus heller ...
XXI So ist das meine nicht wie jenes Lied Das angemalte schönheit treibt zum klang · Das gar zur zier den himmel herbeschied Und jedes Schön als eignes Schön besang. Mit stolzem gleichnis macht es kein geschling · Mit sonn und mond ...
XXI DIE MASKE (BILDSÄULE IM GESCHMACK DER RENAISSANCE) Dem Bildhauer Ernst Christophe Sieh diesen schatz mit florentiner reizen: Die wiegung und des körpers muskelkraft Wo nicht die beiden himmelsschwestern geizen: Feinheit und stärke! welche meisterschaft! So göttlich fest so zierlich ...
XXI Solang noch farbenrauch den berg verklärte Fand ich auf meinem zuge leicht die fährte Und manche stimme kannt ich im geheg · Nun ist es stumm auf grauem abendsteg. Nun schreitet niemand der für kurze strecke Desselben ganges in mir ...
XXII Nicht glaub ich meinem spiegel · ich sei alt Solang ihr · du und jugend · euch noch gleicht. Doch seh ich: Zeit reisst in dich ihren spalt · So weiss ich dass mein tag sein end erreicht. Denn all die schönheit hingestreut ...
XXII GEBROCHENE MUSIK Die mutter wenn sie meint dass im gelall Des säuglings sie zuerst ein wort erkannt: Sie rührt sich kaum · die augen abgewandt Mit offnem mund und ohr · dass dieser schall Sie nochmals rufe .. angst- und zweifelvoll Hat ...
XXII LOBLIED AUF DIE SCHÖNHEIT Entsteigst du dem himmel oder den nächtlichen schlünden · O schönheit? dein blick zugleich höllisch und göttlich rein Giesst durcheinander die woltaten aus und die sünden – Und deshalb magst du dem weine verglichen sein! Du hast ...
XXII So werd ich immer harren und verschmachten Die sonne steigt noch · meine fahrt wird schlimm. »Gepeinigt wärest du von gleichem trachten Auch wenn ich heut dir sagte: komm und nimm! Denn du gedeihst in kämpfen die dir ziemen Du ...
XXIII So wie ein unvollkommner spieler tut Der seine rolle in der angst vergass Und wie ein wild geschöpf mit zuviel wut Das selbst sich schwächt durch stärke-übermass: So entfiel mir weil ich mir nicht vertrau Des liebe-gottesdienstes ...
XXIII FREMDLÄNDISCHER DUFT Wenn sich mein auge schliesst am sommerabend Und deines heissen busens duft mich lezt Dann bin ich in ein selig reich versezt. An immer gleicher sonnenglut sich labend Ein träges eiland das Natur beglückt Mit seltnen bäumen ...
XXIII Wir sind dieselben kinder die erstaunt Vor deinem herrschertritt doch nicht verzagt Uns sammeln wenn ein waffenknecht posaunt Dass in dem freien feld dein banner ragt. Wir ziehn zur seite unsres strengen herrn Der sichtend zwischen seine streiter schaut ...
XXIV Mein auge ward zum maler und es fasst Auf meines herzens grund dein konterfei. Mein körper ist der rahmen drin es passt: Als täuschung ist es beste malerei. Denn um dein wahres bild zu finden musst Du durch den ...
XXIV DAS HAAR O vliess dess krause wellen bis zur schulter schäumen! O locken voll von unbewusstem wolgeruch! Verzückung! um zu wecken heut in düstren räumen Erinnerungen die in diesem haare träumen Will ich im wind es schwenken wie ein ...
XXIV WEIDENWALD I Ich sass mit Amor an des baches hang · Wir neigten uns zum wasser · er und ich · Er sprach kein wort und blickte nicht auf mich · Er rührte nur die laute wo erklang Ein tiefes ding das ihn ...
XXIV Uns die durch viele jahre zum triumfe Des grossen lebens unsre lieder schufen Ist es gebühr mit würde auch die dumpfe Erinnrung an das dunkel vorzurufen: Das haupt gebettet folgte noch in stummer Ergebung alten ehren siegen straussen .. Blumen ...
XXIX Wenn ich verbannt von glück und menschenblick Bewein allein mein ausgestossnen-los · Mich selber sehend fluche dem geschick · Zum tauben himmel schreie aussichtlos: Möcht ich wie einer sein mit freunden viel · Wie er geformt · wie er von hoffnung voll ...
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