A = A – Der Buchstabe A ist, weil die Alphabete aller in Betracht kommenden Sprachen mit ihm anfangen, zu der Ehre gelangt, Symbol für jeden Gegenstand des Denkens zu werden. Der allgemeinste Satz nun, der allergemeinste, lautet in dieser symbolischen Darstellungsweise: A ...
a priori – gehört trotz den einfältigen Anfängen und dann wieder den abgründigen Schwierigkeiten seiner Anwendung zu den Begriffen , von denen sich nur schwer sagen läßt, ob sie zu den Scheinbegriffen gehören: die eine Geschichte haben, aber nur eine Geschichte , eine ...
Ab esse ad posse valet, a posse ad esse non valet consequentia – Eine Binsenweisheit, die genau genommen nicht einmal wahr ist. Doch warum sollte man nicht auch einmal uralte Binsensätze genau nehmen? Der Sinn ist: was existiert, muß auch möglich ...
Abhängigkeit – Das Wort »abhängen« (schon Grimm beklagt, daß der Sprachgebrauch sich gegen die richtige Form abhangen entschieden habe; übrigens werden auch dependere, herabhangen, und dependere, abwägen, bezahlen, miteinander verwechselt) hat in der gewöhnlichen Anwendung seiner Ableitungen abhängig und Abhängigkeit eine ...
Absicht – Es war zu erwarten, daß ein so abstrakter Begriff wie Absicht Entlehnung von dem gleichbedeutenden intentio oder doch Anlehnung aufweisen würde; trotzdem kann der Zusammenhang überraschen. Tendere entspricht in seiner ganzen Bedeutungsgruppe unserem spannen; intendere heißt schon bei den ...
absolut – Vor hundert Jahren war das Wort »absolut« so frech geworden, daß es die grobe Züchtigung durch Schopenhauer auf sich zog. Unbekümmert um Kant, der ein absolutnotwendiges Wesen auch nur zu denken schwierig fand, der beim Begriff des Unbedingtnotwendigen eigentlich ...
Abstraktion – Cicero hat in einem seiner Briefe (an Atticus VI, I), die er mit griechischen Modeworten spickte und würzte wie unsere Urgroßväter ihre Briefe mit französischen, den Scherz gemacht: sein Vorgänger quum provinciam curavit ex aphaireseôs sanguinem miserit, quidquid potuit ...
abstrus – heißt ganz einfach, was versteckt oder verborgen ist, von abstrudere. Das Wort wird seit mehr als 100 Jahren ungefähr im Sinne von sinnlos gebraucht. Der Rationalismus mit seinem Hasse gegen jeden Tiefsinn und gegen jede Mystik hatte sich gewöhnt ...
absurd – heißt schon im Lateinischen wie heute: widrig, abgeschmackt, sinnlos. Eigentlich sagt es, mit etwas stärkerer Betonung des unangenehmen Gefühls, dasselbe wie das Wort paradox: was gegen den Schein ist, gegen den Augenschein; so absurdus: was die Ohren beleidigt. Die ...
accidens – (Übersetzung vom griechischen symbebêkos ) hat seit der Prägung des Wortes zwei Bedeutungen , die durchaus nicht zusammenfallen: zufällig und unwesentlich . Als Probe von der Lehnübersetzung ganzer Sätze gebe ich hier die Definition des Porphyrios: symbebêkos de estin, ho ginetai kai ...
Achtung – gehört zu den Wertgefühlen , mit denen sich die selbstbewußt aufstrebende neue Disziplin der Axiologie beschäftigt. Aber Achtung ist immer das Gefühl eines Wertes, den wir Personen oder doch menschlichen Äußerungen beilegen, also nicht nach einem objektiven Maßstabe, wie wir ...
adjektivische Welt – Der grammatikalische Terminus adjectivum ist bekanntlich eine Übersetzung des griech. epitheton bekannt ist auch, daß Aristoteles, der allerdings kein Grammatiker war, noch keine Ahnung hatte von der Kategorie des Adjektivs, daß bei ihm epitheton auf den Spezialfall des ...
Affinität – Das Wort bezeichnete im Lateinischen deutlich die Nachbarschaft, sodann in der juristischen Gemeinsprache die Verwandtschaft durch Heirat, also Verschwägerung im Gegensatze zur Blutsverwandtschaft, cognatio. Die ältere Logik, welche einen Grund für die Assoziierbarkeit der Begriffe suchte, fand ihn in ...
Agnostizismus – So uralt das Wort anklingt, ist es doch erst vor wenigen Jahrzehnten aus England herübergekommen, wo die freiesten Menschen sich Agnostiker nennen, um das unschickliche Wort Atheist zu vermeiden. Die altchristlichen Agnoëten hießen so nicht, weil sie sich selbst ...
Ähnlichkeit – Das junge Wort ähnlich ist etymologisch nicht mit Sicherheit zu erklären. Die Herleitung aus analogen, die Anlehnung an Ahn ( ähneln ist aber eine neuere Bildung) befriedigen nicht recht. Eine Lehnübersetzung von similis ( einlich , wie es im 16. Jahrhundert hieß ...
Algebra der Logik – Auf englischem Boden erwachsen ist diese Disziplin der vorläufig letzte Versuch, die formale Logik auf ihrem abschüssigen Lebenswege aufzuhalten; dem englischen Geiste gemäß ist dieser Versuch zugleich radikal und konservativ ausgefallen. Radikal macht er ein Ende ...
Als ob – Schon in der ersten Ausgabe meines »Wörterbuchs der Philosophie« habe ich auf die Bedeutung des als ob hingewiesen und dieses »bescheidene Wort der Resignation« sogar schon unter die Schlagwörter des Registers aufgenommen. Ich habe auf Leibniz, auf Weismann ...
Altruismus – ist eines von den Trutzwörtern, die erst im Gegensatze zu einem ganz andern Worte aufkommen konnten; A. Comte hat es in schlechtem Latein, aber aus edlem Herzen geschaffen und an den Gegensatz von ego und alter gedacht. Es ...
an sich – ist nichts, was wir wüßten, was wir Menschen wissen könnten; an sich ist, genau betrachtet, eine Negation; die kühne Behauptung, daß Etwas da sei, was dennoch nicht auf uns gewirkt habe. Nur der naive Realismus glaubt zu wissen ...
Analogie – Die Lehre von der Analogie und selbst die von den sogenannten Analogieschlüssen gehört in die Psychologie und nicht in die Logik, d.h. sie würde zweckmäßiger oder gehöriger im Zusammenhange mit psychologischen Untersuchungen abgehandelt als mit logischen. Wie denn ...
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Der Teufel kommt auf die Erde weil die Hölle geputzt wird, er kauft junge Frauen, stiftet junge Männer zum Mord an und fällt auf eine mit Kondomen als Köder gefüllte Falle rein. Grabbes von ihm selbst als Gegenstück zu seinem nihilistischen Herzog von Gothland empfundenes Lustspiel widersetzt sich jeder konventionellen Schemeneinteilung. Es ist rüpelhafte Groteske, drastische Satire und komischer Scherz gleichermaßen.
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