paradox – war schon den Griechen ein geläufiges Wort und bezeichnete ihnen, was para doxan war, gegen die allgemeine Meinung, also gegen die Erwartung, was unglaublich, was wunderbar war; die Lateiner übernahmen das Wort in griechischer Form und machten es beinahe ...
Patriotismus . – Das Wort ist in seiner Bedeutung Vaterlandsliebe so international geworden, daß man kaum schon daran gedacht hat, es historisch zu erklären. Die Herkunft aus lat. patria lag ja auf der Hand. Aber lat. patriota bezeichnete nicht den Patrioten, den ...
I. Persönlichkeit gehört zu einer Gruppe künstlicher Worte, die eigentlich den Prinzipien aller Sprachgeschichte zu widersprechen scheinen. Analogiebildungen ohne Sinn und ohne Inhalt, von Wortphilosophen einem Wortsysteme zuliebe geformt, schleppen sie ihr leeres Dasein innerhalb des Systems eine Weile fort ...
I. Ohne jeden Zweifel ist unser stimmungsvolles Wort dichten von lat. dictare herzuleiten, das schon bei den Römern außer der Bedeutung diktieren auch noch (besonders bei den Juristen) die von verfassen hatte. Das deutsche Lehnwort dichten wurde mehr und mehr ...
post hoc, ergo propter hoc Alle Welt weiß, daß es ein Fehlschluß oder gar ein Sophisma ist, aus der Folge in der Zeit auf einen ursachlichen Zusammenhang zu schließen. Unsere Bauernregeln über das Wetter, der unausrottbare Aberglaube an den Einfluß ...
Pragmatismus . – Auf dem letzten Kongresse der Philosophen kam es zu einem Streite zwischen der Philosophie der alten Welt und der Philosophie, die unter dem Namen des Pragmatismus in Amerika populär geworden ist; bei dem Kampfe konnte nicht viel herauskommen, ebenso ...
primitive Philosophie . – Den schönen Satz, Vollständigkeit sei der Tod der Wissenschaft, hat sein Präger, Wilamowitz-Möllendorf, wohl nur gegen die Professoren gemünzt, die sich nicht genug tun können an Literaturangaben über jede Lappalie; in den historischen Wissenschaften aber erbt sich ...
psychisch . – Bei Gelegenheit der Untersuchungen, die den Instinktbegriff betrafen, habe ich mich gegen die Logik wenden müssen, welche die tierischen Kunsttriebe aus den auch menschlichen Tätigkeiten erklären will, die der Erhaltung des Individuums und der Erhaltung der Art dienen. Atmen ...
Qualität . – Es ist bisweilen nützlich, sich zu erinnern, wie scholastisch die meisten Wörter gebildet worden sind, die aus dem technischen Gebrauche der Philosophen in die gebildete Gemeinsprache übergingen. Zwar ist unser Wort qualitas bedeutend älter als die mittelalterlichen Formationen quidditas ...
Quantität . – Parallel mit lat. qualitas hat man lat. quantitas (als Lehnübersetzung von posotês ) gebildet; die Qualität war erst die dritte, die Quantität war gleich die zweite von den Kategorien des Aristoteles. Die Frage richtete sich diesmal ( posos ) nur auf eine ...
Quietiv . – Schopenhauer hat die Verneinung des Willens gelehrt; nach ihm soll zunächst die Kunst , sodann in weit höherem Maße die Erkenntnis zu einem Quietiev, zu einem Beruhigungsmittel des Willens werden. Aber Kunstgenuß und Erkenntnisdrang sind nur andere, allgemein höher bewertete ...
Rationalismus – In meiner Darstellung des Nominalismus (II. S. 160) suchte ich zu zeigen, daß die Dogmen der christlichen Kirche im Mittelalter aus der Vernunft bewiesen werden sollten, daß dann zwischen beweisbaren und unbeweisbaren Dogmen unterschieden wurde und daß endlich die ...
I. Der Satz, die Zeit sei die vierte Dimension der Wirklichkeit (außer den drei Dimensionen des Raums), leidet an einer sprachlichen Liederlichkeit. Man hat eine Lehnübersetzung von Dimension nicht beliebt, weil sie schwierig gewesen wäre. Richtung wäre falsch, weil der ...
Realismus – Die Alten und die Scholastiker, wenn man von den griechischen Skeptikern und von den mittelalterlichen Nominalisten absieht, behandelten die Frage nach der Realität der Dinge – man achte auf die Tautologie – in einer Disziplin, welche nacheinander die Namen: erste Philosophie ...
I. Die Macht des Wortes über die Begriffe des »heiligen«, des »ewigen« Rechts will ich zunächst nur an zwei Beispielen erweisen; das eine ist dem Sachenrecht oder vielmehr dem Kampfe um das Eigentum entnommen, das andere dem Strafrecht; und die ...
Relation (relativ) – Wir in Deutschland stehen immer noch zu sehr unter dem Banne der nachkantischen Terminologie, lassen uns immer noch so sehr von dem Wortschalle absolut verblüffen, daß der Relativismus als eine Weltanschauung gegen ein Vorurteil anzukämpfen hat; als ob ...
Religion – Klarheit ist hart wie Mondschein in einer hellen Winternacht. Wir wollen uns nur hüten; aus Härte ungerecht zu werden, und diejenigen insgesamt der Heuchelei zu zeihen, die den Glauben an einen lieben Gott längst verloren haben, aber Religion oder ...
I. In allen europäischen Kultursprachen ist das Wort, soweit die Gemeinsprache in Frage kommt, zu einer Bezeichnung geworden, die eigentlich genau nur den Gegensatz zur Monarchie ausdrückt. Horcht man schärfer auf den Sinn, so hat aber das universal-sprachliche Wort ...
Richtung – Das Wort richten (von recht abgeleitet, natürlich wie dieses ein Lehnwort und nicht etwa mit lat. rectus »urverwandt«) hatte ursprünglich, was man so ursprünglich nennt, die Bedeutungen : gerade machen, senkrecht stellen, schlichten (besonders einen Streit); die Bedeutung gerade machen ...
schön – Homeros und Sophokles, Pheidias und Raphael, Dante und Shakespeare, Lionardo da Vinci und Sebastian Bach haben Werke geschaffen, die wir heute noch schön finden; Sie haben geschaffen ohne Ästhetik, ohne auch nur zu ahnen, daß es einmal eine Wissenschaft ...
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Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
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