Egoismus – Der natürliche und unausrottbare egozentrische Standpunkt des Durchschnittsmenschen ist als berechtigt hingestellt worden von dem edlen Spinoza in dem monumentalen Satze (Ethik IV prop. 24): »Ex virtute absolute agere nihil aluid in nobis est, quam ex ductu rationis agere ...
I. Wir haben gelernt, daß die Ideenlehre Platons vom christlichen Mittelalter vielfach nur um der Platonischen Staatslehre willen bevorzugt, wurde, die doch mit Platons Erkenntnistheorie herzlich wenig zu tun hatte; und moralisch , im christlichen Sinne, war die Ideenlehre ebensowenig ...
I. Luther hat einmal die schlechten Handlungen der Menschen, die er Sünder nennt, in zwei große Gruppen eingeteilt: »Wenn man alle Sünden auf einen Haufen fasset, so teilen sie sich in die zwei Stücke, welche sind des Teufels Werk, nämlich ...
Eigenschaft – Ich habe für die Darstellung der Lehre, daß menschliche Erkenntnis einzig und allein auf die adjektivische Welt geht, daß die verbale Welt und die substantivische Welt uns für alle Zeiten so unbekannt bleiben müssen wie die Kräfte -an-sich ...
Eigentum ist Diebstahl – Anstatt einer historischen oder rechtsphilosophischen Untersuchung über den Eigentumsbegriff nur eine Bemerkung über den berühmten Satz des edlen Proudhon. Es ist bekannt, daß der rebellische Gedanke schon zwei Menschenalter vor Proudhon ausgesprochen worden ist, von Brissot, dem ...
einfach – Unser deutsches Wort ist eine späte Lehnüberübersetzung von lat. simplex . In älterer Zeit hatte man die noch genauere Übersetzung einfalt gebildet, die im Gotischen, Angelsächsischen, Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen vorkommt; die Ableitung einfältig , früher im Sinne von einfach und schlicht ...
Einfluß – Beinahe wie Abhängigkeit , die, von Anfang an ein schiefes Bild, das Verhältnis von Ursache und Wirkung ausdrücken sollte, Notwendigkeit also, am Ende aber zu dem vagen Begriff verblaßte, den wir kennen (vgl. Art. Abhängigkeit ) , ist auch Einfluß bis an ...
Einheit – In meiner Sprachkritik (III, 142 ff.) habe ich schon kurz auf die Schwierigkeiten des Einheitsbegriffs hingewiesen. Weder die Einheiten, mit denen der Schulknabe heute rechnen zu dürfen glaubt, noch die logische Einheit zwischen dem subsumierenden und dem subsumierten Begriffe ...
I. Der Gemeinsprache gehören die Worte eitel und Eitelkeit an, haben aber in ihrer Definition ebenso große Schwierigkeiten wie in ihrer Herleitung. Schon im Lateinischen muß das Nebeneinander zweier Bedeutungen auffallen, die nicht so leicht zu vermitteln sind, wie die ...
Element 1 – Wir haben das lateinische Fremdwort Element zu fast gleicher Verwendung in allen unseren Kultursprachen. Wir schwören beim Element , wir nennen das Wasser (ein Hauptelement) das Element der Fische, wir nennen die Anfangsgründe einer Wissenschaft, d.h. nicht so ...
I. Ordnung ist ein Menschenbegriff. In der wirklichen Natur gibt es weder Ordnung noch den Wunsch nach Ordnung. Auch im Menschenhirn, weil es wirkliche Natur ist, gibt es keine Ordnung; wohl gibt es aber da einen Ordnungssinn, eine Sehnsucht , zuerst ...
Endursachen – Die Widersprüche, welche der Begriff der Zweckmäßigkeit darbietet, sobald wir ihn, der einzig und allein Motive des bewußten Handelns bedeutet, auf die Organe der Lebewesen anwenden, – die Widersprüche des Begriffs und einiges aus seiner Wortgeschichte suche man in den ...
I. Unsere Zeit gleitet langsam auf die Bahn der Naturphilosophie zurück. Wir haben die Angst vor der verpönten Naturphilosophie verlernt. Sie kann auch nicht mehr so gefährlich werden, wie sie der Wissenschaft in Deutschland vor hundert Jahren wurde. Damals versuchten ...
Entwicklung – Wer sein Ohr für die wissenschaftlichen Schlagworte geschärft hat wie für die Worte der Gemeinsprache, der hört den Kampf zwischen Zweck und Zufall auch aus dem allerklärenden Begriffe des Darwinismus heraus; aus dem Worte Entwicklung , das noch im D ...
I. Die Wortgeschichte bietet wenig Interessantes; es wäre denn, daß man gerade an diesem einfachen Beispiel die Unklarheit der Sprachwissenschaft und die Trägheit in der Vererbung der Begriffe aufzeigen wollte. Das griechische Wort empeiria gehörte wohl der Gemeinsprache an (es ...
erkennen – Es wäre unehrlich, wollte ich bei diesem kleinen Versuche, den Begriff von seiner sinnlichen Bedeutung zur übersinnlichen zu begleiten, von der allersinnlichsten Bedeutung ausgehen, weil erkennen in der deutschen Bibelsprache soviel heißt wie den Beischlaf vollziehen ; ist doch die ...
Erkenntnistheorie – Wenn Erkenntnistheorie überhaupt eine wissenschaftliche Disziplin ist, so ist sie unter den philosophischen Disziplinen die jüngste und die vornehmste. Die jüngste, weil die Philosophie durch Jahrtausende die schwersten Probleme der Metaphysik schon behandelt hatte, bevor sie sich darauf besann ...
Erpressung – Nur einige flüchtige Richtlinien kann ich ziehen und hoffen, daß sie genügen werden, wenigstens die Frage zu beantworten, weshalb dieser Rechtsbegriff in einem Wörterbuch der Philosophie behandelt wird. Zu einer gründlichen historischen Behandlung wären Vorarbeiten nötig gewesen, die ...
Erscheinung – Das Wort gehört unserer philosophischen Sprache dauernd erst seit Kant an, der damit das griech. phainomenon übersetzte, die idealistische Vorstellung von Berkeley entlehnend, das deutsche Wort von Baumgarten; vorher dachte man bei Erscheinung zunächst an ungewöhnliche Wahrnehmungen, wie denn ...
esoterisch – sei hier gebucht, weil das Wort anfängt, mißverstanden zu werden; wirklich wie ein Fremdwort, das von Halbgebildeten einfach falsch gebraucht wird. Nach den unzuverlässigen Notizen der griechischen und lateinischen Anekdotensammler unterschied Aristoteles seine Vorträge, vielleicht auch seine Schriften in ...
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
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