schön – Homeros und Sophokles, Pheidias und Raphael, Dante und Shakespeare, Lionardo da Vinci und Sebastian Bach haben Werke geschaffen, die wir heute noch schön finden; Sie haben geschaffen ohne Ästhetik, ohne auch nur zu ahnen, daß es einmal eine Wissenschaft ...
I. Vierzig Jahre brauchte Schopenhauer beinahe, bevor sein Hauptwerk, durch den schriftstellerischen Erfolg seiner Parerga empfohlen, den Ruhm erlangte, der dem Philosophen, als die Zeit gekommen war, denn doch besser schmeckte als der von ihm so hoch gepriesene Nachruhm. Wieder ...
I. Mit einem seiner vielen berückenden und verrückenden Wortspiele hat Nietzsche im Zarathustra (Von alten und neuen Tafeln 12) unbewußt das Geheimnis verraten, weshalb die prächtige Pädagogik der Jahrhunderte seit Comenius und insbesondere die preisenswerte Pädagogik der letzten Jahrzehnte wesentlich ...
Sehnsucht – Alle Sprache ist von Hause aus Rückblick, Geschichte , weil sie Gedächtnis ist. Also Vergangenheit. Soll die Sprache Zukunft werden, so muß sie eine Sehnsucht ausdrücken lernen. Eigentlich kann die Sprache gar nicht sagen, was noch nicht war. (Eine Wiederholung ...
Sein – Es gibt ein Wort, das man mit dem Wirklichkeitsbegriff selbst vertauschen könnte und das dennoch, seitdem Platon virtuosenhaft mit ihm gespielt hat ( on, ousia ), eben dadurch zum allerunwirklichsten Begriff geworden ist: Sein, esse, essentia, existentia. Dasein, Wesen . Jedesmal, wenn ...
Selbstbeherrschung – Die Tugend der Tugenden. »Sie ist die Grundbedingung aller moralischen Tüchtigkeit, im besondern die allgemeine Grundform der individualistischen Tugenden« (Paulsen, Ethik 2 S. 397). Dann aber ist für Paulsen dieselbe Selbstbeherrschung auch wieder eine Pflicht (und Pflicht ist doch ...
Selbstmord – Die Frage, ob der Selbstmord erlaubt sei oder nicht, ist in einem so hohen Grade dumm, daß jeder Versuch einer Beantwortung dumm werden muß. Man könnte mit gleichem Rechte fragen, ob eine Eiche erlaubt sei. Und hält man den ...
Sinn des Lebens – Niemals kann ich ohne stillere oder lautere Heiterkeit Bücheranzeigen lesen, die mit Titeln anlocken wie: der Sinn des Lebens , der Wert des Lebens , der Unfug des Sterbens usw. Meinem Bilde von der Geistesarbeit der Zunftphilosophen würde ein ...
sogenannt – Ein Pedant könnte an mich die Forderung stellen, kein einziges Wort meiner Sprache in meiner Darstellung zu gebrauchen, ohne daß es zwischen Anführungszeichen gesetzt würde oder durch Voranstellung des Warnungszeichens sogenannt (Lehnübersetzung von sic dictus ) verdächtig gemacht. Wie ein ...
I. Sollen ist mit seiner ganzen etymologischen Sippe (Schuld, I shall ) und mit seiner begrifflichen (Pflicht, Gebot, Moralgesetz, kategorischer Imperativ, devoir, dovere, duty usw.) eins der wunderlichsten Worte, im Deutschen sowohl wie in den andern modernen Kultursprachen. Christlich ist ...
Sparsamkeit, Gesetz der – Eine der törichtesten unter den Personifikationen der neuem Wissenschaft ist das sogenannte Gesetz der Sparsamkeit der Natur . Das Gegenteil ist wahr. Nur daß Verschwendung ein viel zu mildes Wort wäre für den wirklichen Vorgang. Ein Verschwender kann ...
Spinozas »Deus« 1 . – Wie wir wünschen, Spinoza hätte uns seine Weltanschauung ohne seine Beweise gegeben, d.h. seine Gedanken ohne seine Sprache, so wünschen wir auch, er hätte das Doppelspiel, das Gott der Natur gleichsetzt (Deus sive Natura) und willkürlich ...
Sprachkritik – Die Aufgabe , die ich mir gestellt habe, Beiträge zu einer Kritik der Sprache zu geben, halte ich nach wie vor für die wichtigste Aufgabe der Erkenntnistheorie . Ich weiß, daß dieses Pensum über die Kraft eines Menschen geht, eigentlich über ...
I. Beim Stoffbegriff wird uns die Einsicht in das Wesen der Lehnübersetzungen nicht weit führen, trotzdem auch hier wieder ganz klar ist, daß materia (materies ) als philosophischer Terminius den griechischen Terminus hylê übersetzte, und daß Stoff nach langem Schwanken, das ...
I. Mit einem Gefühle, das aus Ärger und Heiterkeit gemischt ist, erinnere ich mich einer Stunde, in welcher ich vor bald vierzig Jahren zum ersten Male einen unglücklichen Versuch machte, meine Gedanken über das Wesen der Strafe vorzutragen. Der ...
substantivische Welt – Wir haben (vgl. Art. adjektivische Welt ) die einzige Welt unserer Erfahrung , die Wirklichkeitswelt, die Welt des Sensualismus kennen gelernt als diejenige Welt, für deren Beschreibung die Sprache ihre Adjektive zur Verfügung hat; wir haben vermutet, daß das Adjektiv ...
Tao – In der Sehnsucht nach einer von christlichen Zutaten freien Mystik haben uns feine Menschen seit einigen Jahrzehnten den Taoismus angepriesen. Ellissen gibt viel früher (1840) das chinesische Wort mit Dao wieder: » Wunder wohl müssen vor Dao verschwinden.« Nirgends ...
Tautologie . – Wie so häufig bezeichnen wir mit diesem Worte einen logischen Begriff und vergessen darüber, daß die Griechen das Wort ( tautologia ) auf die Rhetorik beschränkten; wer das Gesagte wiederholte, ungeschickt oder zum Schmucke seines Vertrages, der redete tautologikôs . Noch Quintilianus ...
Theosophie – So verschieden die Namen sind, mit denen man die Lehre bezeichnet, alle verraten den Schwindel oder den Selbstbetrug, der dahintersteckt. Der » Okkultismus « behauptet keck, Kenntnis vom Unerkennbaren zu besitzen, Einsicht in das Verborgene, Erfahrung vom Unerfahrbaren. Vornehmer klingt »Xenologie ...
Tod – Den heikelsten Fragen des gegenwärtigen Denkens standen nicht nur die philosophisch plumpen Römer, sondern auch die dialektisch feinen Griechen, beide wie Naturvölker gegenüber. Die Frage: »Wie ist der Tod in die Welt glommen?« konnte in griechischer Sprache noch ...
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
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